08.09.2024

Schafe nur streicheln, aber bitte nicht füttern

Winzer Michael Merkel bittet darum, die Ouessantschafe, die gerade im Dossenheimer Weg grasen, nicht zu füttern. Erst vor zwei Wochen hat er zwei Tiere verloren. Foto: hö
Winzer Michael Merkel bittet darum, die Ouessantschafe, die gerade im Dossenheimer Weg grasen, nicht zu füttern. Erst vor zwei Wochen hat er zwei Tiere verloren. Foto: hö

Zwei Ouessantschafe starben an Koliken, weil sie Brot bekamen. Sie dürfen nur Gras und Heu fressen.

Schriesheim. (hö) Die süßen Wollknäuel sind die Attraktion, gerade für Kinder. Genau deswegen schweben die Ouessantschafe in großer Gefahr. Denn sie werden immer mal wieder gefüttert – und das kann die Tiere umbringen. So erging es Michael Merkel, der seit fünf Wochen seine sieben Tiere im Dossenheimer Weg weiden lässt. Vor zwei Wochen waren es aber noch zwei mehr. Ein Mutterschaf und ein Lamm starben, nachdem man ihnen trockenes Brot zugeworfen hatte. "Brot ist gefährlich", sagt Merkel, "das bläht den Schafen den Magen auf." Denn sie sind Wiederkäuer und brauchen nur Gras oder Heu und Wasser. Alles andere führt zu oft tödlichen Koliken.

Zeitweise war die ganze Herde in Lebensgefahr, denn alle Tiere hatten von dem Brot gegessen; nur dank der schnellen Hilfe von Mirjam Beverungen und ihrer Tierarztpraxis konnten die Schafe gerettet werden. Ein neugeborenes Lämmchen, das "auf der Kippe stand" (Merkel), mussten Sandra und Michael Merkel dann per Flasche aufziehen, um es durchzubringen. Schon im letzten Jahr waren zwei Tiere aus demselben Grund ums Leben gekommen.

Die Merkels haben deswegen auch Schilder aufgestellt, die ausdrücklich davor warnen, die Schafe zu füttern. Unlängst erst stellte er eine Familie zur Rede, die Brot und Karotten über den Zaun warf. "Ist doch nur ein bisschen", entschuldigten sie sich. "Aber wenn das zehn Leute am Tag machen, wird aus dem Bisschen schnell viel", gab er ihnen zurück. Immerhin hatten die das dann verstanden, doch das ist nicht immer so: "Manchmal sind die Leute rücksichtslos: Die reißen den Zaun nieder und jagen die Schafe. Aber die sind Fluchttiere und rennen um ihr Leben. Bei diesen Temperaturen droht ihnen ein Hitzeschlag."

Die Tiere halten die Merkels nicht zum Spaß. Sie dienen schon seit sieben Jahren der biologischen Bewirtschaftung des Wingerts – wie es auch Georg Bielig und Max Jäck tun, die alle die Umstellung ihrer Weinbaubetriebe auf "Bio" hinter sich haben. Doch solche Probleme wie Merkel hatten die bisher nicht: "Das Problem ist der Dossenheimer Weg", sagt Merkel, hier ist einfach mehr los als in Richtung Leutershausen, wo auch die Ouessantschafe – insgesamt gibt es in Schriesheim 60 – grasen. Gegen das Streicheln hat Merkel hingegen nichts: "Man muss nur prüfen, ob der Strom am Zaun aus ist. Aber bitte nicht füttern!"

Die Schafe, die das ganze Jahr draußen sind, vollbringen manchmal kleine Wunder: Sie waren mal in Merkels Garten am Burgweg, in dem ein noch von seinem Uropa gesetzter Mirabellenbaum steht, der lang nicht mehr getragen hatte. Doch nach dem Grasen war er wieder voller Früchte.

Copyright (c) rnz-online
Autor: Rhein-Neckar-Zeitung

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