04.05.2024

Die Altstadt bekommt ab Herbst ein Bistro

Hajnalka Dénes steht mit ihrem Hund Max vor dem Ladenlokal, in das im Herbst ihr Bistro einziehen soll. Foto: Dorn
Hajnalka Dénes steht mit ihrem Hund Max vor dem Ladenlokal, in das im Herbst ihr Bistro einziehen soll. Foto: Dorn

Hajnalka Dénes eröffnet in der Heidelberger Straße das "Aubergin", das man seit 2021 als "Foodtruck" beim Weingut Teutsch kennt.

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Gastronomisch tut sich in der nächsten Zeit so einiges in der Innenstadt: Als erstes soll Anfang August die Weinbar im "Hirsch" eröffnen, dann folgt, vielleicht noch im September, die Wiedereröffnung des "Strahlenberger Hofs" – und nun soll, wohl im Oktober, die Heidelberger Straße ein neues Bistro bekommen: In den beiden Ladenlokalen am Friedrich-Hauß-Studienzentrum waren einst ein Nähstudio und eine Thaimassage-Praxis untergebracht, nun renoviert hier Hajnalka Dénes. Sie ist an der Bergstraße keine Unbekannte: Seit 2021 betreibt sie am Weingut Teutsch in Leutershausen (das aber auf Schriesheimer Gemarkung liegt) ihren "Foodtruck" namens "Aubergin".

Als sie vor über zwei Jahren damit begann, "hätte ich nie gedacht, dass das so erfolgreich wird", sagte sie bei einem Vor-Ort-Termin mit der RNZ. Ihren Wagen bewirtschaftet sie von Mai bis Juli, nun sucht sie etwas Festes – und etwas "mit weniger Risiko", wie sie sagt: Denn das Geschäft im Freien ist durchaus nicht ohne: In Leutershausen klappte das ganz gut, aber weniger in diesem Frühjahr, als sie in Heidelberg auf der Neckarwiese, unter der Theodor-Heuss-Brücke, stand: "Das war wohl nicht mein Platz. Ich mache nicht das, was man ,Streetfood’ nennt, also Pommes und Bratwürste. Ich stehe für hochwertiges Essen."

Berühmt ist ihr "Pulled-Pork-Burger", also aus "gerupftem" und buttweichem Schweinefleisch – in Dénes’ Fall mit hausgemachter Soße und Maissalat. Deswegen suchte sie "etwas Festes" – und sehr gerne in Schriesheim.

Der entscheidende Tipp kam von ihrem zukünftigen Nachbarn, Andreas Pfeifer vom "HandWerk", der ihr von den beiden leer stehenden Ladenlokalen berichtete. Also nahm sie Kontakt mit dem Vermieter auf und wurde mit ihm schnell einig. Und so erhielt sie die beiden Räume, die sie nach und nach renoviert, mit Möbeln ("viel Second Hand, es soll wie ein Wohnzimmer wirken") und natürlich mit einer Küche bestückt, denn: "Ich werde hier natürlich frisch kochen."

Vom Essen her behält sie ihren Stil bei, wie man ihn vom Wagen her kennt – zumal der Name "Aubergin" auch fürs Bistro übernommen wird: Burger (auch als vegetarische Variante), aber auch Saisonales (wie Kürbis im Herbst), so ganz generell "eine deutsch-ungarische Kombination", sogar das ungarische Nationalgericht Gulasch (oder vielmehr "Gulyás") soll es ab und an geben – wobei die Karte übersichtlich bleiben soll; dafür ist eben alles selbst gemacht (und die Zutaten kommen alle aus der Region).

Wein gehört auch dazu – natürlich den von Johannes Teutsch, aber auch von Anne Kathrin Bormann aus Schriesheim und zusätzlich internationale Tropfen – natürlich ungarische, zudem war sie in der letzten Woche im Burgund. Als Konkurrenz zum nahen "HandWerk" sieht sie sich nicht, denn sie hat ja ein anderes Konzept: Bei ihm gibt es Kaffee und Craft-Beer, bei ihr Speisen – übrigens auch Brunch – und Wein. Und auch hier wird man auf den Fensterbänken sitzen dürfen, vom linken Eckplatz sieht man sogar die Strahlenburg.

Große Sorgen, dass ihr Konzept doch nicht aufgehen könnte, macht sie sich nicht, denn gerade die Schriesheimer waren die treuesten Gäste ihres Wagens: "80 Prozent kommen von hier." Und von denen bekam sie "viele schöne Rückmeldungen, vor allem wegen des Essens der Atmosphäre und meiner Art". Dénes ist sich sicher: "So ein Konzept fehlt in Schriesheim." Ende September, Anfang Oktober soll Eröffnung sein; die Öffnungszeiten stehen noch nicht ganz fest: "Vielleicht Donnerstag bis Sonntag", aber auf jeden Fall "von morgens bis abends". Bereits am Straßenfest will sie sich in der Stadt mit einem Stand vorstellen.

Die Gastfreundschaft steckt Dénes im Blut, denn sie stammt aus Siebenbürgen, dem Teil Rumäniens, in dem heute noch überwiegend Ungarisch gesprochen wird (und bis zur großen Vertreibungs- und späteren Ausreisewelle auch Deutsch). Dort pflegt man eine gute Küche – und eine große Leidenschaft fürs Essen. Die heute 51-Jährige ging dann nach Budapest, arbeitete als Sportlehrerin, bildete sich zur Weinexpertin weiter und hatte in der ungarischen Hauptstadt auch eine Weile lang ein "Heimrestaurant", kochte also für andere in ihrer eigenen Wohnung. Mit einem Schuss Selbstironie sagt sie über sich: "Ich bin ein gut ausgebildeter Amateur. Ich mache nur das, was ich auch für gut halte."

Vor sieben Jahren folgte sie mit den zwei Kindern ihrem Mann an die Bergstraße – ohne ein Wort Deutsch zu können. Und erst hier erfüllte sie sich ihren Traum mit einem kleinen Gastronomiebetrieb, den sie nun mit ihrem Bistro in der Heidelberger Straße erweitert. Und was wird aus ihrem Wagen am Weingut Teutsch? Erst mal endet die Saison sowieso Ende des Monats, dann müsse man weitersehen. Schließlich erweitert sie sich ja gerade: "Von fünf Quadratmetern im Wagen auf jetzt 40 im Schriesheimer Bistro, das ist schon ein Sprung."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung