29.03.2024

Weinhoheiten regieren wieder: Schriesheimer Mathaisemarkt emotional eröffnet

Foto: Dorn
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Weinkönigin Miriam ist im Amt. Das erste große Volksfest der Region dauert bis zum 12. März.

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Seit Freitagabend, 19.50 Uhr, hat Schriesheim neue Weinhoheiten – und damit war auch der Mathaisemarkt wieder nach "zwei Jahren Zwangspause" (Bürgermeister Christoph Oeldorf) offiziell eröffnet. Oder wie sagte es die kleine Weinhoheit Frieda Lamprecht (6) in einem netten Gedicht mit ihren "Kolleginnen" Anne Weißling (9) und Luisa Bernd (10) so schön: "Drei Jahre gewartet, jetzt ist es so weit! Der Mathaisemarkt in Schriesheim ist die schönste Zeit!"

Ihre frisch gekrönten großen Kolleginnen werden fortan Schriesheim und seinen Wein repräsentieren: Miriam Knapp als Königin, Ylva Neuert und Sophie Weil als Prinzessinnen. Ihr Einzug mit den "Sternenspritzern", wie man in Schriesheim die Wunderkerzen nennt, war der erste emotionale Höhepunkt des Abends – mit einem stehenden, applaudierenden Festzelt, das mit über 2000 Gästen wieder richtig voll war. Da Weil aus Leutershausen kommt, durfte der Hirschberger Bürgermeister Ralf Gänshirt ihr die Krone aufsetzen, sein Amtskollege Oeldorf tat das bei Knapp und Neuert.

Der Geschäftsführer der Winzergenossenschaft (WG), Manuel Bretschi, stellte die "Neuen" vor: Knapp ist 19 Jahre, macht gerade ihr Freiwilliges Soziales Jahr in der DRK-Rettungswache in Weinheim, man kennt sie von der Jugendfeuerwehr und als ehemalige Jugendgemeinderätin. Neuert ist 17 Jahre, macht gerade ihr Abi; ihr sei "das Amt in die Wiege gelegt worden", da ihre Mutter und ihre Tanten schon Weinhoheiten waren. Ähnlich ist es auch bei Weil (22), die Biotechnologie studiert und die aus einer alteingesessenen Heisemer Weinbauernfamilie stammt.

Auf die drei, so sagte Bretschi, wartet ein außergewöhnliches, forderndes Jahr", denn neben den ganzen anderen Terminen werden die neuen Weinhoheiten die WG bei der Mannheimer Bundesgartenschau repräsentieren, da sie ja deren Partner ist: "Vielleicht nehmt Ihr ja in Mannheim den Zweitwohnsitz", flachste Bretschi, "Langeweile wird für Euch ein Fremdwort sein. Ihr werdet dem Schriesheimer Wein ein Gesicht geben."

Für Oeldorf und Bretschi war das ihre Mathaisemarkt-Premiere, zumindest in ihren Ämtern, Gänshirt hat immerhin schon einen hinter sich. Ihm war es "eine große Ehre", eine Heisemerin zu krönen, zumal: "Der Wein verbindet uns mit Schriesheim", man habe "eine gute Nachbarschaft", von daher "sind wir stolz auf Euch drei".

Und die drei führten sich schon mal gekonnt ins neue Amt ein: "Bienvenue à Schriesheim", rief Knapp den Gästen aus der Partnerstadt Uzès zu, man sei "stolz, Schriesheim und seinen Wein repräsentieren zu dürfen", und beide will man "über die Grenzen hinweg bekannt machen". Sie erinnerte daran, dass man dieses Jahr erstmals seit fünf Jahren den Mathaisemarkt wieder feiern könne: 2019 musste wegen Sturmwarnung der Umzug abgesagt werden, im Jahr drauf wurde das Fest nach der Hälfte abgebrochen, 2021 und 2022 fiel es ganz aus: "Jetzt können wir wieder zehn Tage ohne Einschränkungen feiern!"

Dass man dies tun könne, sei wegen des Ukraine-Kriegs und der Erdbebenkatastrophe nicht selbstverständlich. Und doch "stand nie zur Debatte, den Mathaisemarkt nicht zu feiern". Nach Dankesworten ihrer Prinzessinnen konnte dann das Zelt zum ersten Mal um 20.15 Uhr mit den neuen Weinhoheiten das Glas erheben "auf einen schönen und friedlichen Mathaisemarkt und eine unvergessliche Amtszeit".

Eine halbe Stunde zuvor, noch vor der Abkrönung der scheidenden Weinhoheiten, hatte Festzeltwirtin Ilona Böhm etwas arg vorschnell ausgerufen: "Von meiner Seite ist das Fest eröffnet", doch Oeldorf musste sie etwas bremsen: "So schnell geht es dann doch nicht." Zumal die bisherigen Weinhoheiten Ann-Kathrin Haas, Luisa Gadzalli und Anna Scheid noch ihren tränenreichen Abschied verkünden mussten. Haas war ja bewusst, "dass wir kein ganzes Jahr im Amt sein werden", doch das ging "schneller vorbei als erwartet".

Nun scheide man "mit einem lachenden und einem weinenden Auge" aus dem Amt, aber es gebe doch "die Erinnerungen, die bleiben werden". Scheid erinnerte an die "über 100 Termine", man hatte nie einen "gehabt, der keinen Spaß gemacht hat", und Gadzalli bedankte sich bei ihren Bergsträßer Amtskolleginnen, mit denen man "manche Leiden geteilt hat: Schwitzen im Dirndl und drückende Schuhe".

Und dann flossen die Tränen, nachdem deren Vorgängerin (und heutige Bereichsweinprinzessin für die Bergstraße und den Kraichgau) gesagt hatte: "Ihr habt Schriesheim gut vertreten, aber ich muss Euch nun die Kronen und die Kelche abnehmen. Aber das Leben geht weiter." Oeldorf wusste, was zu tun ist, und reichte jede Menge Taschentücher.

Alles in allem: Emotionen pur vor stimmungsvoller Kulisse, eine gelungene Veranstaltung der beiden Organisatorinnen und Moderatorinnen Lisa Menges und Sofie Koch. Ein Auftakt nach Maß!


"Das war wieder ein Beweis, dass ,Schriese‘ feiern kann"

Nicht erst, als die "Sternspritzer" angezündet wurden, um die neuen Weinhoheiten willkommen zu heißen, sprühte die Stimmung im Festzelt Funken. Die Freude darüber, dass endlich wieder ein Mathaisemarkt seinen rauschenden Anfang nahm, war bei Besuchern wie bei Beteiligten grenzenlos. Es gab durchaus auch einige Neuerungen, wie der Chor der "Tontauben", bei denen etliche Schriesheimer mitsangen, und die Band "Starlight", die als Karlsruher das Badner Lied eindeutig besser können als das Schriesemer Lied.

Für den ehemaligen Stadtrat und Vorstandsvorsitzenden der Winzergenossenschaft, Friedrich Ewald, passte alles: "Das war die beste Band seit Jahren beim Krönungsabend, und die ,Tontauben’ waren vielleicht musikalisch nicht perfekt, aber ihre Liedauswahl war genau die Richtige." Auch die Rede der frisch gekrönten Miriam Knapp gefiel ihm gut, denn: ",Genau‘ ist ja das neue ,Ähm‘ – und das hat sie nicht einmal gesagt."

Ewalds Nachfolger bei der WG, Karlheinz Spieß, sagte, dass es vor einigen Jahren "genau die richtige Entscheidung" gewesen sei, den Krönungsabend von Samstag auf Freitag zu verlegen: "Die Leute sind dann zwar auch zum Feiern da, aber sie schauen sich auch die Krönung an. Früher sind viele mittendrin gegangen." Stadträtin Nadja Lamprecht, die Mama der kleinen Weinhoheit Frieda war sehr stolz: "Man hat ihr angemerkt, dass sie aufgeragt war, aber sie hat das toll gemacht."

Der gerade ins Amt gekommene CDU-Bundestagsabgeordnete Alexander Föhr fand: "Es ist auffällig, wie gut die Stimmung ist. Es ist eine tolle Dynamik im Saal, und die Emotionalität gerade bei der Abkrönung war beeindruckend. Das war wirklich ein gelungener Start für den Mathaisemarkt."

Grünen-Landtagsabgeordnete Fadime Tuncer war ebenfalls beeindruckt: "Es war eine wirklich tolle Stimmung, es ist einfach ein Neuanfang nach so langer Pause. Ich fand es wirklich gut und angemessen, dass die Weinkönigin in ihrer Rede auch die aktuelle Lage einbezogen hat."

SPD-Landtagsabgeordneter Sebastian Cuny sagte: "Man hat allen angemerkt, wie groß die Freude ist. Das Programm war nicht nur kurzweilig, es war auch für alle was dabei."

Für Bürgermeister Christoph Oeldorf war es der erste Mathaisemarkt in seiner Amtszeit, und die Begeisterung war ihm deutlich anzumerken: "Es war ein hervorragender Start und mal wieder ein Beweis, dass ,Schriese‘ feiern kann. Ich hätte wirklich nicht erwartet, dass es so großartig wird." Und auch die Weinkönigin Miriam Knapp war angetan: "Es war einfach nur megaschön", sagte sie strahlend. (max)

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung