20.04.2024

So lief der Mathaisemarkt-Umzug

Foto: Peter Dorn
Foto: Peter Dorn
Foto: Peter Dorn
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Laute Musik, die Weinhoheiten und vor allem viel Wein: Beim Mathaisemarkt-Umzug war die Stimmung prächtig, aber überschattet von einer anonymen Bombendrohung.

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Es war eine Aufregung – und am Ende eine wohl völlig unnötige: Um kurz nach 16 Uhr, der Festzug war nach zwei Stunden schon fast am Ende angekommen, ging bei der Polizei telefonisch eine Bombendrohung gegen den Mathaisemarkt ein. Die Gerüchte überschlugen sich: Da war mal von einem "Amokalarm" gegen das Festzelt die Rede, mal von einem bevorstehenden Anschlag gegen den Mathaisemarkt. Kurz daraufhin zogen Polizei und Rettungsdienste größere Kräfte im Stadtgebiet zusammen. "Das waren standardisierte Maßnahmen bei einer solchen Bedrohungslage", hieß es auf RNZ-Anfrage aus dem Mannheimer Polizeipräsidium. Doch konkrete Hinweise, dass diese eher diffuse Bedrohung ernst gemeint sein könnte, ergaben sich nicht. Es gab, so berichtete die Polizei kurz nach 17 Uhr, dann doch keine Gefährdung, der Mathaisemarkt lief im gewohnten Umfang weiter – einmal abgesehen davon, dass die meisten Festbesucher vom Großeinsatz nichts mitbekommen haben dürften: Es gab keinerlei Anzeichen von Panik.

Als Bürgermeister Christoph Oeldorf die Nachricht erreichte, stand er direkt in der Passein, nach Augenzeugenberichten verdüsterte sich seine Miene, und er eilte sofort ins Rathaus, um Näheres zu erfahren. In der Passein forderten nach RNZ-Informationen Polizisten die Passanten auf, vor allem kleine Kinder aus dem angeblichen Gefahrenbereich zu entfernen. Eineinhalb Stunden später, gegen 17.30 Uhr, war Oeldorf doch einigermaßen erleichtert, als er kurz mit der RNZ auf der Rathaustreppe sprach. Er wollte über die Pressemitteilung der Polizei hinaus nichts sagen, wirkte aber einigermaßen erleichtert. Allerdings trat er Gerüchten entgegen, der Festumzug sei vorzeitig aufgelöst worden.

Auch wenn ein unerwarteter Schatten auf den Umzug gefallen war: Er war der ausgelassenste, lebendigste, ideenreichste und auch bestbesuchte der letzten Jahre. Mit 55 Zugnummern erreichte er doch eine stattliche Größe – in etwa so viel wie vor drei Jahren. Doch was wirklich beeindruckte: Wie einfallsreich die Vereine das Motto "Werbereifes Schriesheim" umgesetzt hatten: Man hatte sich also bekannte Sprüche aus der Werbung vorgenommen, die man in liebevoll gestalteten Motivwägen umgesetzt hatte: Die jungen Leute vom "Push"-Verein hatten sich Zipfelmützen aufgesetzt und das legendäre Sparkassenmotto "Wenn ich groß bin, werde ich Spießer" auf sich gemünzt. Oder die Baseballer, die Raubritter, nahmen sich "Ritter Sport" vor und machten daraus: "Sympathisch, taktisch, gut". Das Kurpfalz-Gymnasium hielt es mit "Erasco" "Das Gute daran ist das Gute darin", und die Landjugend nahm naheliegend "Landliebe". Absoluter Spitzenreiter war "Haribo", dessen "... macht Kinder froh. Und Erwachsene ebenso" in allerlei Abwandlungen es auf drei Motivwägen oder Zuggruppen schaffte.

Die Resonanz beim Zug war gewaltig, nicht nur bei den Schriesheimern: Peter Lorentz aus Dossenheim hoffte auf einen guten Schluck Wein, Uschi und Gerhard Weinert aus Eppelheim waren wegen der Motivwägen gekommen – und darauf gespannt, wie man das Motto umsetzen würde. Nicole Fröhner und Melanie Schmidt aus Alsbach-Hähnlein waren zum ersten Mal hier, wollten unbedingt ein Selfie mit dem Bürgermeister machen ("Dabei kennen wir den gar nicht") und fanden: "Das ist ganz toll hier. Nur nette Leute!"

Der Altenbacher Ortschaftsrat Carsten Junghans war froh, dass es "nach drei Jahren den Mathaisemarkt und den Umzug wieder gibt". Gerade der Festzug sei "für die Vereine eine Möglichkeit, sich wieder zu präsentieren". Und den Rekordbesuch habe er "bei diesen Temperaturen nicht so erwartet". Auch Stephan Harbarth, der Vorsitzende Richter beim Bundesverfassungsgericht und in Schriesheim aufgewachsen, war voller Vorfreude: "Mit dem Umzug verbinden alle Schriesheimer viele Erinnerungen. Das ist Ausdruck des großartigen Vereinslebens und der Lebendigkeit der Stadt."

Alt-Bürgermeister Hansjörg Höfer wiederum sagte: "Das ist ein richtiger Festtag für Schriesheim, sich den Festumzug anzuschauen" – und natürlich freute er sich über den extrem guten Besuch: "Das macht den Mathaisemarkt aus, dass man die Gemeinschaft sucht." Ähnlich sah man auch bei der Zuggruppe des Gemeinderates so: "Absolut voll", meinte Stadtrat Rainer Dellbrügge, Andrea Diehl fand "die Wagen wunderschön", und Christoph Oeldorf sagte: "Danke, für den schönen Umzug!"

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung