30.04.2024

Freie Wähler wollen in Altenbach wieder stärkste Kraft werden

Elf der 14 Freie-Wähler-Kandidaten kamen am Mittwoch zum Gespräch mit der RNZ. Foto: Dorn
Elf der 14 Freie-Wähler-Kandidaten kamen am Mittwoch zum Gespräch mit der RNZ. Foto: Dorn

Die 14 Ortschaftsrat-Kandidaten stellen sich vor – vier mehr als noch 2019. Man sieht sich nicht als "Liederkranz-Liste" und will die politische Spaltung im Dorf überwinden.

Schriesheim-Altenbach. (hö) Ihren Spitznamen hat die Ortschaftsratsliste der Freien Wähler schon mal weg: "Liederkranz-Liste". Denn viele Kandidaten sind aktive Sänger beim MGV. Allerdings widerspricht der neue Liederkranz-Vorsitzende Stefan Wilhelm heftig: "Der Verein ist unpolitisch, er hat mit der Ortschaftsratswahl auch nichts zu tun." Melvin Leibinger pflichtet bei: "Im Liederkranz sind auch Kandidaten von anderen Parteien. Im Verein herrscht völlige politische Neutralität."

Auch Kai Hüller findet diesen Vorwurf "völlig aus der Luft gegriffen", zumal der Chor ja unlängst einen enormen Mitgliederzuwachs erfahren habe – und es völlig in Ordnung sei, wenn sich nun einige Mitglieder bei den Freien Wählern engagieren. Spitzenkandidat Hans Beckenbach meint: "Wir sind in allen Vereinen Altenbachs, nicht nur im Liederkranz." Das gilt sogar für den "grünen" Turnverein.

Was alle, gerade die elf "Neuen", auf der Liste eint: "Wir haben auf die Animositäten im Ortschaftsrat keinen Bock mehr. Diese persönlichen Fehden müssen aufhören", sagt Christian Godon. Auch Hüller findet: "Wir müssen Altenbach nach vorne bringen, nicht parteipolitische Spielchen treiben."

Auch Junghans, der mit der Grünen Liste etliche Auseinandersetzungen im Ortschaftsrat hatte, sagt: "Warum sollten wir den Anträgen der Grünen Liste nicht zustimmen, wenn die sinnvoll sind?"

Von der Programmatik her wollen sich die Freien Wähler um die Infrastruktur, vor allem den geplanten Glasfaserausbau, kümmern, aber auch um den Neubau des Feuerwehrhauses – wo das auch immer hinkommen könnte. Hermann Pröll würde gern mal mit der Landschaftsschutzbehörde sprechen, um zu klären, ob am Ortseingang oder -ausgang etwas geht. Junghans sagte, dass alle Bemühungen für eine Alternative zum bestehenden Feuerwehrhaus bereits im Ortschaftsrat abgelehnt wurden, selbst die schiere Prüfung eines bestehenden Gebäudes einer Bauunternehmung als Alternative zum Gerätehaus.

Zur Infrastruktur gehört auch die Nahversorgung, hier machen sich die Freien Wähler keine Illusionen, am wenigsten Pröll: "Das ist sehr schwierig, ich habe das ja 20 Jahre gemacht. Für Lebensmittelläden rentiert sich Altenbach nicht. Ich kann mir höchstens vorstellen, dass mal ein mobiles Geschäft kommt." Junghans kontert die alte Klage, in Altenbach gehe nichts voran: "Im Gegenteil: Der Straßenbau läuft, die Mehrzweckhalle ist trotz Mängeln saniert, wir bekommen Glasfaser."

Das Wahlziel der Freien Wähler ist, wieder stärkste Kraft zu werden, beim letzten Mal war das schon sehr knapp. Und wenn das Wahlziel erreicht ist, wird Junghans dann auch Ortsvorsteher? Er antwortet diplomatisch: "Ortsvorsteher wird nicht derjenige, der aus der stärksten Fraktion kommt, sondern derjenige, der das Vertrauen des Ortschaftsrats erhält. Wenn es dazu käme, stehe ich mit Sicherheit für das Amt zur Verfügung – in Abstimmung mit meinem Arbeitgeber."

Das sind die 14 Kandidaten der Freien Wähler für den Ortschaftsrat – wobei es dieses Mal besonders leichtfiel, genügend Leute zusammenzubekommen, sogar vier mehr als vor fünf Jahren. Und Godon findet: "Ich habe den Eindruck, dass es alle ernst meinen. Das ist keine Pseudoliste."

Platz 1: Hans Beckenbach (62), selbstständiger Installateurmeister, Ortschaftsrat seit 2004, Stadtrat seit 2014 (auch Gemeinderatskandidat)
Platz 2: Carsten Junghans (52), Diplom-Ingenieur, Ortschaftsrat seit 2019
Platz 3: Lena Zwaller (25), Braumeisterin (auch Gemeinderatskandidatin)
Platz 4: Hermann Pröll (65), Elektriker, Ortschaftsrat seit 2009 (auch Gemeinderatskandidat)
Platz 5: Markus Zwaller (60), Geschäftsführer einer Wäscherei in Ladenburg
Platz 6: Stefan Wilhelm (33), Pressesprecher des Polizeipräsidiums Mannheim (auch Gemeinderatskandidat)
Platz 7: Ramona Beckenbach (39), Prokuristin bei einer Ladenburger Chemiefirma
Platz 8: Kai Hüller (36), Feuerwehrmann bei der BASF
Platz 9: Sebastian Barteldes (36), Projektleiter
Platz 10: Christian Godon (61), Vertriebsleiter
Platz 11: Melvin Leibinger (24), IT-Spezialist bei Freudenberg
Platz 12: Mirjam Alles (52), Seminarbetreuerin
Platz 13: Marc Hartmann (21), Nutzfahrzeugmechatroniker
Platz 14: Dominik Erb (41), Sanitär- und Heizungsmeister

Anmerkung der Redaktion: Anders als in der vorherigen Version geschrieben gibt es vier (und nicht etwa zehn) Kandidaten mehr als bei der letzten Kommunalwahl: 2019 standen zehn Personen auf der Liste, nun sind es 14. Außerdem wurde eine Aussage von Carsten Junghans falsch wiedergegeben. Als es um das Feuerwehrhaus ging, wurde er fälschlicherweise so zitiert: Er "möchte mal prüfen lassen, ob am bisherigen Gerätehaus ein Umbau möglich wäre". Er hatte aber gesagt, "dass alle Bemühungen für eine Alternative zum bestehenden Feuerwehrhaus bereits im Ortschaftsrat abgelehnt wurden, selbst die schiere Prüfung eines bestehenden Gebäudes einer Bauunternehmung als Alternative zum Gerätehaus". Gemeint ist die einst von den Freien Wählern vorgeschlagene Nutzung der Fahrzeughalle der Baufirma Bernd.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung