Vor 37 Jahren verbanden sich Schriesheim und Uzès, und dabei spielte Horst Schütze eine maßgebliche Rolle. Die Pandemie erschwerte den Austausch.
Von Micha Hörnle
Schriesheim. Seit 37 Jahren sind Schriesheim und Uzès Partnerstädte – und von Anfang an dabei ist Claudia Ebert, die heutige Vorsitzende des Förderkreises Partnerschaft Schriesheim-Uzès (meist "Partnerschaftsverein" genannt). Die RNZ wollte von ihr wissen, wie es momentan um die Partnerschaft bestellt ist – und ob es nicht eher die Schriesheimer sind, die an ihr hängen.
Frau Ebert, wann waren Sie das letzte Mal in Uzès?
Vor der Pandemie.
Täuscht der Eindruck, dass die Bande mit der Pandemie schwächer wurden?
Ja, schließlich gab es seither auch keine Jahresfahrt mehr. Das letzte Mal waren die Uzètiens beim letzten Mathaisemarkt mit der Feuerwehr und dem Partnerschaftskomitee da – bis der dann abgebrochen wurde. Zumal sich einige der neuen Aktiven im Umfeld des Partnerschaftskomitees nicht impfen lassen wollten und sich aus dem Komitee zurückgezogen haben, weil sie an Veranstaltungen nicht teilnehmen durften. Aber schon länger kam leider auch von Uzès kein Bus mehr zu uns hoch. Die letzte Jubiläumsfeier 2019 liegt ja auch schon etwas zurück. Und nicht zuletzt war auch die Fête votive in Uzès abgesagt, wohin die Schriesheimer gerne gefahren sind.
Ich persönlich habe den Eindruck, dass das Interesse der Schriesheimer an der Partnerschaft größer ist als umgekehrt …
Vielleicht nehmen die Deutschen die Sache ernster. Uzès ist ja eine Touristenstadt, da ist Schriesheim vielleicht nicht so bekannt. Außerdem ist unser Partnerschaftsverein in der Presse viel präsenter, das macht viel aus: In Schriesheim weiß jeder, dass wir eine Partnerschaft mit Uzès haben – was umgekehrt nicht immer der Fall ist.
Vom Schriesheimer Partnerschaftsverein hört man viel mehr als vom Partnerschaftskomitee in Uzès – angefangen von den Fahrten über die Weinproben, das "Essen wie Gott in Frankreich", die Chansonabende bis hin zum Boulen …
Das liegt an dem unterschiedlichen Konstrukt der Partnerschaft. Dort gibt es nicht einen Verein wie bei uns, der die Partnerschaft im städtischen Auftrag mit Leben erfüllt. In Uzès ist das Partnerschaftskomitee eher ein Teil der Stadtverwaltung, der Vorsitzende muss auch Teil des Gemeinderates sein – was ich nicht so gut finde, weil es nicht aus der Bürgerschaft heraus kommt. Der jetzige Vorsitzende Romain Bétirac ist zugleich für die Feuerwehrpartnerschaft zuständig, wobei wir sehr froh sind, dass es diese gibt – wie wir allgemein Vereinspartnerschaften sehr begrüßen würden. In den Anfangsjahren spielte auch bei uns die Kommunalpolitik eine gewisse Rolle, wie man ja auch an der Person von Horst Schütze sieht. Ohne ihn lief lange in der Partnerschaft nichts, er war der Motor.
Da Sie Horst Schütze ansprechen, der am Mittwoch 80 Jahre alt wurde: Wie wichtig war denn seine Rolle?
Er kam in Uzès gut an, er hat dort wohl das Bild vom steifen Deutschen sehr verändert. Und er war ja kein Parteisoldat, er konnte mit allen. Insofern war seine Rolle uneingeschränkt positiv.
Waren auch die Bürgermeister Motoren der Partnerschaft, ich denke da an Jean-Luc Chapon und Peter Riehl?
Beide sprechen ja fließend die Sprache des anderen (lacht). Was bei Riehl sicher half, war, dass er auch privat in Uzès Urlaub machte. Chapon ist wohl nicht der große Ideengeber gewesen, er überließ die Partnerschaft dann auch mehr und mehr seinen Stellvertretern. Aber ich finde ganz generell: Eine Partnerschaft ist immer auch abhängig von Personen, und bei uns war es lange Horst Schütze.
War Riehls Nachfolger als Bürgermeister, Hansjörg Höfer, die Partnerschaft ein ebenso großes Anliegen?
Ja, das glaube ich schon, zumal ja auch seine Frau Französisch spricht. Er hat es sehr bedauert, dass er in Uzès nicht öffentlich Abschied nehmen konnte. Im Sommer will er privat dorthin fahren. Christoph Oeldorf reist übrigens mit unserem Vorstand im Juni nach Uzès, allerdings ist das noch kein offizieller Antrittsbesuch. Aber als Hirschberger kennt er sich ja mit französischen Partnerstädten aus.
Ist die Sprachbarriere immer noch ein großes Hindernis?
Ja und nein, zur Not geht es auch manchmal auf Englisch. Vor allem kommt es auf die Bereitschaft an, sich auch mal mit Händen oder Füßen zu unterhalten und dass man auch mal Fehler machen darf. Mein eigenes Französisch ist während der Pandemie auch nicht besser geworden: Ich habe es längst aufgegeben zu lernen, wann es "le" oder "la" heißt. Am Anfang war die Bereitschaft in Schriesheim groß, Uzètiens bei sich privat, auch ohne fließend Französisch zu sprechen, unterzubringen, während die Deutschen fast immer in Uzès in Hotels waren. Wobei Irene Cuny und ich immer bemüht waren, für die Teilnehmer private Herbergen zu besorgen.
Viele Schriesheimer schwärmen ja von Uzès. Ist das auch umgekehrt der Fall?
Ja, die finden unseren Wald toll. Die ehemalige Vorsitzende des Partnerschaftskomitees, Claudine Leduc, hängte auch immer einen Tag im Schwarzwald dran, um ein bisschen mehr von Deutschland zu sehen. Ich finde, auch das gehört zu einer Partnerschaft dazu – neben dem Kultur- und Schulaustausch. Besonders wichtig war, dass auch die älteren Semester daran teilnahmen, die noch Erinnerungen an die Kriegs- oder die Nachkriegszeit haben.
Bitte beschreiben Sie einem, der Uzès nicht kennt, diese Stadt in einem Satz.
Eine wunderschöne Stadt mit südlichem Flair – wenn auch manchmal etwas überlaufen. Man sollte da mal schon hin.