02.11.2024

Altenbach: So gar keine Kerwe in Altenbach? Das stimmt nicht ganz!

Gut 80 wollten die Vereine trotz der Absage nicht in die Bredouille bringen, aber dafür sorgen, dass man wieder zusammenkommt.

Schriesheim-Altenbach. (max) Knapp 80 Menschen versammelten sich am Samstagnachmittag auf dem Buswendeplatz in Altenbach. Dabei handelte es sich aber nicht um eine Demonstration, sondern um eine kurzfristig organisierte Ersatzveranstaltung zur ausgefallenen Altenbacher Kerwe, die seit zwei Jahren wegen der Pandemie nicht mehr stattgefunden hat.

Auch für dieses Jahr war das Fest abgesagt worden. Zum einen seien die Corona-Zahlen noch zu hoch, zum anderen sei die Vorlaufzeit für die Vereine zu kurz, um etwas auf die Beine zu stellen, wie sie nach einem gemeinsamen Treffen im März verlauten ließen. Die Feuerwehr, die sonst für die Versorgung der Gäste mit Getränken zuständig ist, befürchtete außerdem, dass die Nachfrage noch zu gering sei und man auf den Kosten sitzen bleibe.

Als dann aber klar war, dass es im Mai das Stadtfest in der Kernstadt gibt und die Corona-Auflagen mehrheitlich wegfielen, habe man es nicht mehr ausgehalten, berichtet die ehemalige Kerwepfarrerin Ann-Christin Kreß: "Wir haben uns in den letzten beiden Jahren coronakonform in Kleingruppen am Waldrand getroffen, aber das war natürlich nicht das Gleiche", sagt sie. Die Dorfgemeinschaft funktioniere nur, wenn man sie auch lebe und traditionsreiche Feste wie die Kerwe stattfinden lasse. Sie betonte mehrfach, dass man sich damit nicht gegen die Vereine im Ort stellen wolle. Das sei auch der Grund gewesen, warum die Klubs des Ortes nicht in die Planung involviert worden waren: "Es war offiziell abgesagt, und wir wollten niemanden in die Situation bringen, sich gegen die allgemeine Entscheidung stellen zu müssen." Das hätte sonst zu Konflikten innerhalb der Vereine und zwischen ihnen geführt, schätzt sie ein. Nur über eine Whatsapp-Gruppe habe man die kleine Veranstaltung beworben.

"Wir sind Altenbach", sagte der neue Kerwe-Pfarrer Melvin Leibinger, dem Kreß das Amt übergab. Man habe trotz des abgesagten Festes den Kopf nicht in den Sand stecken wollen. "Es ist ein Fest, um die Kerwe aufleben zu lassen", so Leibinger, dessen Ansprache mit großem Applaus endete. Dann zog die Gruppe, angeführt von einem Banner mit der Aufschrift "Heute: Abgesagte Kerwe", und unter musikalischer Begleitung von Akkordeon-Spieler Stefan "Willi" Wilhelm zum Ortsmittelpunkt, wo der Wirt der "Kegelstube", Rainer Seifert, schon auf die Kerwe-Gesellschaft wartete: "Als ich gefragt wurde, war ich gleich dabei!". Seifert, der die letzte Gastronomie im Ortsteil leitet, hatte in seiner Küche typisches Kerwe-Essen wie Schnitzelbrötchen, Pommes oder Burger vorbereitet. Auch für den nächsten Tag, den eigentlichen Kerwe-Sonntag, organisierte er in der "Kegelstube" einen Frühschoppen mit Weißwurstessen. Er gab sich auch zuversichtlich über die Dauer der samstäglichen Veranstaltung und sagte schmunzelnd: "Ich habe mal bis zwei Uhr heute Nacht geplant, die Lager sind voll."

Und nicht nur einzelne Gruppen von Freunden aller Altersklassen und Familien waren gekommen. Auch die "Altenbacher Kochlöffel", die sonst auf der Kerwe ihre Königin küren, gaben sich die Ehre. Eigentlich hätte es in diesem Jahr das zehnjährige Jubiläum der Krönungen geben sollen. Da es wegen des inoffiziellen Charakters allerdings keine neue Krönung gab, repräsentierte "Kochlöffel-Königin" Anna Zeberer mit ihrer Prinzessin Rebecca Schellhammer erneut die "Kochlöffel".

"Man hört meistens nur Negatives aus Altenbach", erklärte Kreß. Dem habe man "etwas Schönes für die Altenbacher" entgegensetzen wollen. "Wir wollten wenigstens diese kleine Tradition aufrechterhalten", sagte auch der Kerwe-Pfarrer. "Wir haben eine tolle Gemeinschaft hier", aber die müsse man durch eben solche Feste auch zusammenhalten.

Copyright (c) rnz-online
Autor: Rhein-Neckar-Zeitung

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