26.04.2024

Der Rettungsdienst ist "für viele ein Taxi"

Sebastian Cuny (am hinteren Tischende) brachte Ehren- und Hauptamtliche aus dem Rettungsdienst im „Café Mittendrin“ an einen Tisch. Foto: Dorn
Sebastian Cuny (am hinteren Tischende) brachte Ehren- und Hauptamtliche aus dem Rettungsdienst im „Café Mittendrin“ an einen Tisch. Foto: Dorn

Vertreter der Rettungsdienste sprachen beim Treffen mit dem SPD-Landtagsabgeordneten Sebastian Cuny viele Probleme an.

Schriesheim. (cis) "Es ist mir wichtig, dass ich zuhöre", betonte der SPD-Landtagsabgeordnete Sebastian Cuny sein Versprechen aus Wahlkampfzeiten, als er kürzlich zum Netzwerktreffen einlud. Zuletzt waren es die Vertreter des VdK, die er an einen Tisch gebracht hatte. Nun saßen die der Rettungsdienste aus diversen Kommunen des Wahlkreises beim Frühstück im "Café Mittendrin" mit ihm zusammen. Und auch wenn sie aus unterschiedlichen Bereichen kamen, die einen das Ehrenamt, die anderen das Hauptamt vertraten, so wurde doch deutlich: Der Schuh drückt nahezu bei allen an den gleichen Stellen.

Ein Problem auf vielen Ebenen ist die fehlende Anerkennung der Arbeit. "Ich kann ja schon froh sein, wenn einer mal Danke sagt", sprach Stefanie Stiller, Ehrenamtliche im DRK-Ortsverband Weinheim, der Runde aus dem Herzen. Ein Danke für die Retter, das ist selten – die Anrufe mit Bagatellen umso häufiger. "Die Menschen rufen wegen Lappalien den Rettungsdienst an", beschrieb Stiller ein Problem, das immer mehr zunehme. "Mut zur Selbsthilfe" müsse man wieder vermitteln, konstatierte Ramon Hoeft, Teamleiter im Bereich Rettungsdienst beim DRK Heidelberg.

"Für viele sind wir ein Taxi", spiegelte Hoeft die Wahrnehmung der Retter in den Augen der Gesellschaft wieder, nannte es eine "Dienstleistungsmentalität". "Es gibt eine geringere Hemmschwelle, den Rettungsdienst zu rufen", schloss Cuny aus den verschiedenen Beiträgen und sah die von den Helfern ins Spiel gebrachte Sensibilisierung der Gesellschaft als ersten Schritt. Die sollte, so war man sich einig, schon früh ansetzen, sprich: im Kindergarten.

Durch die folgende Ausbildung von Juniorhelfern in Grundschulen und dem sich anschließenden Schulsanitätsdienst könnten junge Menschen für den Einsatz rekrutiert werden. Damit war man bei einem weiteren wichtigen Punkt: der Nachwuchsgewinnung. Die gestaltet sich für alle schwierig. Joachim Schmid, Geschäftsführer des ASB Region Mannheim/Rhein-Neckar, sah das zum einen in den knappen Zeitressourcen der jungen Menschen. Zum anderen müsse man ihnen "etwas bieten".

Hier sehen sich die Rettungskräfte in Konkurrenz vor allem zu den in allen Kommunen präsenten und durch umfängliche städtische Förderungen gut ausgestatteten Feuerwehren. "Das sind die Helden", sagte Stiller schulterzuckend. Das Bild werde durch die Berichterstattung verstärkt, weil die Arbeit der Rettungsdienste oftmals unter den Tisch fällt. Der Lohn des Ehrenamts liege in der Anerkennung, hieß es dazu unisono aus der Runde.

Hoeft sah mit Blick auf den Nachwuchs aber noch ein weiteres Problem, und das liegt ganz woanders: Die hochqualifizierte Ausbildung kann aufgrund fehlender adäquater Einsätze nicht angewendet werden. Selbst wenn man also Nachwuchs hat, bleibt er doch nicht lange an Bord. Neben Wertschätzung und Nachwuchsfragen waren die Finanzmittel vor allem im Bereich des Katastrophenschutzes ein weiteres Thema. Es könne nicht sein, so sagte Christiane Springer, Geschäftsführerin des DRK-Regionalverbands Mannheim, dass Städte bewerkstelligen, was eigentlich Landessache ist.

"Viele Mittel sind nicht ausreichend", brachte sie es auf den Punkt. Zudem fehlten vor allem in den größeren Städten räumliche Kapazitäten, um den Rettungsdiensten ein Arbeiten ohne Einschränkung zu ermöglichen. An Geldern dürfe es nicht scheitern, meldete Cuny direkt zurück, "da müssen entsprechende Mittel in den Haushalt eingestellt werden", sagte der Landtagsabgeordnete.

Schon auf halber Strecke des Treffens hatte er etliche Impulse gesammelt. "Ich nehme ganz viel mit, wo es jetzt Briefe geben wird", beteuerte er, im weiteren Verlauf kündigte er außerdem Gespräche mit den Fraktionsexperten an. Eins war dem Landtagsabgeordneten aber direkt klar: "Die Arbeitsebene passt."

Daran ließ auch niemand aus der Runde einen Zweifel. Lediglich die Außenwahrnehmung: Die passt nicht. Insofern kam Cuny nochmals zurück auf die Sensibilisierung der Gesellschaft: "Lassen Sie uns daran weiter arbeiten", appellierte er an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Runde.

Zudem forderte er die Vertreter dazu auf, mit ihm im Austausch zu bleiben. "Das soll heute kein Schlusspunkt sein", zeigte sich Cuny offen für weitere Gespräche.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung