08.09.2024

Im "Repaircafé" werden kaputte Elektrogeräte repariert

Man muss nicht alles neu kaufen. Ziel ist, gemeinsam nach Lösungen zu suchen, einfach nur die Sachen abzugeben, geht nicht.

Schriesheim. (ksk) Ein "Repaircafé"? Was soll das denn sein? Doch die Antwort steckt eigentlich schon im Namen. Was vor einigen Jahren in den Niederlanden begann, fand nun auch seinen langen Weg nach Schriesheim ins Begegnungszentrum "Mittendrin". Vor gut drei Monaten startete Anfang April nach zweijähriger Vorbereitungszeit endlich das langersehnte Projekt "Repaircafé".

Seitdem hat sich im "Mittendrin"-Obergeschoss schon einiges getan. Über 40 Elektrogeräte konnten in dieser kurzen Zeit wieder zu neuem Leben erweckt werden, und verantwortlich dafür ist ein kleines Team aus acht leidenschaftlichen Tüftlern.

Immer am ersten Freitag eines Monats und am Samstag drauf empfangen die freiwilligen Helfer an drei umfunktionierten Werkbänken alle verzweifelten Elektrogerätebesitzer. Von Mikrowellen bis hin zu alten Radios und Telefonen kann vieles noch einmal repariert werden, ohne dass es im Müll landen muss.

Und damit in der Zukunft noch besser gewerkelt werden kann, entschloss sich der Arbeitskreis der Schriesheimer Senioren (ASS) dazu, das Projekt mit seiner diesjährigen Spende zu unterstützen. Und so übergab der ASS-Vorstand der Leitung des Begegnungszentrums, Christine Vierling, am letzten Freitagmittag einen Spendenscheck über 300 Euro. "Als Erstes werden neue Arbeitslampen für die ehrenamtlichen Tüftler angeschafft", erzählt Jürgen Roland erfreut. Der ehemalige Elektriker ist ein Mitglied des acht-köpfigen Teams und wollte sein großes Know-how schon lange anderen zur Verfügung stellen.

Das Konzept des "Repaircafés" ist es aber nicht, dass man einfach sein Gerät vorbeibringt und irgendwann wieder abholt. Roland erklärt: "Wir sind ja keine Werkstatt." Denn am wichtigsten ist die Zusammenarbeit. Es soll ein schöner und lehrreicher Prozess des Suchens und Findens sein, den dabei der Elektroexperte und der Reparatursuchende zusammen gehen können.

So freuen sich alle, wenn sie am Ende des Tages mit neuem Wissen nach Hause gehen. Ziel ist es aber auch, den unnötigen Elektroschrott zu verringern. Roland machte nämlich die Erfahrung, dass"der Großteil des Elektromülls, wegen Kleinigkeiten und eigentlich leicht zu behebender Probleme entsorgt wird".

Oft sind die Reparaturkosten bei einem Profi-Betrieb zu hoch. Im "Repaircafé" dagegen muss der Besucher nur eventuelle Ersatzteile selbst bezahlen und vorher organisieren, der Rest ist gratis.

Momentan müssen die Bastler noch größtenteils ihr eigenes Werkzeug mitbringen, doch das soll sich in der Zukunft ändern. "Die Spende des ASS ist hierfür ein sehr guter Anfang", stimmt auch Christine Vierling zu. Sie ist begeistert von dem Ansturm, der seit Beginn des Projektes von Monat zu Monat immer größer wurde. "Die Leute schauen mit Freude beim Reparieren zu und sind bereit, hierfür die ein oder andere Stunde zu opfern", berichtet Vierling.

Auch ASS-Vorsitzender Peter Ahlf war überzeugt von der guten Idee seiner Kollegin Gertrud Sulz-Gropp, die ihm den Vorschlag für die diesjährige Spende machte. "Der ASS ist froh, das ,Mittendrin’ nach langjähriger enger Zusammenarbeit mit dieser Spende unterstützen zu können", berichtete Ahlf nach der Scheckübergabe.

Die erste Idee für das Projekt kam bereits 2022 von Horst Burgdörfer. In den darauffolgenden Jahren wurde viel Vorarbeit geleistet. So ließ man sich bei von Edingen-Neckarhausen bei der Umsetzung des Repaircafés inspirieren und erwägt nun ebenfalls, in der Zukunft dem "Verein Repaircafé" an der Bergstraße beizutreten.

Alle Beteiligten sind mit Herzblut dabei. Vor allem die Tüftler tauschten sich begeistert über ihre verschiedensten Aufgaben der letzten Monate aus. Diese reichten von einfachen Radios bis hin zu komplizierten amerikanischen Küchengeräten. Die freiwilligen Helfer sind immer aufs Neue vom Ehrgeiz gepackt und hoffen auch weiterhin auf viele interessante Aufträge.

Info: Das "Repaircafé" im "Mittendrin" ist immer am ersten Freitag und Samstag eines Monats von 10 bis 12 Uhr.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung