05.05.2024

Trekking-Camp in Schriesheim? Übernachten im Wald ist vielleicht bald möglich

Patrick Schmidt-Kühnle (links) kennt Trekking-Camps aus den USA und der Pfalz. Hier hat er eins in seinem Gartengrundstück am Madonnenberg „nachgebaut“. Auch Sebastian Cuny findet, das wäre etwas für Schriesheim. Foto: Dorn
Patrick Schmidt-Kühnle (links) kennt Trekking-Camps aus den USA und der Pfalz. Hier hat er eins in seinem Gartengrundstück am Madonnenberg „nachgebaut“. Auch Sebastian Cuny findet, das wäre etwas für Schriesheim. Foto: Dorn

SPD beantragt ein Trekking-Camp unweit der Spatschlucht. Ein Novum an der Bergstraße, aber im Pfälzer Wald längst gang und gäbe.

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Es hat ein bisschen etwas von der großen Freiheit mitten in der Natur – und ist leider meistens verboten: Wildcampen. Doch es gibt eine ganz legale Möglichkeit – vielleicht auch bald im Schriesheimer Wald. Denn die SPD will die Einrichtung eines Trekking-Camps beantragen; wohl im September entscheidet darüber der Gemeinderat.

Bei solchen Lagerplätzen kann man ein Plätzchen im Wald vorher buchen und muss natürlich auch etwas bezahlen. Die Ausrüstung ist denkbar spartanisch: eine Feuerstelle (meist mit einigen Sitzgelegenheiten), Platz für maximal vier Zelte, dazu eine Komposttoilette. Das mag an der Bergstraße etwas exotisch klingen, ist aber andernorts schon längst Usus: Im Pfälzer Wald startete man vor 14 Jahren mit sieben solcher Trekking Camps, mittlerweile sind es 15: Die kann man sogar alle nacheinander abwandern – und zwar vom Donnersberg im Norden bis runter fast an die Grenze zum Elsass.

Mittlerweile hat dieses Konzept Schule gemacht, auch im Odenwald. In der Nähe von Buchen und Mosbach wurden im letzten Jahr vier Plätze eingerichtet, die man von Mai bis Ende Oktober buchen kann. Pro Zelt sind im Voraus zwölf Euro Gebühr zu entrichten, Platz ist für drei Drei-Mann-Zelte.

Patrick Schmidt-Kühnle kennt Trekking-Camps noch aus den Neunzigern, als er in jungen Jahren durch die amerikanischen Nationalparks wanderte: "In den USA ist das gang und gäbe." Und auch die Pfälzer Lagerplätze kennt er gut – und daher kam ihm die Idee, das sei doch auch was für Schriesheim, wo die Bergstraße in den Odenwald übergeht: "Schriesheim könnte ein Einstiegstor sein, zumal unser Wald wirklich viel zu bieten hat." Für die Vergabe wäre, wie bei den anderen vier Trekking-Camps im Odenwald, der Naturpark Neckartal-Odenwald zuständig.

Aber zieht diese Art von Tourismus nicht der Schriesheimer Hütte oder dem Naturfreundehaus Kohlhof die Gäste ab? Nein, findet Schmidt-Kühnle: "Die Trekking-Camps sprechen ein ganz anderes Publikum an – eins, das es möglichst einfach mag und am liebsten nur mit dem Rucksack wandert."

Vielleicht, so mutmaßt Sebastian Cuny, sind solche Hütten auch eher etwas für Familien und Kinder, während Trekking-Camps doch von hartgesotteneren älteren Semestern frequentiert werden: "Das ist schon eine andere Art von Naturerlebnis." Umso mehr, als dass nach der Pandemie "die Wertschätzung für den Wald noch gestiegen ist", wie Cuny findet: "Mir wird immer bewusster, was für einen Reichtum an Naturerlebnissen wir in Schriesheim haben."

Und wo sollte das Schriesheimer Trekking-Camp hinkommen? Schmidt-Kühnle denkt an einen Ort irgendwo zwischen Schriesheimer Hütte und Spatschlucht mit Platz für vier Zwei-Mann-Zelte. Der genaue Standort würde noch mit der Stadtverwaltung und dem Förster festgelegt. Der soll, wie allgemein bei solchen Plätzen, vom Wanderweg nicht einsehbar sein, es gibt auch keine Wegweiser (den genauen Ort erhält man bei der Buchung).

Wie überhaupt keine größeren Eingriffe geplant sind, man müsste höchstens den Boden etwas planieren. Hinterlassenschaften sind an solchen Orten eher nicht zu befürchten, ist sich Schmidt-Kühnle sicher: "Ich habe noch keinen Platz gesehen, der zugemüllt ist." Und auch als Ort zum Feiern werden die Trekking-Camps eher nicht missbraucht: "Direkt hinfahren kann man nicht. Da schleppt keiner einen Kasten Bier hoch."

Denn das ist ja auch der Clou des Ganzen: Zu Trekking-Camps kann man nur hinwandern. Und man muss seine Ausrüstung mitnehmen: Zelt oder Plane ("Tarp"), Isomatte, Schlafsack, Topf, Tasse, Trinkflasche und Messer. Da es keine Wasserstelle gibt, muss man nach einem Bach suchen – und für dessen Wasser empfiehlt Schmidt-Kühnle eine Filterflasche gegen Mikroorganismen.

Cuny und Schmidt-Kühnle finden, dass sich Schriesheim nicht allzu viel Zeit mit einem Trekking-Camp lassen sollte, "sonst springen andere Gemeinden drauf". Zumal die Stadt von ihrer Anbindung besonders gut geeignet ist. Auch Förster Walter Pfefferle hat gegen diese Art von sanftem Tourismus nichts, er fände die Idee "grundsätzlich gut", so Schmidt-Kühnle. Und Cuny meint: "Es gibt einfach keine Argumente dagegen. Man kann nur auf die gut laufenden Trekking-Camps verweisen."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung