29.03.2024

Schriesheimer Stadtfest: Ein emotionaler Abschied - und Neubeginn

Vor großer Kulisse mit 1500 Besuchern auf dem Festplatz: Die drei neuen Weinhoheiten wurden am Freitag gekrönt, und die alten verabschiedeten sich

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Die zwei großen Fragen beim Krönungsabend waren: Hält das Wetter? Und kommen die Leute? Das Wetter hielt, zumindest bis zur Krönung, doch dann krachte es kurz, aber heftig gegen 20.20 Uhr, doch die Schriesheimer (inklusive der "T-Band" auf der halbwegs wetterfesten Bühne) machten einfach weiter. Damit ist auch schon die Frage beantwortet, vor welcher Kulisse die Krönung stattfand: vor einer großen und würdigen.

Noch-Ordnungsamtsleiter Achim Weitz schätzte die Zahl der Gäste auf "zwischen 1500 und 2000". Darunter, fast im Wortsinn, halb Schriesheim. Mit am weitesten gereist war die ehemalige "Weinhoheiten-Mutti" Astrid Spies, die von ihrem neuen Domizil an der Nordsee extra zur Krönung gekommen war.

Pünktlich vor der Zeremonie ab 18 Uhr – zuvor hatte es noch genieselt – ließ sich die Sonne blicken, und dann wurde es emotional, sowohl bei der Abkrönung der gewesenen wie bei der Inthronisierung der neuen Weinhoheiten. Das war dann genau um 18.50 Uhr. Die neue Weinkönigin Ann-Kathrin Haas (22) bekannte, dass sie seit 15 Jahren auf diesen Tag als Königin hingefiebert habe – und nun ist sie "überwältigt und glücklich", zusammen mit Luisa Gadzalli (18) und Anna Scheid (17) als Schriesheimer Weinhoheiten "hier zu stehen".

Zuvor war das Dreigestirn unter freiem Himmel auf dem Festplatz in einem Regen von Seifenblasen auf die Bühne marschiert, die die sonst im Festzelt üblichen "Sternenspritzer" (Wunderkerzen) dieses Mal ersetzten. Bürgermeister Christoph Oeldorf nahm sich zurück und bekannte: "Schriesheim ist und bleibt eine Weinmonarchie." Und dabei wolle er den drei Hoheiten "untertänigste Hilfe anbieten".

Der Vorstandsvorsitzende der Winzergenossenschaft (WG), Karlheinz Spieß, verwies auf die ausgezeichnete Expertise der drei Neuen ("sie sind bestens vorbereitet") – und korrigierte gleich zweimal die RNZ-Berichterstattung: Erstens heißt der Vater Gadzallis nicht Peter, sondern Ralf; aber noch wichtiger: Man habe die drei gewesenen Weinhoheiten durchaus gefragt, ob sie für eine dritte Amtszeit bereitgestanden hätten, die hätten aber abgelehnt (was auch für den Aufstieg der bisherigen Prinzessinnen zur Weinkönigin gilt).

Die gewesenen Weinhoheiten waren von der Abkrönung richtig angefasst: Immer wieder versagte ihnen die Stimme. Auch Alt-Bürgermeister Hansjörg Höfer war es wichtig, das Trio zu verabschieden, und er machte eine historische Referenz, die später auch WG-Geschäftsführer Manuel Bretschi und die Gebietsweinkönigin der Hessischen Bergstraße, Stefanie Kippenhan, aufgriffen: Sofia Hartmann, Lena Meyer und Fabienne Röger amtierten bisher seit 1953 am längsten, exakt 806 Tage lang: "Das wird in die Geschichte eingehen", so Höfer. Und Bretschi, erst seit einem knappen Jahr im Amt, bekannte: "Ihr werdet immer meine Hoheiten sein."

Auch wenn die Auftritte der drei coronabedingt eher rar gesät waren – Hartmann rechnete vor, dass sie nur 70 Termine (statt sonst 120 in einem Jahr) hatten, nur eine Kerwe und ein Weinfest –, waren sie doch ein tolles Team, Meyer sagte: "Als Trio haben wir uns nicht gesucht und doch gefunden. Wir verabschieden uns nicht von unserer Freundschaft." Und doch mischte sich immer wieder eine gewisse Traurigkeit hinein, dass Hartmann, Meyer und Röger einfach nie so richtig zum Zuge kommen konnten.

Und auch die vorletzte Weinkönigin, Annalena Spieß, bekannte: "Ihr hattet kein leichtes Jahr." Außerdem gelte ja: "Einmal Hoheit immer Hoheit!" Da gab es dann kein Halten mehr, und die Tränen flossen, wenn auch unter großem Applaus. Insofern stimmte es schon, was Sophie Koch – sie teilte sich gekonnt mit Lisa Menges die Moderation – bemerkt hatte: "Das ist schon ein kleines Mathaisemarkt-Feeling."

Mit den neuen großen Weinhoheiten stellten sich auch die kleinen vor: Luisa Bernd (8), Anne Weißling (8) und Frieda Lamprecht (5), die mit einem hübschen Gedicht gleich Laune machten – und dann zum Abschluss der Krönung überleiteten: Gemeinsam sangen alle das "Schriesheimer Lied", denn schließlich stehe, so Höfer, "Schriesheim für Gemeinschaft". Auch sein Nachfolger Oeldorf hatte bei den drei Strophen textmäßig keine sichtliche Mühe. Und dann trotzten die Besucher den Wetterunbilden und feierten das erste große Schriesheimer Fest in diesem Jahr.

Stadtfest startet mit guter Stimmung und Sonnenschein

Schriesheim. (max) Bei hochsommerlichen Temperaturen startete am vergangenen Freitag das erste große Fest der Stadt ohne Zugangsbeschränkungen seit über zwei Jahren. Da es um 14 Uhr an einem Wochentag losging, war es wohl manchem Angestellten unmöglich, bei der offiziellen Eröffnung dabei zu sein. Trotzdem kamen gut 150 Gäste, vor allem die Viertklässler (und deren Eltern) der Strahlenberger- und Kurpfalzgrundschule, die beim Schulduell auf der Festbühne gegeneinander antraten.

Rund um die Bühne ist der Wein- und Biergarten aufgebaut, dessen Angebot vor allem die Schriesheimer Winzer, "Forschners Schützenhaus" und die "La Perseria Mashti" bestücken. Georg Bielig und Michael Merkel, die gerade noch die letzten Flaschen in die Kühlschränke stapelten, freuten sich auf das anstehende Fest: "Nach der langen Zeit wird der Andrang sicher gut!" Auch am Stand der "Perseria" sagte Inhaberin Sana Houdeh-Ashtiani motiviert: "Ich habe ein gutes Gefühl!"

Obwohl es einige Elemente des Mathaisemarkts gebe, solle das "Stadtfest" diesen auf keinen Fall ersetzen, sagte die grüne Landtagsabgeordnete und Stadträtin, Fadime Tuncer. Nach der langen Zeit, "in der wir auf vieles verzichten mussten", freue sie sich darauf, dass man wieder "feiern und beisammensein" könne. Da Bürgermeister Christoph Oeldorf auf der Trauung seiner Sekretärin gebunden war, sprach Tuncer das Grußwort.

Noch-Ordnungsamtsleiter Achim Weitz besprach die letzten Details mit den Standbetreibern. Die Planung sei reibungslos verlaufen, auch wenn man anders als beim Mathaisemarkt "keinen Plan in der Schublade" gehabt habe. So glaubt er auch, dass das Stadtfest ein Erfolg wird – und dankte Julia Geiss und Kirstin Fontius aus dem Ordnungsamt sowie Karina Mayer aus dem Bauamt, da sie "das wunderbar organisiert" hätten.

Das Duell zwischen den Kernstadt-Grundschulen – Altenbach fehlte – hatte der Jugendgemeinderat auf die Beine gestellt und wurde auch von seiner Vorsitzenden Julia Ivanovski und ihrer Kollegin Miriam Knapp moderiert. In Quiz, Dosenwerfen, Schokokuss-Wettessen und Apfeltauchen mussten sich die drei Teilnehmer der Kurpfalz-Grundschule, Ellen, Jana und Philipp, mit denen der Strahlenberger Grundschule, Elisabeth, Ansgar und Max, messen. Mit einem sehr knappen Vorsprung von 15 Punkten konnten die Strahlenberger den Wettbewerb für sich entscheiden.

Auch die jubelnden Klassenkameraden wurden miteinbezogen und konnten auf einem Zettel schätzen, wie viele Gummibärchen in einem Glas waren. Gewinner war Fabio, der mit 205 nur drei Bärchen daneben lag – tatsächlich waren es 208. Zur Belohnung durfte er das ganze Glas behalten.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung