20.04.2024

Wein in Bierflaschen: Winzer aus der Region sehen im Kronkorken ein Problem

Der Schriesheimer Winzer Max Jäck. Foto: Dorn
Der Schriesheimer Winzer Max Jäck. Foto: Dorn
Der Schriesheimer Winzer Georg Bielig. Foto: Dorn
Der Schriesheimer Winzer Georg Bielig. Foto: Dorn

Die regionalen Erzeuger finden die Idee dennoch interessant. Es gibt eine Forderung nach Mehrwegsystem für Weinflaschen.

Schriesheim/Heidelberg. (cab) Der Pfälzer Winzer Ansgar Galler aus Kirchheim füllt Bio-Wein in Halbliter-Bierflaschen ab. Seine Kollegen auf der anderen Seite des Rheintals finden die Idee an sich gut, wünschen sich aber auch ein echtes Mehrwegsystem für Weinflaschen. Und Gallers Beispiel folgen wollen sie erst mal nicht.

Das ergab die Nachfrage der RNZ bei vier Winzern in Schriesheim und Heidelberg.

"Ich finde die Idee cool und hatte schon für Weinschorle daran gedacht", sagt Max Jäck. Aber der Abfüllbetrieb des Schriesheimers macht nicht mit. "Die wollen ihre Füllstraße nicht für 1000 Flaschen umbauen." Jäck versteht das und würde sich freuen, wenn Badens Weinbauverband ebenso wie die Württemberger in die Planung eines echten Pfandsystems für Weinflaschen einsteigen würde. Zumal fast die Hälfte des CO2-Fußabdrucks bei der Weinproduktion von der Flasche abgedeckt werde: "Die Produktion verbraucht Unmengen von Energie."

"Top" nennt Jäcks Kollege Georg Bielig den Vorstoß von Galler. Aber: "Ein halber Liter ist zu wenig. Was will ich mit dieser Menge?". Bielig sieht weitere Probleme: Die Kronkorkenflasche sei nicht wiederverschließbar. Außerdem sei eine Flasche mit kurzem Hals besser zu spülen. Der "Mehrweggedanke" gefällt ihm aber sehr. Solange jedoch ein flächendeckendes System fehlt, müsste er sich eine Brauerei in der Umgebung suchen, die ihm die Flaschen zum Spülen und Wiederverwenden abnimmt. "Und ich müsste sie hinbringen." Schließlich fürchtet er, dass spätestens ab Dezember der Platz auf den Etiketten nicht mehr reicht, wenn die verstärkte Kennzeichnungspflicht im Weinbau greift.

Auch Werner Bauer vom Heidelberger Dachsbuckel glaubt nicht, dass der Verbraucher den Kronkorken akzeptiert. Der Vorstandschef der Wieslocher Winzer von Baden eG erinnert sich noch gut, wie die Kunden und (vor allem die gehobene) Gastronomie anfangs mit Schraubverschlüssen gefremdelt haben: "Aber einer muss den Anfang machen."

Wein aus pilzwiderstandsfähigen Sorten in der Bierflasche komme auch sicher bei Kunden gut an, die aus ökologischen Gründen kaufen. Aber "hochwertigen Wein" in der Halbliterflasche kann sich Bauer nicht vorstellen – noch nicht: "Der Mensch gewöhnt sich vielleicht an alles." Aber er fordert: "Das Flaschengewirr muss weg." Und wenn man ein Pfand- und Mehrwegsystem wolle, dann müsse da eine Lösung vom Deutschen Weinbauverband vorgelegt werden – gerade auch für die Dreiviertelliterflasche. Die komplette Logistik müsse dann neu aufgebaut werden, der Rücktransport und die Spülmöglichkeiten.

Mehr Einheitlichkeit bei den Flaschen wäre auch Jörg Clauer "sehr lieb". "Formen, Größe, Farbe: Sie glauben nicht, wie oft wir falsche Lieferungen bekommen." Bei der Literflasche gebe es weniger Probleme, weil die Auswahl nicht so groß sei. Für Mehrweg ist Clauer offen, und ein Pfandsystem wäre der richtige Weg: "Wir spülen Literflaschen sogar, nur unser Abfüller füllt in Gebrauchtglas nicht ab." Gallers Halbliter-Vorstoß findet Clauer interessant: "Aber er wird sich in der Winzergemeinschaft nicht durchsetzen." Wegen der gefühlten Nähe von Wein und Bier. Und auch im Kronkorken sieht er ein Problem: "Da sind wir noch arg weit weg davon."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung