28.03.2024

Schriesheim feierte Bülent Ceylan

Über 1000 Gäste kamen zur Präsentation seines neuen Weißweins. Daraus wurde am Sonntag das erste große Fest seit langer Zeit.

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Auch wer nicht der größte Fan von Bülent Ceylan ist – zwei Dinge muss man ihm lassen: Er hat sein Publikum im Griff, und er verhalf nach langen Pandemiezeiten den Schriesheimern wieder zu einem richtigen Fest auf dem Unteren Hof der Strahlenberger Grundschule, das sich fast "normal", also wie zu Vor-Corona-Zeiten, anfühlte. Der Comedian war deshalb nach Schriesheim gekommen, um seinen Wein "Bülent Blanc" zu präsentieren, aber das war fast Nebensache – auch wenn die Cuvée aus Weißburgunder (45 Prozent), Souvignier Gris (45 Prozent) und Müller-Thurgau (10 Prozent) wohl der Sommerwein werden wird. Und zwar nicht nur an der Bergstraße, sondern in ganz Baden-Württemberg, wo der Weißwein ab dem heutigen Montag auch in den Supermärkten zu haben sein wird.

Die Show, wenn man das überhaupt so nennen darf, war mit knapp 30 Minuten recht kurz, es war eher eine Kaskade von Einfällen des "Monnemer Türk", der seine Vaterstadt mittlerweile als Weinheimer eher aus der Ferne liebt. Dabei ließ er seine Charaktere wie Anneliese, Hasan oder Mompfred zu Hause, eigentlich sprach Ceylan vor allem über sich oder über seinen stets mitreisenden Kumpel Ali, der zwar kein Schweinefleisch isst, dafür aber Gummibärchen.

Und Ceylan selbst? Also: Er trinkt ganz gern Weißwein, aber kein Bier, was ihn beim Wacken-Festival als "Kamillenteerocker" fast zum Außenseiter machte. Und mitnichten ist es für ihn verboten, Alkohol zu trinken: "Ich bin doch Christ. Mein Vater war Moslem, die Mutter katholisch, da konnte ich nur evangelisch werden." Am gestrigen Sonntag feierte Ceylan auch ein Wiedersehen mit seinem alten Mathelehrer Rolf Reidinger, den er im Publikum erblickte: "Jetzt bin isch ganz uffgeregt!"

Und da ist noch die Sache mit dem Dialekt, den Ceylan so hingebungsvoll pflegt, auch wenn er sich den Schnitzer erlaubte, aus Schriese "Schriesem" zu machen – woraufhin ihn der halbe Platz korrigierte. Nicht schlimm, denn zu Hause wird eher Hochdeutsch gesprochen, seine Frau kommt aus Nordrhein-Westfalen. Obwohl er seine Familie eigentlich konsequent aus den Schlagzeilen hält, kam er überraschend oft auf sie zu sprechen – obwohl niemand weiß, ob die Anekdoten alle stimmen. Um seine Frau in die Kurpfalz zu locken, zeigte er ihr Heidelberg, "einen Stadtteil von Mannheim" (in dessen Stadtteil Ziegelhausen die Ceylans auch einige Jahre wohnten). Mit seinem Sohn brach er zu dunklen Lockdown-Zeiten auch nachts auf einem Spielplatz ein, um mit ihm zu rutschen. Aber da zeigte sich, wie "deutsch" Ceylan doch ist: "Wir haben die Rutsche vorher desinfiziert, danach auch und schließlich das Absperrband wieder zugetackert." Aber nun ist die Pandemie, zumindest vorerst, vorbei, und er kann wieder auf Tour gehen – sogar hoch in den Norden, wo das einzige Kurpfälzer Wort, das Hanseaten kennen, "Bumbewassazong" ist.

Kurz noch ein Blick zum Geschäftsführer der Winzergenossenschaft (WG), Manuel Bretschi: "Willde noch was sage?", und der dankte erst einmal seinem Team – und stellvertretend für alle bekam Heike Gaber, seit 25 Jahren in WG-Diensten, auf der Bühne eine Karte für die nächste Mannheimer Ceylan-Show. Der wiederum hielt Wort, er sei "gut druff" und wollte stundenlang Autogramme geben. Für seine "Bülent Blanc"-Flaschen hatte er sich sogar einen Extra-Stift besorgt. Dann verschwand er sofort von der Bühne und ging zum Autogramm-Zelt, vor dem eine riesige Menschenschlange geduldig anstand.

Die Schriesemer waren unterdessen von Ceylan ganz angetan: Raimund Breitenreicher, der als gebürtiger Mannheimer sogar Ceylans Vater kannte, meinte anerkennend: "Da war nichts einstudiert, das kam alles aus der Lameng." Noch-Ordnungsamtsleiter und bald Heddesheimer Bürgermeister Achim Weitz outete sich als Ceylan-Fan: "Das wirkte alles so spontan. Schon erstaunlich, was er alles aus dem Publikum herausgeholt hat." Marc Hartmann fand es "interessant, mal wieder unter Menschen zu sein. Die erste schöne Veranstaltung in diesem Jahr im Schulhof – was will man mehr?" Weinkönigin Sofia Hartmann sah in dem Nachmittag eine "tolle Werbung für die WG". Für Bürgermeister Christoph Oeldorf ist es "super, dass so viele Leute gekommen sind und dass man gemeinsam feiert". Denn auch nach dem Ende des Show-Programms standen die Besucher stundenlang beieinander. SPD-Landtagsabgeordneter Sebastian Cuny erlebte Ceylan am Donnerstag bei einer Podiumsdiskussion im Landtag, wo der die Kurpfälzer Fahne hochhielt. Und umso mehr freute er sich, Ceylan auf heimischem Boden zu sehen – und fand es "toll, dass die WG neue Wege geht. Ich hoffe, dass wir jedes Jahr eine solche Vorstellung haben werden". Zumindest, so sagte es Bretschi später zur RNZ, sei die Zusammenarbeit langfristig, "so lange es Bülent will".

Und der Wein? Nach Oeldorfs Gaumen "schön frisch und süffig". Ex-WG-Vorstandsvorsitzender Friedrich Ewald ist sich sicher, "dass der Wein seinen Weg machen wird. Nur sei jetzt schon absehbar, so Bretschi, dass die Menge für die groß angelegte Kampagne eher zu knapp kalkuliert ist.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung