Am Mittwoch zogen die letzten Bewohner aus. Grund für die Verzögerung waren zwei Coronafälle.
Von Micha Hörnle
Schriesheim. Am Mittwoch zogen die letzten Bewohner aus dem Haus "Edelstein" aus, das bestätigten das Landratsamt und Betreiber Hubertus Seidler auf RNZ-Anfrage. Damit hat Seidler, wenn auch mit etwas zeitlichem Verzug, die Verfügung der Heimaufsicht erfüllt, das Seniorenheim zum 30. April zu schließen. Die Verzögerung von vier Tagen rührte von zwei Coronafällen im "Edelstein"; Seidler hatte vor fünf Wochen noch vermutet, dass so die Schließung des "Edelstein" in weite Ferne rücken könnte. Aber dem war nicht so, denn die Infektion breitete sich nicht aus.
Alle bisherigen Bewohner – zuletzt 30 – seien in anderen Heimen in der Region untergekommen, allerdings kaum in Schriesheim selbst. Das Haus "Stammberg" habe nur eine Person untergebracht. Den knapp 40 Beschäftigten, darunter relativ viele Schwerbehinderte, wurde unterdessen zum 30. Mai gekündigt. Acht von ihnen wohnen noch im "Edelstein", das gerade ausgeräumt wird und bald "besenrein übergeben wird". Deren Stimmung sei niedergeschlagen, "sie lassen an der Politik kein gutes Haar", so Seidler. In einer Vollversammlung am Donnerstag erklärte er die Situation – und sagte, wie es mit ihnen weitergehen wird. Einige sollen in anderen Häusern unterkommen – das "Stammberg" übernimmt wohl ein paar –, aber es gibt auch eine Hoffnung auf einen Neuanfang: Denn Seidler hat den Bauantrag für das neue "Edelstein" am alten Standort gestellt: Der soll, zumindest nach seinen Angaben, auf der nächsten Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt (ATU) am Montag, 16. Mai, beraten werden.
Doch auf der Tagesordnung dieser Sitzung steht, zumindest bisher, noch kein Antrag auf einen "Edelstein"-Neubau. Der soll, wie von Seidler angekündigt, von einst 100 Plätzen auf 80 abgespeckt werden – und entsprechend optimistisch ist er: "Uns wurde zugesagt, dass ein Neubau möglich ist, wenn wir ihn reduzieren. Und das haben wir getan. Am 16. Mai schlägt die Stunde der Wahrheit." Dann will er auch mit mehreren Beschäftigten im Ausschuss sein, um sein Anliegen zu vertreten. Allerdings hatte der Gemeinderat bereits im Februar einen Aufstellungsbeschluss, also den ersten Schritt zu einem Bebauungsplan, gefasst: Demnach ist hier in Zukunft ein Wohngebiet vorgesehen, allerdings gilt für die alte Nutzung als Seniorenheim Bestandsschutz. Und auch für den Eigentümer, den Evangelischen Verein (siehe Hintergrund), schlägt dann die Stunde der Wahrheit: Er muss sich entscheiden, ob er die Pläne eines "Edelstein"-Neubaus unterstützt oder das Gelände an die Stadt verkauft.
Unterdessen ist weiter in der Schwebe, ob das alte Heim bald für ukrainische Kriegsflüchtlinge genutzt werden kann: "Ich habe dem Landrat, dem Bürgermeister und den Parteien geschrieben, dass wir zur Verfügung stehen. Aber niemand hat geantwortet. Dabei eignet sich das ,Edelstein’ hervorragend, gerade für ukrainische Senioren. Aber niemand scheint interessiert zu sein. In Schriesheim wartet man wohl lieber auf Container am Festplatz."
Neues gibt es auch vom NH-Hotel bei Leutershausen (aber auf Schriesheimer Gemarkung): Es wird jetzt doch kein Flüchtlingsheim, wie Seidler unlängst angekündigt hatte. Er wollte ursprünglich die seit Oktober 2020 leer stehende Immobilie kaufen, sie erst zu einer Unterkunft und dann langfristig zu einer Einrichtung für Betreutes Wohnen machen. Diese geplante Nutzungsänderung sei aber "sehr schwierig", und schließlich haben sich die Eigentümer vor vier Wochen entschieden, das NH-Hotel wiederzueröffnen.
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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung