04.05.2024

"Bankgeheimnisse" der Rhein-Neckar-Region: Auf diesen Bänken kann man die Seele baumeln lassen

"Man vergisst die Zeit und das Weltgeschehen": Bänke sind magische Orte in einem immer hektischer werdenden Alltag.

Von Hannelore Schäfer

Rhein-Neckar. Einfach mal ausruhen, die Seele baumeln lassen und die Zeit kurz anhalten. Bänke sind magische Orte in einem immer hektischer werdenden Alltag. Begleiten Sie uns auf einer kleinen Rundreise, bei der so manches "Bankgeheimnis" gelüftet wird.

"Es gibt in Schriesheim viele Bänke, die an idyllischen Orten stehen", weiß der Vorsitzende der Naturfreunde, Sascha Gernold und fügt hinzu: "Ich genieße am meisten den Platz auf der Wellenbank auf unserem Vereinsgelände." Das Fleckchen Erde hat aber auch seinen besonderen Reiz. "Hier hat man echt seine Ruhe und kann ausgiebig ,waldbaden’, konstatiert Gernold.

Dazu eignen sich die drei vom Verein angeschafften Wellenbänke besonders gut. Einfach mal entspannt auf einer Wellenbank liegen, den Blick ins Blätterdach des Baums über einem schweifen lassen, einem Vogel zuschauen und die Gedanken vorbeiziehen lassen: "Man kommt runter, vergisst die Zeit, und das Weltgeschehen tritt in den Hintergrund", weiß Gernold.

Fortgeschrittene "Waldbader" umarmen dann auch schon einmal einen Baum und setzen dabei auf die Heilkraft der grünen Recken. ",Waldbaden’ ist mehr als ein neuer Lifestyle, genau genommen passt es zur Tradition der Naturfreunde", stellt der Diplom-Verwaltungswirt fest. Die Wurzeln der Naturfreunde liegen in der Arbeiterbewegung im späten 19. Jahrhundert. Ziel war es, den arbeitenden Menschen eine Möglichkeit zu geben, die Freizeit sinnvoll zu gestalten, die Gesundheit zu stärken und die Liebe zur Natur zu wecken. "Bis heute zählt der Natur- und Umweltschutz zu unseren Zielsetzungen", so der Schriesheimer.

Dabei kommt auch der soziale Aspekt nicht zu kurz. "Die von unserem Verein betriebene Schriesheimer Hütte hat an den Wochenenden geöffnet. Sie bietet zu familienfreundlichen Preisen Marschverpflegung und Einkehrmöglichkeit an", sagt Sascha Gernold.

Von der Waldes- zur Stadtlust ist es kein weiter Weg. "Zwei auf einer Bank der Großstadtpromenade, zwei auf einer Bank im Abendlichterschein." Schon Rex Gildo und Gitte besangen einst die Bank-Romantik. Zum Glück ist Ladenburg nicht großstädtisch, vielmehr ein historisches Kleinod. Aber das mit den zwei im Abendlichterschein hat auch hier seine Gültigkeit. Karl und Doris Düll sind solch ein Pärchen, das nach einer "Tour durch die Flur" gerne das Kommen und Gehen auf dem früheren Gockelsmarkt, dem heutigen Domhofplatz, beobachtet.

Die bekannten ehemaligen Vortänzer der Nostalgie-Tanzgruppe und zwischenzeitlichen Ehrenmitglieder des Tanzclubs Blau-Silber Ladenburg verkörpern zudem ein Stück Zeitgeschichte. Genaugenommen sind sie auch so etwas wie "Anteilseigner" der Bank gegenüber dem Gasthaus "Hirsch". Ihr Schuljahrgang 1938/39 hatte die Holzbank aus Anlass des Grünprojekts 2005 gesponsert.

"Die Idee zur Bankspende stammt von der zwischenzeitlich verstorbenen Walburga Stengel und kam bei einem der Stammtischtreffen des Schuljahrgangs zur Sprache", erzählt Doris Düll. Die Schulkameraden wurden über das Vorhaben informiert, und innerhalb kurzer Zeit waren 1200 Euro zusammengekommen. Nachdem man das Geld beisammen hatte, sei die Bank seitens der Stadt ruck zuck gekauft und an einem "schönen zentralen Platz", so der Wunsch des Klassenverbands, aufgestellt worden.

Mit am meisten genutzt wird das "Rentnerbänkel" von den Dülls. Und die quicklebendige "Stammbesetzung" ist für viele Passanten ein ebenso vertrauter Anblick wie die Plastiken zur Ladenburger Stadtgeschichte. "Hier ist immer was los, man sieht viele Leute. Und wenn man sich dann noch eine Kugel Eis aus den nahen Eiscafés gönnt, dann kann man Ladenburg wahrhaft genussreiche Seiten abgewinnen", scherzt Doris Düll.

Seit 60 Jahren zählen sie und ihr Karl zum Klassen-Komitee ihres Schuljahrgangs, der gewissermaßen Zeitgeschichte verbindet. Bei Kriegsausbruch kamen die Kinder zur Welt und nach Kriegsende wurden sie eingeschult. Die Ur-Ladenburgerin und der Kriegsflüchtling aus Mannheim gingen zwar in die gleiche Schule, besuchten aber getrennte Klassen. Damals waren nämlich die Mädchen und Buben noch unter sich.

Allerdings seien alle gleich arm gewesen. Und von wegen Schultüte – für den Schnickschnack hatte niemand Geld, da war man schon über ein Butterbrot und einen Apfel als Pausenstärkung froh gewesen. Aber es gab auch angenehme Seiten. "Wir haben auf den Straßen gespielt, und keine Autos kamen uns dabei in die Quere", erzählt Karl Düll.


Wenn man zu den Schülertreffen in Ladenburg zusammenkomme, dann wandle man auf den Spuren aus der Kinder- und Jugendzeit. Es sei grade für die auswärtigen Mitschüler wichtig, die alten Wege abzuklappern. "Wir sind bereits in den Vorbereitungen zu unserem Jubiläumsschülertreffen im kommenden Frühjahr, verkündet die "Dor", wie sie von Freunden und Mitschülern genannt wird.

Ein Jubiläum ganz anderer Art feiert Susanne Surblys. Sie ist die Vorsitzende der IG Partnerschaft. Das 55-jährige Partnerschaftsbestehen zwischen Edingen-Neckarhausen und Plouguerneau wird Ende Juli mit einer Festwoche gefeiert. "Es ist schon ein ganz tolles Ereignis, und wir erwarten zahlreiche Partnerschaftsfreunde aus Plouguerneau. Bei uns in der Fichtenstraße sind drei Franzosen zu Gast", lässt sie wissen und fügt hinzu: "Mit ihnen werden wir auch gerne einen Rundgang durch die Fischkinderstube machen."

Die Anlage sei sehr schön geworden, auch wenn sie anfangs etwas skeptisch gewesen sei. Besonders die Stege, die hinaus aufs Wasser führen, seien gelungen. Sie selbst sitzt gerne auf den großen Steinquadern unter dem Sonnensegel. Hier finde man auch an heißen Tagen genügend Schatten. Und das steinerne Halbrund biete jede Menge Platz für Gäste. "Außerdem ist von hier aus der Blick auf die Fischkinderstube phänomenal."

Der Platz war auch schon Kulisse für Aufnahmen des musikalischen Trios "Frankophon mit Saxophon". Surblys tritt nämlich als Sängerin in verschiedenen Formationen auf. Etwa zusammen mit ihrem Mann Roland unter dem Titel "2 cafes longs", besagtem "Frankophon mit Saxophon" und mit der Band Teamplay. "Wir sind auch bei der Festwoche musikalisch aktiv", lässt sie wissen.

Das Amt der IGP-Vorsitzenden begleitet die akademisch geprüfte Übersetzerin seit rund einem Jahr. Aber schon in ganz jungen Jahren hatte sie Kontakt zur IGP und Plouguerneau. "Ich habe an zwei Arbeitsaufenthalten und weiteren Jugendbegegnungen teilgenommen, so bin ich die Sache hineingewachsen", sagt sie und ergänzt: "Städtepartnerschaften, die mit Leben erfüllt werden, tragen zum Frieden in Europa bei."

Dass Spaziergänger und Wanderer mitunter auf historischen Pfaden wandeln, ist vielen von ihnen gar nicht bewusst. Wer vom Edinger Anglerheim aus den Grasweg oberhalb der Neckarpromenade einschlägt, ist einer berühmten Persönlichkeit auf der Spur, die hier ihr letztes Stündlein verbracht hat.

Am 28. August jährt sich zum 343. Mal der Todestag des Kurfürsten Karl Ludwig (1617-1680), der einer Chronik zufolge sein Leben "unter einem Nussbaum und Reben-Lauben" aushauchte. Später erinnerte die Gemeinde mit der Anpflanzung von drei Kastanien an den vermuteten Sterbeort. Die drei Kastanien sind bei den Alt-Edingern auch heute noch ein Begriff.

Zwischenzeitlich stehen von ihnen aber nur noch zwei, die als Habitatbäume ausgewiesen werden sollen. "Gerade in Totholz herrscht viel Leben", weiß Johannes Voigt vom Bau- und Umweltamt der Gemeinde. Eine Bank zwischen den mächtigen und buchstäblich in die Jahre gekommenen Kastanien lädt zum Verweilen ein.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung