28.03.2024

Wieso viele Bäume immer noch Blätter tragen

Bunt sind – immer noch – die Wälder. Foto: Dorn
Bunt sind – immer noch – die Wälder. Foto: Dorn

Förster Walter Pfefferle: Die Pflanzen holen nach, was sie während der Trockenheit verpasst haben. Doch ganz ohne Risiko ist das für sie nicht.

Schriesheim/Hirschberg. (hö) Es ist Anfang Dezember, kurz vor dem zweiten Advent, und doch tragen immer noch ungewöhnlich viele Bäume Blätter. Wie kann das sein – und ist das für die Pflanzen am Ende ein Problem? Revierförster Walter Pfefferle, zuständig für das nördliche Schriesheim und Hirschberg, klärt auf.

Dass die Bäume die Blätter noch nicht abgeworfen haben, liege am heißen und trockenen Sommer und dem regenreichen Herbst: "Die Bäume versuchen nachzuholen, was sie verpasst haben." In allen Trockenjahren hielt sich das Laub besonders lang an den Zweigen, so Pfefferle. Und auch der recht milde Oktober und November zwangen bisher die Pflanzen nicht dazu, sich vom Blatt-Ballast zu befreien. Den Bäumen "macht das physiologisch nichts", wenn die Blätter länger hängen bleiben. Wichtig sei eher, dass sie diese kontrolliert loswerden – und danach sieht es momentan aus, denn: "Es gab noch keine Herbststürme." Doch ganz ungefährlich ist das nicht, denn früher Schneefall könnte sich "verheerend auswirken": Unter der Last der Blätter besteht die Gefahr, dass die Äste abbrechen – wie man das in diesem April beim Wintereinbruch kurz nach der Blüte auch schon erlebt habe.

Ob nun die längere Vegetationsperiode – im Moment ist man etwa zwei Wochen gegenüber dem normalen Blattabwurf zurück – Auswirkungen auf den Stoffwechsel der Bäume hat, ist für den Förster "Spekulation", auch wenn er sich im Prinzip vorstellen kann, dass die Ruhephase der Bäume dann "zu kurz ausfällt" und das knappe Wasser dann doch länger reichen muss – schließlich treibt das Gehölz auch früher aus. In jedem Fall sei es viel gravierender, wenn die Gehölze, wie in diesem Sommer geschehen, die noch grünen Blätter abwerfen, um den Wasserverlust zu reduzieren. Denn dann haben sie im Herbst nicht die Möglichkeit, aus ihnen die Nährstoffe für den Winter herauszusaugen.

Gelegentlich hört man, dass nach den Regenfällen, die auf die Dürre von April bis September folgten, die Bäume neu ausgetrieben haben. Das kann Pfefferle für den Wald nicht bestätigen, auch wenn manche Obstbäume, aber auch Rosskastanien wieder blühten und neue Blätter wuchsen.

Wie schlimm sich die Trockenheit des Sommers auf den Wald ausgewirkt hat, kann der Förster noch nicht sagen: "Das wird sich erst im Frühjahr zeigen." Doch schon jetzt sehe man, dass es exponierte Stellen, vor allem am Bergstraßenhang, eher getroffen hat als Lagen tiefer im Odenwald. Insofern hofft Pfefferle nun auf "einen normalen Witterungsverlauf" mit Frost über mehrere Tage – was dem Boden guttut und Schädlinge (wenn auch nicht den gefürchteten Borkenkäfer) dezimiert.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung