26.04.2024

Schriesheimer Weinhoheiten: Endlich wieder eine normale Amtszeit

Diese drei repräsentieren ein Jahr lang Schriesheim und seinen Wein: Königin Miriam Knapp (Mitte) und ihre Prinzessinnen Sophie Weill (l.) und Ylva Neuert. Foto: Dorn
Diese drei repräsentieren ein Jahr lang Schriesheim und seinen Wein: Königin Miriam Knapp (Mitte) und ihre Prinzessinnen Sophie Weill (l.) und Ylva Neuert. Foto: Dorn
Die bald ehemaligen Weinhoheiten – Königin Ann-Kathrin Haas (Mitte) sowie ihre Prinzessinnen Anna Scheid (l.) und Luisa Gadzalli – wurden vom Schriesheimer Bürgermeister Christoph Oeldorf (2.v.r.) und dem Geschäftsführer der Winzergenossenschaft, Manuel Bretschi, verabschiedet. Foto: Dorn
Die bald ehemaligen Weinhoheiten – Königin Ann-Kathrin Haas (Mitte) sowie ihre Prinzessinnen Anna Scheid (l.) und Luisa Gadzalli – wurden vom Schriesheimer Bürgermeister Christoph Oeldorf (2.v.r.) und dem Geschäftsführer der Winzergenossenschaft, Manuel Bretschi, verabschiedet. Foto: Dorn

Die neuen Weinhoheiten markieren zugleich auch das Ende der Pandemie.

Von Micha Hörnle

Schriesheim. So genau hat noch niemand nachgezählt, wie viele Weinhoheiten Schriesheim gehabt hat, aber es werden in den letzten 60 Jahren mindestens 150 gewesen sein. Seit 1952 gibt es dieses Amt, das übrigens nicht nur Schriesheimerinnen bekleiden, sondern auch junge Frauen aus den Nachbarorten – zumindest wenn dort Trauben an die Winzergenossenschaft Schriesheim abgeliefert werden. Sophie Weill zum Beispiel stammt aus Hirschberg-Leutershausen und ist dieses Jahr Weinprinzessin und amtiert nun gemeinsam mit Königin Miriam Knapp und der anderen Prinzessin Ylva Neuert.

Als Weinprinzessin ist man eigentlich auch prädestiniert, einmal zur Königin ernannt zu werden. Nur von den Vorherigen war niemand bereit, das Amt zu übernehmen, also wurde Miriam Knapp gefragt – und so startet sie ohne Vorerfahrungen "von null auf hundert", wie der Vorstandsvorsitzende der Winzergenossenschaft, Karlheinz Spieß, sagte.

Was insofern schon ganz gut war, denn die 19-Jährige hatte sich vor elf Jahren mal als "kleine Weinhoheit" (also sozusagen der Nachwuchs der späteren Würdenträgerinnen) beworben. Doch sie war mit acht Jahren zu alt – und nun freut sich Knapp, die gerade auf der Rotkreuz-Wache in Weinheim ihr Freiwilliges Soziales Jahr ableistet, ihre Heimatstadt und den Wein vertreten zu dürfen.

Mit Wein haben sie und ihre Prinzessinnen viel am Hut: Alle drei Weinhoheiten können glaubhaft bezeugen, dass sie in ihrer Freizeit gern im Weinberg arbeiten. Und manche stammen sogar aus einem stolzen Weinhoheiten-Adel: Bei Ylva Neuert (17), Abiturientin am Kurpfalz-Gymnasium in Schriesheim, waren die Mutter Katrin und deren Schwester Dorothee Tappert Weinprinzessinnen, ihre andere Tante Diana sogar Königin. Bei Sophie Weill (23), die Biotechnologie studiert, amtierte ihre Tante Barbara als Weinhoheit.

Aber alle Tradition hilft nichts, wenn man sich nicht beim Wein auskennt. Deswegen gibt der Geschäftsführer der Winzergenossenschaft, Manuel Bretschi, den Hoheiten Lektionen in Sachen Wein. Denn heute genügt es nicht mehr, eine gute Figur zu machen und Küsschen zu geben, man muss schon firm in der Materie sein, denn schließlich moderieren die Königin und ihre Prinzessinnen auch Weinproben.

Da hilft auch eine gewisse Beredsamkeit und ein sicheres Auftreten – und genau das lernt man auch im Amt, wie der RNZ bei einem Treffen der Ex-Weinhoheiten alle Anwesenden bestätigten: Dieses Amt ist eben auch eine gute Schule fürs Leben.

Zum ersten Mal seit 2020 haben Knapp, Weill und Neuert – voraussichtlich – eine normale Amtszeit, im Gegensatz zu ihren Vorgängerinnen. Und doch gab es dieses Mal keinen Ansturm auf dieses Amt, wie Spieß berichtet. Er musste richtig suchen, doch dann landeten die Bewerbungen Knapps und Neuerts bei ihm, Weill wurde gezielt "angeworben".

Das Trio, das sich bis dato noch nicht kannte, hat sich mittlerweile angefreundet; und es schweißt zusammen, dass man jetzt gemeinsam alle Erfahrungen machen muss.

Worauf freuen sich die drei am meisten? "Auf den Mathaisemarkt!", sind sie sich einig. Königin Knapp fällt doch noch was ein: "Die Buga!" Gut so, denn die Winzergenossenschaft Schriesheim ist Partner der Mannheimer Bundesgartenschau.


"Ihr werdet immer meine Ersten sein"

Die scheidenden Weinhoheiten: Eine kurze, aufregende Amtszeit mit einem ungewöhnlichen Start – und einer Baby-Überraschung.

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Schon der Start war für die nun bald ehemaligen Weinhoheiten Ann-Kathrin Haas (Königin) und Anna Scheid sowie Luisa Gadzalli (Prinzessinnen) ungewöhnlich: Sie wurden nicht auf dem Mathaisemarkt im Festzelt gekrönt: Das gab es bisher nur einmal: 1991, als während des Golf-Kriegs das Fest abgesagt wurde. Die Krönung immerhin gab es dann doch – wenn auch nur im kleinen Kreis im historischen Zehntkeller, der guten Stube der Stadt. 2021 war das anders: Da fiel der gesamte Mathaisemarkt aus, aber die Weinhoheiten wurden zweieinhalb Monate später, am 20. Mai beim erstmals ausgerichteten Stadtfest, gekrönt – unter freiem Himmel.

Doch damit nicht genug: Für den frisch gewählten Bürgermeister Christoph Oeldorf und den Geschäftsführer der Winzergenossenschaft Schriesheim, Manuel Bretschi, auch noch kein Jahr im Amt, waren Haas, Scheid und Gadzalli ihre ersten Weinhoheiten. Und deswegen sagte Oeldorf vor zwei Wochen bei der inoffiziellen Verabschiedung der drei: "Ihr werdet immer meine Ersten sein!"

Deren Amtszeit war mit zehn Monaten recht kurz, aber nicht minder aufregend, denn nach dem Ende der Pandemie hatten sie endlich wieder jede Menge Termine, die sie souverän (und natürlich ehrenamtlich) absolvierten. Das hatten sie ihren Vorgängerinnen Sofia Hartmann (Königin) sowie Lena Meyer und Fabienne Röger (Prinzessinnen) voraus, die zwar über zwei Jahre amtierten, aber wegen Corona kaum Auftritte hatten. Bretschi bescheinigte Haas, Scheid und Gadzalli dankbar "eine Amtszeit in Perfektion".

Die endete durchaus ungewöhnlich, denn die Königin konnte in den letzten Wochen kaum mehr Termine absolvieren, denn sie ist unverkennbar guter Hoffnung (im Juni ist es so weit). Das reizte Bretschi zu der Bemerkung: "Wenn jemand mit Wein anfängt und mit Apfelschorle aufhört, sollte das den Königin-Eltern zu denken geben."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung