Geboren in Katalonien, verliebt in Heidelberg, heimisch geworden an der Bergstraße: Sie bietet Spanisch-Sprachreisen an.
Von Filip Bubenheimer
Schriesheim. Wenn Isabel Grasa morgens zum Schwimmen an den Strand geht, kann sie sich manchmal nur wundern: Immer wieder kommen Touristen, die nicht einmal den Fuß ins Wasser halten, sondern nur ein Foto machen. Eine Art des Reisens, der Grasa und viele Menorquiner wenig abgewinnen können.
Die Mittelmeerinsel, so Grasa, wolle kein Reiseziel werden, "wo die Leute für ein paar Selfies hinkommen". Ihre Sprachreisen nach Menorca sieht sie als Gegenmodell zu dem Massentourismus, der viele Bewohner der Balearen gerade auf die Barrikaden treibt.
Grasa verbringt jedes Jahr drei bis vier Monate auf Menorca – die restliche Zeit lebt sie mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Schriesheim. 2014 zog die Familie von Frankfurt in die Weinstadt; im selben Jahr entdeckte Grasa auch die Schönheit der Baleareninsel. Mittlerweile, so Grasa sei die Insel der Familie zum "zweiten Zuhause" geworden, und die freiberufliche Spanischlehrerin organisiert Sprachreisen nach Menorca.
Ursprünglich, erzählt Grasa, habe sie die Insel kennengelernt, weil ein Cousin der Liebe wegen dorthin zog. "Niemand wird mich besuchen kommen", habe sich der Cousin gesorgt – es sollte aber ganz anders kommen.
Grasa weiß, wie es ist, sich ein Leben fernab der Heimat aufzubauen. Sie kommt aus Figueres, einer Stadt in Katalonien, in der auch der Maler Salvador Dalí geboren wurde. Vor 24 Jahren zog Grasa von Barcelona, wo sie Übersetzen und Dolmetschen studierte, für ein Auslandssemester nach Heidelberg. "Es war ein Märchen", erinnert sich Grasa.
Damals habe es noch viel geschneit am Neckar – und sie lernte ihren Mann kennen, einen gebürtigen Schriesheimer. Grasa machte sich als Spanischlehrerin selbstständig. In Schriesheim, so Grasa, habe ihre Familie "sehr schnell Anschluss gefunden"; sie selbst engagiert sich im Kulturkreis.
Seit zwei Jahren bietet Grasa nun die einwöchigen Sprachreisen an, bei denen die höchstens fünf Teilnehmer in das Inselleben eintauchen und so viel wie möglich mit Einheimischen in Kontakt kommen sollen. "Wir wandern, wir gehen einkaufen, wir machen eine Weinprobe, wir besuchen eine Käserei", und, so Grasa, "den ganzen Tag reden wir Spanisch". Menorca sei eine Insel mit einem reichen kulturellen Erbe, etwa den Monumenten der prähistorischen Talayot-Kultur. Ein Produkt traditioneller menorquinischer Handwerkskunst trägt Grasa auch in ihrem Schriesheimer Alltag: Es sind die Avarcas – Sandalen, für deren Sohlen die Schuhmacher früher alte Reifen verwendeten.
Ihre Sprachreisen veranstaltet Grasa bewusst außerhalb der Hochsaison im Sommer. Dann, so Grasa, seien die Buchten "komplett voll" und das Eiland, das sich als "la isla de la calma" ("die Insel der Ruhe") vermarktet, "ein anderes Menorca". Auf jeden Fall wollten die Inselbewohner, dass aus ihrer Heimat "kein Mallorca und kein Ibiza" werde. Dabei würde es helfen, wenn es auch im Winter Direktflüge von Deutschland aus gäbe.
In der kalten Jahreszeit empfangen Grasa und ihre Familie häufig auch Besuch aus Spanien in Schriesheim. Ihre Freunde, so Grasa, liebten die Weihnachtsmärkte in der Region – und sie würden gerne Plätzchen backen.
Info: Mehr über die Angebote von Isabel Grasa unter www.isabelgrasa.com
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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung