25.04.2024

Mathaisemarkt: RNZ-Riesenrad-Weinprobe in 48 Metern Höhe

Bei der Weinprobe auf dem Mathaisemarkt-Riesenrad gab es lauter Novizen und eine Mikrofonpanne. Doch der Stimmung tat das keinen Abbruch, im Gegenteil.

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Kann das gut gehen? Fünf Novizen bei der RNZ-Riesenradweinprobe: der Geschäftsführer der Winzergenossenschaft (WG), Manuel Bretschi, die drei Weinhoheiten Miriam Knapp, Sophie Weil und Ylva Neuert (zu diesem Zeitpunkt erst sechs Tage im Amt) und der RNZ-Lokalredakteur.

Ja, das kann gut gehen, denn erstens war mit Ellen Reichherzer als Helferin eine erfahrene Fachkraft am Werk ("Ich war bei allen RNZ-Riesenradweinproben dabei"), und zweitens zählten die meisten der über 400 Teilnehmer der beiden Runden zu den Stammgästen, denen man nicht mehr viel erklären musste. Im Gegenteil: Die hatten ein Event draus gemacht und sich mit reichlich Proviant versorgt – obwohl es mit den "Woiknorze" der Bäckerei Heiß und der Praline vom Café Linde doch so eine Art Wegzehrung gab.

Doch gleich am Anfang gab es eine Schrecksekunde: Die Lautsprecheranlage am Riesenrad hatte den Geist aufgegeben. Wie sollte Bretschi sonst die Weinprobe vom Boden aus moderieren? Zunächst konnten Bretschi und der Lokalredakteur die über 200 Gäste der ersten Runde – sechs passen in eine der insgesamt 36 Gondeln – noch mit ihrer Stimmgewalt in die Gondeln bitten – wobei es Bretschi sehr zugutekam, dass er als leidenschaftlicher Sänger ein entsprechend lautes Organ hat.

Riesenrad-Betreiber Tobias Göbel setzte alles daran, die Lautsprecheranlage wieder in Gang zu setzen, aber erfolglos. Am Ende leistete das benachbarte Fahrgeschäft "High Impress" "Amtshilfe", denn hier funktionierte das Tonsystem: Und so stellte Bretschi von dessen Kassenhäuschen aus die vier Weine vor: zuerst die Traditionssorte Silvaner, die ja auch im "Schriesemer Lied" vorkommt, dann einen Sauvignon blanc – "das Gegenteil zum Silvaner" (Bretschi): Denn der Franzose ist eine "Mode-Rebsorte" und hat ein recht pikantes Aroma.

Schließlich folgten als einziger Rotwein ein Spätburgunder ("Eine Diva im Weinberg, die keine Fehler verzeiht") und schließlich ein lieblicher Gewürztraminer, der "extrem polarisiert". Zu diesem Dessertwein wurde auch die Praline gereicht, deren Füllung passenderweise aus demselben Wein gemacht ist.

Einziges Manko: In 48 Metern Höhe des "Grand Soleil" waren Bretschis Worte höchstens noch zu erahnen. Auch mit einem eilends herbeigeschafften Megafon der Feuerwehr konnte er nichts mehr ausrichten: "Keine Chance", schnaufte Bretschi. Was auch nicht jedem gefiel: In diesem Jahr wurde in alle 36 Riesenrad-Gondeln eine Tasche mit den vier Weinen gestellt; vorher war es ja Usus, dass von jedem vorgestellten Wein immer eine Flasche hineingereicht wurde.

Und so kam es dieses Mal dazu, dass manchmal die Gäste die Tropfen kreuz und quer tranken. Aber das soll sich im nächsten Jahr wieder ändern, so Bretschi: Denn er und auch die zweite Helferin Heike Gaber waren zum ersten Mal dabei, man war mit den Abläufen noch nicht so vertraut.

So richtig haben aber die Pannen und Improvisationen keinen gestört, die Stimmung bei beiden Runden war entspannt und gelöst. Auch Bretschi, der geborene Moderator, hatte nur "positive Resonanz" bekommen. Rosemarie Hochhaus aus Schriesheim fuhr "schon zum fünften Mal" mit – und kennt daher so ziemlich alle Riesenrad-Typen: "Wir hatten schon runde Gondeln oder sogar offene."

Für Käthe Zeilinger, auch aus Schriesheim, war es hingegen das erste Mal: "Ich bin rundum glücklich: der Wein, die Atmosphäre, das Publikum. Wir haben sogar extra Schinken aus Tirol mitgenommen" – und zeigt auf einen großen Korb. Und schon jetzt weiß sie: "Nächstes Mal bin ich wieder dabei."

Auch Peter Grüber war tatsächlich zum ersten Mal mit von der Partie: "Am Donnerstag haben wir Singstunde, aber die fällt aus." Die Höhe machte ihm doch etwas zu schaffen ("Das bin ich nicht so gewöhnt"), aber noch viel "schlimmer" für ihn: "Für sechs Leute sind vier Flaschen zu wenig."

Bernd Doll, der als Ur-Schriesheimer schon lange in Heiligkreuzsteinach lebt, fand als Stammgast die Riesenrad-Weinprobe "toll wie immer". Und er freute sich, seine Odenwälder Freunde mal mitzunehmen und ihnen seine Heimatstadt mit einem guten Tropfen aus luftiger Höhe zu zeigen.

Er fand: "Die Novizen haben ihre Sache super gemacht" – und im Übrigen die Taschen mit den Flaschen "eine gute Idee". Eine noch weitere Anreise hatte Gabriele Hermann aus dem lothringischen Altrippe, die zum ersten Mal bei diesem "wunderschönen Event" war: "Das kann ich sehr empfehlen, ich komme gerne wieder."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung