02.05.2024

Auswahl an kirchlichen Feiern an Heiligabend ist groß

Im Altenbacher evangelischen Gemeindehaus treten die dritten und vierten Klassen der Grundschule traditionell bei, Advents-„Frühstück und mehr“ auf – sehr zur Freude der Besucher. Fotos: Dorn
Im Altenbacher evangelischen Gemeindehaus treten die dritten und vierten Klassen der Grundschule traditionell bei, Advents-„Frühstück und mehr“ auf – sehr zur Freude der Besucher. Fotos: Dorn
Es herrscht schon eine besondere Stimmung, wenn Organist Martin Fitzer auf der Orgelempore der evangelischen Stadtkirche zusammen mit Besuchern gemeinsam Adventslieder anstimmt. Foto Dorn
Es herrscht schon eine besondere Stimmung, wenn Organist Martin Fitzer auf der Orgelempore der evangelischen Stadtkirche zusammen mit Besuchern gemeinsam Adventslieder anstimmt. Foto Dorn

Musical, Krippenspiel, "Anspiel" und gemeinsames Singen: Was die Kirchengemeinden in der Kernstadt und in den Ortsteilen geplant haben.

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Über eines kann man sich in der Kernstadt und den Ortsteilen nicht beschweren: dass es zu wenig Auswahl an Heiligabend-Gottesdiensten gibt. Am aufwändigsten ist das Weihnachtsmusical in der Kernstadt, aber es gibt auch ein Krippenspiel und ein "Anspiel". Die RNZ trägt zusammen, was alles geplant ist.

  • Weihnachtsmusical (evangelische Stadtkirche, 15 Uhr): Bei "Endlich mal was los in Bethlehem" wird es von der Handlung her rasant – mit zündenden Melodien. Marianne Fritz, Dorothea Kalmbach, Svenja Perl und Tobias Gängel studierten mit 45 Kindern seit September das Singspiel ein (RNZ vom 16. Dezember). Diese einmalige Aufführung – jedes Jahr wird an einem neuen Musical gearbeitet – ist in einen Familiengottesdienst eingebettet.

Ein besonderer Höhepunkt ist am zweiten Feiertag die "Waldweihnacht" auf der Mannswiese. Dort kommen ab 17 Uhr auf Einladung der Naturfreunde viele Wanderer an die Schriesheimer Hütte. Erstmals ist in diesem Jahr die ehemalige Pfarrerin Suse Best nicht dabei, die diesen besonderen Gottesdienst 2014 ins Leben gerufen hatte. Der durfte sogar in Pandemiezeiten (bis auf 2020), da coronakonform, gefeiert werden.

  • Krippenspiel (katholische Kirche Schriesheim, 16 Uhr): Gemeindereferentin Iris Reinhardt hat eine moderne Fassung der Weihnachtsgeschichte einstudiert, denn jedes Jahr überlegt sie sich etwas anderes: Das Besondere an diesem Spiel namens "Wenn die Krippe lebendig wird" liegt darin, dass die Weihnachtsgeschichte in eine Rahmenhandlung eingebettet ist, die in der Jetzt-Zeit spielt: Eine Familie bereitet sich auf Heiligabend vor und stellt ihre Krippe auf.

Dazu holt sie aus dem Karton nacheinander die Krippenfiguren heraus und stellt sie an ihren Platz, wo sie dann "lebendig" werden. Die Krippenfiguren werden von den Kindern dargestellt, die für diesen Auftritt seit dem ersten Adventswochenende proben. Während die Krippenfiguren-Kinder aus dem Karton krabbeln, erzählen die Familienmitglieder – Mutter, Vater, Oma, Tochter und Sohn – nach und nach die Weihnachtsgeschichte.

Insgesamt spielen 20 Kinder mit, bei den vier Proben – am gestrigen Freitagnachmittag war die Generalprobe – halfen neben Reinhardt Patricia Nübel, Marta Velasco Sans und Daniela Herttrich mit. Das Krippenspiel dauert etwa 20 Minuten und ist in den Heiligabend-Gottesdienst eingebettet.

  • Ökumenischer Familiengottesdienst in Altenbach (katholische Kirche, 14.30 Uhr): Im Odenwalddorf feiert man seit dem letzten Jahr ökumenisch, wie die evangelische Diakonin Karin Rheinschmidt berichtet: "Wir haben uns überlegt, ob man nicht etwas gemeinsam machen sollte. Das war ein schöner Anlass, es dieses Jahr wieder zu machen."

Doch ein traditionelles Krippenspiel wird es dieses Jahr nicht geben, nur ein "Anspiel" (weil Rheinschmidt dazu eine Handpuppe nimmt). Das liegt nicht etwa daran, dass es in Altenbach nicht genug Kinder dafür gibt, sondern weil Rheinschmidt "etwas riskieren" will, wie die sagt. Sie möchte gerade in diesen unruhigen, kriegerischen Zeiten ein Zeichen setzen: Mal weg vom niedlichen Krippenspiel, bei dem die Eltern und Angehörigen vor allem auf die schauspielerischen Leistungen ihrer Kinder achten, "denn dabei bleibt die Botschaft oft auf der Strecke". Sie will stattdessen dieses Mal "das Weihnachtsevangelium in den Vordergrund rücken".

Denn in ihm stecke "eine tiefe Friedenssehnsucht", wenn nicht gar eine Friedensvision. Natürlich geht es auch um die Weihnachtsgeschichte, die von vielen Liedern unterbrochen wird. Aber im Vordergrund stehen alttestamentarische Texte, vor allem die des Propheten Jesaja. Sein "Da wird der Wolf beim Lamm wohnen und der Panther beim Böcklein lagern. Kalb und Löwe werden miteinander grasen, und ein kleiner Knabe wird sie leiten" drückt nicht nur den Wunsch nach Frieden und nach einem guten Umgang miteinander aus, sondern kündigt auch das Kommen Jesu an.

Rheinschmidt ahnt, dass sie vielleicht mit diesem unkonventionellen Ansatz, der doch viel Aufmerksamkeit abverlangt, nicht allen Erwartungen gerecht werden kann. Aber sie will es wagen. Aber das soll kein Abschied von den herkömmlichen Krippenspielen sein. So etwas könnte es ja im nächsten Jahr wieder geben – wenn die Welt vielleicht etwas friedlicher ist.

  • Weihnachtssingen in Ursenbach (16 Uhr, Dorfgemeinschaftshaus): Das kleine Dorf hat keinen Gottesdienst an Heiligabend. Erst am zweiten Weihnachtstag gibt es einen um 10 Uhr, den Prädikantin Ilse Gember aus Mannheim hält. Aber dafür gibt es ein Weihnachtssingen für alle, zu dem der Ortschaftsrat und der Sängerchor einladen. Auch so entsteht Gemeinschaft.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung