26.04.2024

SPD auf Mai-Kundgebung nachdenklich und kämpferisch

Wenn der Krieg alles überschattet: Es gab viele Gäste bei den Reden und beim Naturfreunde-Fest.

Von Max Rieser

Schriesheim. Mit ihrer traditionellen Maikundgebung hat die SPD am vergangenen Sonntag das Veranstaltungsjahr im Naturfreundehaus "Schriesheimer Hütte" eingeläutet. Die letzte Kundgebung war 2019 und wurde in den Folgejahren coronabedingt abgesagt. Redner waren diesmal der SPD-Landtagsabgeordnete Sebastian Cuny und der Vorsitzende der SPD-Ortsgruppe, Axel Breinlinger. Bei beiden stand, wie nicht anders zu erwarten, der Krieg in der Ukraine und damit in Europa im Mittelpunkt. Neben vielen Schriesheimer Genossen waren auch Sozialdemokraten aus der Umgebung, wie die langjährige Hirschberger Gemeinderätin Eva-Maria Pfefferle, gekommen.

Für Cuny seien die Vorbereitungen für seine Rede vor dem Naturfreundehaus "emotional" gewesen. Denn auf der Mannswiese habe er als Kind zum ersten Mal Kontakt mit seiner späteren Partei gehabt. Eigentlich habe er über seine Arbeit im Landtag und in der Opposition reden wollen, da sich die Grünen bei der Regierungsbildung statt der SPD den "Bremsklotz CDU" als Koalitionspartner ins Boot geholt hätten. Der Krieg steche aber nun alle anderen Themen aus. Der Landtagsabgeordnete drückte in seinem Beitrag seine Leidenschaft für die europäische Idee aus – und auch für das diesjährige Motto des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zum 1. Mai "Gemeinsam Zukunft gestalten". Es sei ein Tag der Solidarität, die man jetzt vor allem den Menschen aus der Ukraine zeigen müsse, die aus dem Kriegsgebiet in die Region kämen. Es gebe aber auch noch mehr Konflikte auf der Welt, und man dürfe bei den Hilfsbedürftigen keinen Unterschied machen: "Wir müssen alle mit offenem Herzen empfangen!"

Der Krieg Putins sei ein Angriff auf "Demokratie, unsere gemeinsamen Werte und die Friedensordnung in Europa". Denn diese Friedensordnung würde nicht auf "Schlachtfeldern" und unter Berücksichtigung der Landesgrenzen ausgehandelt. Greifbar würden die gemeinsamen Werte auch durch Initiativen wie die Schriesheimer Städtepartnerschaft mit dem südfranzösischen Uzès. Dankbar sei er in dieser Situation für die "Ruhe und Entschlossenheit" von Bundeskanzler Olaf Scholz. Er hoffe, im nächsten Jahr über ein geeintes Europa in Frieden berichten zu können. Dafür gebe es noch einiges zu tun. So fordere seine Partei ein europäisches Heer, einen EU-Außenminister und ein schnelles Verfahren für die Aufnahme von Staaten in die Europäische Union.

Schon vor drei Jahren habe er die Wichtigkeit der Solidarität in Europa betont, sagte Breinlinger zu Beginn seiner Rede. Dass die Geschlossenheit in Europa aber "mal so wichtig würde wie jetzt, hätte ich nie gedacht". So sei das aber mit Prognosen, man könne nie wissen, was die Zukunft tatsächlich bringe – oder wie es Breinlinger mit Karl Valentin ausdrückte: "Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen." So habe er 2019 auch nicht mit einer Pandemie, die für "das Kapital wunderbar" sei, gerechnet oder damit, wie präsent das Thema "Klima" durch Greta Thunbergs "How dare you"-Rede vor den Vereinten Nationen werden würde. Wie schlecht man auf die Zukunft vorbereitet war, zeige jetzt der Krieg in der Ukraine und die damit einhergehende Knappheit von Öl und Gas in Deutschland. Das müsse sich in Zukunft ändern; "gemeinsam und solidarisch" müsse man in die Zukunft sehen, wobei Breinlinger ebenfalls das DGB-Motto aufnahm. Die Qualität gemeinsamer Organisation müsse wieder zunehmen, auch wenn es anstrengend und arbeitsaufwendig sei, denn "allein machen sie dich ein" hätte man auch schon früher gesungen. Als positives Beispiel für gemeinsame Organisation und Zusammenarbeit nannte er die Menschenkette in der Schriesheimer Innenstadt im Januar, die sich mit 500 Teilnehmern gegen die "Montagsspaziergänge" gestellt hätten: "Wir sind gemeinsam für Demokratie und Vernunft eingestanden, und das war für mich eine der besten Erfahrungen der letzten Jahre", endete er.

Das Rahmenprogramm stellten die Naturfreunde um den Vorsitzenden Sascha Gernold mit Fassbier, Waffelstand, Würstchen und Winzerkäse. Wegen des Dauerregens am Samstag seien die Aufbauarbeiten zwar mühsam gewesen, durch die vielen Besucher und das schöne Fest sei man allerdings entlohnt worden.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung