04.05.2024

So reagieren Weggefährten auf Peter Riehls Tod

Tiefe Trauer in Stadt und Region: Weggefährten und politische Gegner erinnern sich. Ab Montag liegt ein Kondolenzbuch aus.

Schriesheim. (hö/ans) Die Stadt, aber auch die Region trauern um Peter Riehl, der am Donnerstagabend im Alter von 81 Jahren verstorben ist. Die Stadt senkte noch an jenem Abend die Flaggen vor dem Rathaus auf halbmast. Ab Montag wird auch ein Kondolenzbuch im Rathaus ausliegen. Ein Termin für die Trauerfeier und die Bestattung für Riehl steht noch nicht fest, auch wenn bereits viele Bürger Bürgermeister Christoph Oeldorf und auch die RNZ danach gefragt haben. Oeldorf sagte unterdessen seine lange geplante Fahrt mit der Feuerwehr zu deren Partnerwehr im österreichischen Sankt Margarethen ab.

Die RNZ bat Oeldorf sowie Weggefährten Riehls, aber auch seine politischen Gegner um eine Würdigung des Verstorbenen.

> Schriesheims Bürgermeister Christoph Oeldorf: "Heute ist ein trauriger Tag für die Stadt Schriesheim. In Gedanken bin ich bei den Angehörigen von Peter Riehl und möchte ihnen mein tief empfundenes Beileid ausdrücken. Im Namen der Stadt Schriesheim danke ich Peter Riehl für sein außerordentliches Engagement für Schriesheim und seine Bürgerinnen und Bürger. Wie kein anderer hat er die Entwicklung unserer Stadt geprägt. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren."

> Siegfried Schlüter, langjähriger CDU-Fraktionsvorsitzender: "Ich bin einfach nur traurig, auch wenn es eine Erlösung nach seinem langen Leiden war. Ich habe immer gern mit ihm zusammengearbeitet. Es gab stets ein großes Vertrauen, man konnte sich immer auf ihn verlassen. Immens war auch seine Hilfsbereitschaft. Kurz: ein Bürgermeister, wie es ihn heute nicht mehr gibt."

> Friedrich Ewald, langjähriger Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler und Vorstandsvorsitzender der Winzergenossenschaft: "Seine Bedeutung für die Stadtentwicklung lässt sich gar nicht in Worte fassen. Er hat für Schriesheim gearbeitet und gekämpft, er war ein Macher vor dem Herrn. Die Krönung seiner Arbeit war, den Tunnel auf den Weg gebracht zu haben. Er hat für viele Bürger, aber gerade auch die Vereine viel erreicht. Ich möchte zudem daran erinnern, was er alles für den Weinbau getan hat – und natürlich auch für den Mathaisemarkt: So etwas und so einen bekommen wir nie wieder."

> Horst Schütze, langjähriger Bürgermeisterstellvertreter und mit Riehl Wegbereiter der Partnerschaft mit Uzès: "Am Freitagmorgen habe ich mit Jean-Luc Chapon, dem Bürgermeister von Uzès und fast so alt wie Peter Riehl, gesprochen. Er hat als Erstes gefragt, wann die Beerdigung Riehls ist. Dabei war am Tag zuvor seine Frau schwer gestürzt. Ich sagte zu ihm, er solle sich jetzt vor allem um seine Frau kümmern, so wie es Evelyn Riehl im Falle ihres Mannes bis zur letzten Minute getan hat. Es ist wichtig, dass die Ehepartner beisammen sind. Und was die Leistung Riehls angeht, kann ich nur sagen: Er war auf die Welt gekommen, um Schriesheimer Bürgermeister zu werden. Wir waren 50 Jahre befreundet, er war am längsten und am stetigsten an meiner Seite; mit ihm habe ich meine schönste Zeit erlebt. Mit seinem Tode endet auch ein Teil meines Lebens."

> Christian Wolf, Fraktionssprecher der Grünen Liste: "Seine Lebensleistung und sein Engagement für Schriesheim waren beeindruckend. Man muss die Person Peter Riehl einfach anerkennen – und was er für Schriesheim geleistet hat. Ich bin sofort, als ich 1979 als junger Student nach Schriesheim gekommen bin, auf ihn gestoßen – und habe, trotz aller Auseinandersetzungen, seine Leidenschaft immer bewundert."

> Gisela Reinhard, Ex-Stadträtin und Bürgermeisterkandidatin der Grünen Liste 1997: "Er war ein Mensch mit Herzblut und lebte für seine Stadt. Allerdings war es für ihn schwer, Widerspruch zu verstehen oder zu akzeptieren, gerade wenn es um die Privatisierung des städtischen Eigentums oder auch um den Erhalt historischer Bausubstanz ging. Und doch: Man wusste immer, woran man bei ihm war."

> Werner Oeldorf, Hirschberger Bürgermeister von 1975 bis 2007: "Peter Riehl war ein guter Freund von der ersten Stunde an. Die erste Begegnung gab es schon, da waren wir beide noch nicht in Amt und Würden. Ich war damals bei der Stadt Heidelberg, Peter Riehl als Kämmerer bei der Gemeinde Heddesheim. Letztere suchte einen Stellvertreter für ihn: Ich wurde zunächst stellvertretender Kämmerer und folgte dann auf ihn, als er zum Bürgermeister Schriesheims gewählt wurde. Für mich war er nicht nur ein toller Freund und Weggefährte, sondern auch ein Vorbild. Riehl hat mich auch ermuntert, in Hirschberg zu kandidieren. Und ich dachte mir: ,Wenn er das kann, kann ich das auch.’

Als Kollegen im Bürgermeister-Arbeitskreis hatten wir schon mal sachliche Differenzen, aber das war begründet in den unterschiedlichen Interessenslagen der Gemeinden, persönlich aber es ist nie persönlich geworden. Gerne denke ich auch an die Mathaisemarkt-Veranstaltungen zurück, bei denen wir dann gemeinsam auf der Bühne herumgehopst sind. Es hat Spaß gemacht mit dem Peter. Ich finde es traurig, dass Peter Riehl gestorben ist – und dass er gesundheitsbedingt so wenig von seinem Ruhestand gehabt hat."

> Michael Kessler, Heddesheimer Bürgermeister von 1998 bis 2022: "Ich kenne Peter Riehl ja schon, seitdem ich Kind war. Er hat zu den Zeiten, als mein Vater Bürgermeister war, auf dem Heddesheimer Rathaus erst gelernt und dann gearbeitet. Von daher hatte ich schon immer eine enge persönliche Beziehung zu ihm. Später war ich selbst auf dem Schriesheimer Rathaus Auszubildender. Peter Riehl hat mich von Anfang an begleitet, er war mein Förderer, von ihm habe ich viel gelernt. Er hat das Amt des Bürgermeisters gelebt wie kein anderer. Für mich selbst habe ich viel mitgenommen von der Art und Weise, wie man ein solches Amt ausführt. Darin war er mein Vorbild."

> Peter Denger, Dossenheimer Bürgermeister von 1970 bis 1995, genannt der "rote Peter": "Ich bin unendlich traurig. Als ich in der Nacht von Donnerstag auf Freitag im Bett lag, ging mir vieles durch den Kopf, vor allem die vielen schönen gemeinsamen Erlebnisse: Alles fing an mit ,Peterles Kartoffeltag’ für unsere Senioren. Und natürlich dann unsere vielen gemeinsamen Auftritte beim Mathaisemarkt, auf dem ,Schriesheimer Abend’ mit seinen Wetten: Da musste ich mit dem Rad zu Franz-Josef Strauß nach München fahren, und Peter Riehl brachte Schriesheimer Äpfel zum damaligen hessischen Ministerpräsidenten Holger Börner. Aber wir haben uns auch immer wieder – trotz unserer politisch unterschiedlichen Meinung – zusammengetan, um für die Bürger unserer Kommunen etwas zu erreichen, wie beim Radweg von Dossenheim nach Schriesheim. Das war nicht immer einfach, denn am Ende ging es ja auch immer ums Geld. Doch wir haben uns stets gut verstanden – und ständig ausgetauscht. Von daher weiß ich, dass er gerade in seiner letzten Amtszeit sehr unter den Anfeindungen und der Kritik gelitten hat, dabei wollte er für seine Stadt nur das Beste. Er war Schriesheim, und Schriesheim wurde durch ihn bekannt. Er war ein Teil von mir und ich von ihm. Auch wenn ich um seinen Gesundheitszustand wusste, denke ich an den Ausspruch Luthers: ,Wenn ein guter Freund geht, wird es dunkel, selbst an hellen Tagen’."

> Roland Kern, RNZ-Lokalredakteur von 1995 bis 2005: "Peter Riehl hat Schriesheim erst zu der Perle an der Bergstraße gemacht. Mit seiner ansteckend-optimistischen Art hat er andere motiviert, für die Stadt zu kämpfen und sich für sie zu begeistern. Er ist auch oft angeeckt, denn er war ehrlich, authentisch und hat keinen Konflikt gescheut. So einen ,Typen’ vermisst man heute – einer, der die Ärmel hochkrempelt und einfach mal macht. Für mich ist er heute noch als Kommunalpolitiker ein Vorbild."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung