08.09.2024

Glasfaser in Schriesheim: Großes Trommeln für den zweiten Anlauf

Die Deutsche Giga-Netz will Glasfaserkunden in der Kernstadt überzeugen. Besserer Auftritt, aber kaum günstigere Tarife als Netcom-BW.

Von Filip Bubenheimer

Schriesheim. "Ernsthaft: Wer telefoniert noch vom Festnetz aus?" Die rhetorische Frage von Korhan Sener, der Projektleiter der Deutschen Giga-Netz quittierte das Publikum am Dienstag mit Gelächter. Viele Besucher des "Glasfaser-Dialogs" in der Mehrzweckhalle greifen wohl noch ganz traditionell zum Hörer. Daher schien die Tatsache, dass manche Deutsche-Giga-Netz-Tarife keine Telefon-Flatrate enthalten, einigen wichtiger als die Aussicht auf Internet "in Lichtgeschwindigkeit" oder einen geschenkten "smarten Heizkörper-Thermostat".

Das Unternehmen mit Sitz in Hamburg will bekanntlich schaffen, woran die Netcom-BW scheiterte: genügend Haushalte in der Kernstadt zum Abschluss eines Glasfaser-Vertrags zu bewegen, damit sich der Ausbau rentiert. Bei Netcom-BW hatten nur 31 Prozent der Haushalte einen Vertrag abgeschlossen; die Zielmarke von 40 Prozent wurde klar verfehlt. Der Deutschen Giga-Netz reicht eine Vorvermarktungsquote von 35 Prozent. Wenn diejenigen, die einen Netcom-BW-Vertrag abgeschlossen hatten, auch bei seiner Firma unterschreiben würden, sei "das Thema schon durch", so Projektleiter Sener. Die Zahl der bisher im Internet abgeschlossenen Verträge stimme ihn optimistisch.

Auch Bürgermeister Christoph Oeldorf hatte eingangs erneut für den Glasfaserausbau geworben – dieser sei "eines der Zukunftsthemen für die Stadt". Für das Arbeiten aus dem Homeoffice oder das "Internet der Dinge" werde die Bandbreite der Kupferleitungen in Zukunft nicht mehr ausreichen. Projektleiter Sener schlug in die gleiche Kerbe: "Mittlerweile sind es die Kaffeemaschinen, der Kühlschrank, der Thermomix, die ans Internet wollen."

Es blieb die Frage, warum sich nun mehr Schriesheimer für Glasfaser erwärmen sollten als im ersten Anlauf. Immerhin, so der Tenor im Publikum, präsentierte sich die Deutsche Giga-Netz besser als die Netcom-BW, deren Auftreten mehrere Besucher als "Katastrophe" bezeichneten. "Das alles wirkt deutlich professioneller", sagte ein Hauseigentümer; "sie haben es gut gemacht", bemerkte ein anderer.

Sener präsentierte außerdem einen Preisvergleich, bei dem seine Firma gut dastand – zumindest auf den ersten Blick: Für die Tarife mit einer Download-Geschwindigkeit von 300 Megabit/Sekunde kam Sener auf 40,32 Euro monatlich bei der Deutschen Giga-Netz, gegenüber 44,03 Euro bei der Netcom-BW. Die Kosten sind jeweils gemittelt über die Mindestvertragsdauer von zwei Jahren. In Seners Rechnung fehlt aber die einmalige "Bereitstellungsgebühr" von 59,90 Euro; dafür enthält sie bereits einen "Wechselbonus" von 110 Euro – ihn erhalten nur diejenigen Kunden, die bis zum 12. Mai einen Vertrag abschließen. Ein weiterer Haken bei diesem und einem weiteren Tarif ist, dass sie keine Telefon- und Handy-Flatrate enthalten. Sie kostet für Anrufe ins Festnetz monatlich 7,50 Euro und ins Mobilfunknetz noch mal 7,50 Euro.

Ob Deutsche-Giga-Netz-Kunden nach dem Ende der Mindestvertragslaufzeit den Anbieter wechseln können, hängt davon ab, ob das Unternehmen anderen Anbietern dann Zugang zu seinen Leitungen gewährt. "Wir sind gerade in Verhandlungen mit mehreren Partnern", sagte Sener. "Am Ende der zwei Jahre werden wir sicher einige Kooperationspartner an Bord haben."

Die Deutsche Giga-Netz verlegt das Glasfaserkabel bis zum Haus oder zur Wohnung auf eigene Kosten. Dafür muss der Vertrag unterschrieben werden, bevor "der Ausbau vor Ort im Wesentlichen abgeschlossen ist". In den Worten Seners: "Bis der Bagger die Straße verlassen hat, ist es kostenlos, danach kostenpflichtig." Konkret stellt die Firma bei einem späteren Vertragsabschluss Anschlusskosten von 990 Euro in Aussicht.

Für Mehrfamilienhäuser versprach Sener: "Wenn mindestens einer einen Vertrag abschließt, bekommt jede Wohneinheit einen Glasfaseranschluss bis in die Wohnung gelegt." Später präzisierte er, was unter einem Mehrfamilienhaus zu verstehen ist: ein Haus mit mindestens drei Wohneinheiten und einer Hausverwaltung. In allen anderen Mehrfamilienhäusern bekämen nur die Parteien, die einen Vertrag abschließen, den Anschluss bis in die Wohnung gelegt.

Zur Charmeoffensive der Deutschen Giga-Netz gehört auch eine Vereinsprämie: Wer Mitglied eines Vereins ist, kann bei Vertragsabschluss – einmalig – eine 25-Euro-Spende des Unternehmens an den Verein veranlassen. "Sagen Sie dem Vereinspräsidenten Bescheid", ermunterte Sener die Zuhörer.

Falls die nötige Vorvermarktungsquote erreicht wird, folgt laut Sener eine Planungsphase von drei bis vier Monaten. Begehungen der einzelnen Grundstücke würden voraussichtlich Anfang nächsten Jahres stattfinden; dann könnten die Bauarbeiten starten.

Die Deutsche-Giga-Netz-Vertreter, die nun von Tür zu Tür ziehen, sind laut Sener immer in Firmenmontur gekleidet und haben Ausweise bei sich. "Wir schieben keine Füße in irgendwelche Türen", so Sener – und man akzeptiere auch ein "Nein". Außerdem bietet die Firma mittwochs von 13.30 bis 17.30 Uhr im Rathaus eine Sprechstunde an (Terminvereinbarung unter www.deutsche-giganetz.de).

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung