Beim Programm bleibt es im Wesentlichen beim Alten, nur die Box-Matinee fällt aus. Dafür kommt ein Riesenrad wieder.
Von Micha Hörnle
Schriesheim. Ganz überraschend ist die Nachricht aus dem Markt- und Kulturausschuss nicht: Am ersten und zweiten März-Wochenende wird es wieder einen Mathaisemarkt geben – und zwar wie man ihn bis 2020 kannte. Denn aktuell gibt es keine Corona-Beschränkungen – und somit "keinen Grund, den Mathaisemarkt nicht zu planen", so Bürgermeister Christoph Oeldorf am Mittwoch. So wird es eher ein "Business as usual" mit dem gewohnten Programm: Krönung der Weinhoheiten, Lauf, Umzug, Mittelstandskundgebung und Abschlussfeuerwerk. Natürlich gibt es wieder ein Festzelt, den Rummel (wieder mit dem Riesenrad), die beiden Straußwirtschaften und Programm im Zehntkeller. Einzig das Boxen fällt dieses Jahr aus.
Dass der neue Bürgermeister noch keine neuen Akzente setzen konnte, liegt an der knappen Zeit. Reformen soll es erst im übernächsten Jahr geben – und an der Diskussion werden alle Akteure beteiligt.
> Das Programm: Auch hier wird an Altem festgehalten (siehe unten). Man sei in den Planungen schon "weit gediehen", sagte Oeldorf, doch mit Details hielten sich die Organisatoren zurück. Gabriele Mohr-Nassauer vom Kulturkreis konnte nur berichten, dass es eine Kunstausstellung im Feuerwehrhaus geben wird; und Winzergenossenschaftsvorstand Hartmut Haas nickte nur, als es um die Weinprämierung am 15. Februar und die Krönung der neuen Weinhoheiten am Eröffnungstag ging.
Michael Stang ist weiter als Organisator des Mathaisemarkt-Laufs an Bord, und er sagte am Mittwochabend: "Wir wollen wieder laufen, die Strecke ist genehmigt, und wir gehen jetzt in die Ausschreibung. Die Läufer sind ganz heiß darauf." Kurz: "Wir sind im Moment guter Dinge."
Doch ein Manko bleibt: Die Box-Matinee, sonst am ersten Sonntagmorgen im Festzelt, entfällt. Dies liege, so Oeldorf, an "organisatorischen Dingen außerhalb Schriesheims". Tatsächlich gebe es, so berichtete der langjährige Organisator Werner Kranz im RNZ-Gespräch – er war am Mittwoch nicht in der Sitzung –, heftige Querelen innerhalb des baden-württembergischen und deutschen Boxverbands. Und ohne deren Mithilfe könne man "auf dem Mathaisemarkt nichts Gescheites machen". Und so endet jetzt erst einmal eine seit 1975 währende Box-Tradition auf dem Fest – aber hoffentlich nicht auf ewig. Auch Oeldorf hält das für "sehr bedauerlich", er will aber "schauen, ob eine Ersatzveranstaltung möglich ist".
> Der Festzug: Schon vor einem Monat hatten die meisten Vereine, die bis 2020 bereits dabei waren, signalisiert, dass sie auch 2023 wieder teilnehmen werden (RNZ vom 29. Oktober). Daran hat sich auch nichts geändert, so Ordnungsamtsleiterin Julia Geiss. Die Begeisterung sei groß, und das Motto "Werbereifes Schriesheim" – also ein bekannter Werbespruch pro Zugnummer – werde gut angenommen. Oeldorf ist sich jetzt schon sicher: "Wir werden einen tollen Festzug erleben, alle sind hoch motiviert. Jedenfalls wird der Umzug nicht daran scheitern, dass keiner mitmacht." Bernd Molitor (Grüne Liste) sprach das leidige Problem der TÜV-Abnahme an – und ob das vor Ort geschehe. Ja, antwortete Geiss: Nach zwei Jahren sei der TÜV sowieso wieder fällig; außerdem werde es auch einen zweiten Termin zur Nachprüfung geben.
> Das Festzelt: Hier plant Wirtin Ilona Böhm "keine Änderungen": Am Dienstag steigt wieder die Mallorca-Party mit fünf Gruppen – am bekanntesten und kontroversesten dürften DJ Robin und Schürze sein, die mit "Layla" den Sommerhit des Jahres landeten. Allerdings ist für viele dieses schlichte Ballermann-Lied zu sexistisch und wurde auf etlichen Festen "verboten". Ansonsten spielen am ersten Sonntag "Just for Fun" und am zweiten Freitag und Samstag die Band "SOS Partyalarm". Und was gibt es zu essen? "So weit sind wir noch nicht", meint Böhm.
> Das Gewerbezelt: BDS-Vorsitzender Rolf Edelmann steckt gerade in der Kalkulation, aber er weiß jetzt schon: Auf die Aussteller kommen etwas höhere Kosten zu – wegen der enorm gestiegenen Heiz- und Strompreise: Deswegen wird sich die Miete von 55 Euro pro Quadratmeter auf 70 bis 75 Euro erhöhen. Bisher ist die Resonanz noch etwas verhalten: "Acht bis zehn Aussteller haben fest zugesagt, ich brauche aber 40." Vor allem die Schriesheimer Betriebe halten sich zurück: "Wir haben viel zu wenige einheimische Aussteller. Fünf sind normal, ich bin froh, wenn ich zehn zusammenbekomme. Ohne die Auswärtigen wären wir aufgeschmissen." Ein Stand der neuen Einzelhändler-Initiative "Schriesheim neu entdecken", die vor zwei Monaten mit ihrem Event groß durchstartete, ist eher unwahrscheinlich: "Die Lust, im Gewerbezelt mitzumachen, scheint sich in Grenzen zu halten", so Edelmann. Und doch ist er sich sicher, dass das Gewerbezelt wie auch der Mathaisemarkt insgesamt brummen werden – das zeigten die hohen Besucherzahlen bei ähnlichen Volksfesten anderswo: "Die Bevölkerung wartet darauf."
Und wer wird Festredner auf der Mittelstandskundgebung? Das will Edelmann wie gewohnt erst im Januar verraten, aber er hat schon jemanden in petto, wartet aber noch auf dessen schriftliche Zusage. Es handele sich "um einen Landespolitiker, aber nicht aus Baden-Württemberg"; später hieß es dann, es sei ein stellvertretender Ministerpräsident. Das lässt jetzt schon die Spekulationen ins Kraut schießen: Kommt Tarek Al-Wazir (Grüne) aus Hessen? Oder Hubert Aiwanger (Freie Wähler) aus Bayern? Immerhin wären beide auch Wirtschaftsminister ihrer Länder ...
> Der Vergnügungspark: Das Riesenrad kommt wieder (und mit ihm die RNZ-Weinprobe), aber es gibt auch eine neue Attraktion, einen "Überkopf-Dreher in alle Richtungen", so Marktmeisterin Ariane Haas. Allerdings hält sie sich mit Details zurück, denn die Schausteller leiden unter Personalmangel und hohen Spritpreisen. Zumal sich etliche entscheiden müssen, ob sie doch nicht lieber zum Hamburger Dom gehen, der immerhin vier Wochen dauert. Entscheiden sie sich aber für die zeitgleiche Dippemess in Frankfurt, hat Schriesheim wieder gute Karten, denn dann bleiben die Fahrgeschäfte im Süden. Eine andere Frage warf Renate Hörisch-Helligrath (SPD) auf: Was wird aus den Ponys? Sie selbst findet, dass die Tiere gut behandelt werden, "aber es gibt ja jedes Mal Diskussionen". Am Ende stimmte der Marktausschuss ab: sieben Stimmen für das Ponyreiten, zwei dagegen (Bernd Molitor und Frank Hoffmann von der Grünen Liste) und eine Enthaltung (Gabriele Mohr-Nassauer).
> Straußwirtschaften und Zehntkeller: "Wie gehabt", sagte Philipp Wehweck bündig; das erklärte dem Marktausschuss auch Christiane Majer, schiebt aber hinterher: "Aber nicht an allen Tagen." Das waren auch exakt die Worte von Hartmut Haas, als es um den Zehntkeller ging.
Das Programm des 442. Mathaisemarkt
- Freitag, 3. März: 17 Uhr Vernissage der Kunstausstellung im Haus der Feuerwehr. 19 Uhr Eröffnung des Mathaisemarkts mit der Krönung der Weinhoheiten (Festzelt).
- Samstag, 4. März: 11.30 Uhr Eröffnung der Leistungsschau (Gewerbezelt). 12.45 Uhr Mathaisemarkt-Lauf. Ab 16.45 Uhr Siegerehrung der Läufer (Zehntkeller).
- Sonntag, 5. März: 14 Uhr Festzug unter dem Motto: "Werbereifes Schriesheim".
- Montag, 6. März: 10 Uhr Seniorenfrühschoppen (Festzelt). 17 Uhr Mittelstandskundgebung des BDS (Festzelt).
- Dienstag, 7. März: Ab 9 Uhr Behördentag. 15 Uhr Damen- und Kindermodenschau (Festzelt). Ab 18.30 Uhr Mallorca-Party (Festzelt).
- Mittwoch, 8. März: 20 Uhr Preisverleihung der Weinprämierung (Zehntkeller).
- Donnerstag, 9. März: 16 und 18 Uhr Riesenrad-Weinprobe der RNZ.
- Freitag, 10. März: 14.30 Uhr Kindernachmittag mit Schulduell (Festzelt).
- Samstag, 11. März: 11 Uhr Rundgang der Gemeinderäte, Altgemeinderäte und Jugendgemeinderäte
- Sonntag, 12. März: 10 Uhr Freundschaftsspiel der Fanfarenzüge (Festzelt). 11 Uhr Schleppergeschicklichkeitsfahren (Hof der Strahlenberger Grundschule). 14 Uhr Umzug der Fanfarenzüge, dann Freundschaftsspielen (Festzelt). 21 Uhr Mathaisemarkt-Abschluss mit Beleuchtung der Strahlenburg und Feuerwerk. 12 bis 17 Uhr Verkaufsoffener Sonntag.
- Über den gesamten Mathaisemarkt:
- Festzelt: 3. bis 7. und 10. bis 12. März.
- Gewerbezelt: 4. bis 7. und 10. bis 12. März.
- Straußwirtschaften Kelterhaus Wehweck und Majers Weinscheuer: 3. bis 7. und 10. bis 12. März (nicht an allen Tagen Programm).
- Zehntkeller: Nicht an allen Tagen Programm.
- Kunstausstellung im Haus der Feuerwehr: 3. bis 12. März.
Copyright (c) rnz-online
Autor: Rhein-Neckar-Zeitung