18.04.2024

"Generation Riesling" motzt deutsches Wein-Image auf

Wein ist mehr als nur ein Speisebegleiter. Lena Heß (l.) und Katharina Bloszyk sind mit der „Generation Riesling“ europaweit unterwegs und wissen: „Wein liegt im Trend.“ Foto: Rieser
Wein ist mehr als nur ein Speisebegleiter. Lena Heß (l.) und Katharina Bloszyk sind mit der „Generation Riesling“ europaweit unterwegs und wissen: „Wein liegt im Trend.“ Foto: Rieser

Der mittlerweile weltweit größte Zusammenschluss von Jungwinzern bietet Jungwinzern eine Starthilfe.

Von Max Rieser

Schriesheim. Die Ausbildung ist geschafft, der Betrieb ist gegründet und jetzt? Als junger Winzer in der Branche Fuß zu fassen, ist schwer. Marketing ist teuer, und Vernetzung ist neben der Arbeit im Weinberg oft auch zeitlich kaum möglich.

Hier kommt die "Generation Riesling" ins Spiel, die auch dieses Jahr wieder zehn Winzern aus acht Anbaugebieten eine Teilnahme an einer der größten Weinmessen der Welt, der "Prowein" in Düsseldorf, ermöglichte.

Die "Generation Riesling" ist mit 550 Mitgliedern der mittlerweile weltweit größte Zusammenschluss von Jungwinzern aus Deutschland und wurde 2006 auf Initiative des Deutschen Weininstituts (DWI) gegründet.

Auf der "Prowein" sind auch Katharina Bloszyk und Lena Heß am Stand der "Generation Riesling", die beim DWI für das Projekt zuständig sind. Sie erzählen: "Das Image von deutschem Wein war damals schlecht." Das wollten sie ändern.

Mit einer kleinen Gruppe von jungen Winzern gründeten sie die "Generation Riesling". Aus dem "kleinen Ideenprojekt", wie Bloszyk sagt, wurde schnell mehr. Auf eine erste Veranstaltung in London folgten viel weitere, das Ansehen von deutschem Wein wurde immer besser, und die Gruppe wuchs stetig.

Die Besonderheit: Keines der Mitglieder darf über 35 Jahre alt sein. Bis dahin sollten die Winzer die vielen Angebote genutzt haben und auf eigenen Beinen stehen. Die jüngsten Teilnehmer sind 18 Jahre alt.

Die Mitglieder produzieren auch mitnichten nur Riesling, wie der Name vermuten lassen könnte. Die Keller der Jungwinzer geben alles her, was die deutschen Weinberge zu bieten haben.

Daher auch der Name: "Riesling ist die Leitrebsorte, die das Image deutscher Weine weltweit geprägt hat und steht stellvertretend für die Sortenvielfalt, die das Weinland Deutschland auszeichnet", erklärt Heß. Manche der Mitglieder hätten sogar überhaupt keinen Riesling im Angebot.

Es sind gleich mehrere Ziele, die die "Generation Riesling" verfolgt. "Es soll eine Startrampe für die Jungen sein. Sie gründen selbst oder lösen sich aus dem elterlichen Betrieb.

Das DWI kann dann die Kontakte in Handel und Gastronomie vermitteln, die viele brauchen." Eine Fachmesse wie die "Prowein" ist dafür genau das Richtige, denn dort sind vor allem Händler unterwegs, die auf der Suche nach der nächsten Entdeckung für Restaurants oder den Vertrieb sind.

Auch Max Jäck aus Schriesheim war Teil der Gruppe: "Das ist eine Riesenchance, die man als Jungwinzer sonst niemals hätte", sagt er. Wer von den 550 Mitgliedern mitdurfte, wurde gelost.

Eines der wichtigsten Elemente sei der Austausch zwischen den Mitgliedern, so Bloszyk. "Es waren auch schon einige bei uns am Stand, die jetzt zu alt sind, und haben erzählt, dass sie den Kontakt mit der Gruppe vermissen", sagt sie.

Beispielsweise Winzer Stefan Bietighöfer, der dieses Jahr nicht mehr Teil der Gruppe ist, habe sich über das Wiedersehen gefreut. Ganz aus der Welt sind sie aber nie, da sie nicht nur auf Messen präsent sind, sondern auch ihren Instagram-Kanal aktuell halten.

Neben Influencern wie Antonios Askitis ist es auch die "Generation Riesling", die Wein zu dem In-Getränk gemacht hat, das er momentan ist.

Als Botschafter des deutschen Weins ist ein Ziel, den rustikalen Touch, der Wein schon lang nicht mehr so stark anhaftet wie früher, weiter abzubauen: "Viele haben bei einem Winzer das Bild von einem dicken Mann mit roter Nase vor Augen.

Wenn die einen jungen Typen sehen, der aussieht wie ein Skater, und der ist dann Winzer, macht das viel aus", sagt Heß. Dafür sind sie auch auf Festivals unterwegs, wie dieses Jahr auf dem Dockville in Hamburg: "Wir wollen die Leute da erreichen, wo sie eine gute Zeit haben. Viele freuen sich und sagen: ,Was, hier gibts Wein?’."

Bei der Beliebtheit gebe es zwar regionale Unterschiede, aber man könne feststellen: "Wein liegt total im Trend."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung