06.05.2024

Wie man mit Balkonkraftwerken Energie erzeugen kann

Lohnen sich solche Anlagen, die die Stadt jetzt fördert? Der Weinheimer Norbert Kramer gab dazu Tipps.

Von Christina Schäfer

Schriesheim. Nach der Sommerpause will die Bundesregierung das Gebäudeenergiegesetz beschließen. In den Kommunen Baden-Württembergs werden Konzepte zur Kommunalen Wärmeplanung aufgestellt. Förderprogramme bieten Privathaushalten Anreize für das Umsatteln von fossilen Brennstoffen auf klimaschonende Heizungstechnik. Ein solches Förderprogramm gibt es auch in Schriesheim: Der Gemeinderat hat kürzlich beschlossen, dass rückwirkend zum 1. Januar 2023 eine Förderung von Balkonmodulen in Höhe von 150 Euro pro Wohneinheit beantragt werden kann. Der Topf ist auf 15.000 Euro gedeckelt. Das alles zeigt: Die Energiewende bewegt das Land. Das Streben nach Klimaneutralität und Unabhängigkeit von Gaslieferanten wie Russland birgt Handlungsbedarf. Gelingen kann beides nur, wenn auch Privathaushalte dazu beitragen.

Eine Möglichkeit bieten eben Balkonmodule. Das sind Photovoltaikanlagen, die einfach installiert und für den Eigenbedarf genutzt werden. Dazu hatte die Grüne Liste bereits vor einigen Wochen an einem Stand auf dem Markt informiert. "Der Andrang war so groß, dass gar nicht jeder Fragen stellen konnte", berichtete Fadime Tuncer, Stadträtin und grüne Landtagsabgeordnete. So gab es nun eine Folgeveranstaltung. Referent Norbert Kramer, Mitglied bei den Grünen in Weinheim und dort Mitglied des "Runden Tisch Energie", erzählte viel aus eigener Erfahrung.

Vor zehn Jahren hatte er sich ein Balkonmodul montiert – allerdings aufs Dach. "Es gehört zu meiner privaten Energiewende", sagte Kramer im Rahmen seines Vortrags vor gut einem Dutzend Interessierter. Wie einfach das Prinzip ist, machte er anhand eines mitgebrachten Beispielexemplars deutlich: Modul, Wechselrichter, Kabel – das ist alles. Ist das Modul montiert und mit dem Wechselrichter verbunden, kann der Stecker in jede haushaltsübliche Steckdose gesteckt werden: "Dann produziert man Strom", so Kramer.

In Deutschland ist die Leistung der Balkonmodule auf zwei mit maximal 600 Watt beschränkt, laut Kramer soll in Kürze auf 800 Watt aufgestockt werden. Diese Maximalleistung wird dann erzielt, wenn die Sonne mit voller Kraft und im optimalen Winkel auf das Modul trifft. Die meiste Zeit wird die Leistung also darunter liegen. Dennoch, so sagte Kramer, lohnt es sich. So habe er seinen eingekauften Verbrauch über die Installation deutlich gesenkt.

Vor der Anschaffung steht die Prüfung, ob das machbar ist. Soll das Modul tatsächlich am Balkon angebracht werden, muss die Tragfähigkeit gegeben sein. Zudem muss eine Steckdose in der Nähe sein. Einen FI-Schalter braucht es nach Kramers Ansicht nicht. "Die Stecker schalten in Millisekunden ab – schneller als jeder Schalter", sagte der Experte. Zur erhöhten Sicherheit kann es von Vorteil sein, im Sicherungskasten die gängige 16-Ampere-Sicherung durch eine Zehn-Ampere-Sicherung zu ersetzen. Je nachdem, wie viele Geräte an der Leitung hängen, kann man so Überlastung und damit größeren Schäden vorbeugen.

Kramer gab auch Tipps zum Vorgehen, wenn man sich für die Installation eines Moduls entschieden hat. "Sie müssen Ihren Netzbetreiber informieren." Sollte der Einbau einen neuen Stromzähler erfordern, dann geht das zulasten des Netzbetreibers. Das Modul selbst muss einer Norm entsprechen. Und noch einen Tipp gab Kramer: "Kaufen Sie beim Fachhändler", warnte er vor windigen Angeboten. Die gibt es zur Genüge, denn Photovoltaik ist ein einträgliches Geschäft, wie der Referent anhand von Zahlen belegte. Waren 2016 gut 5000 Balkonmodule in Deutschland verbaut, sind bis 2021 schon 500.000 dazugekommen. "Da kommen Sie schon auf das eine oder andere Atomkraftwerk, das man nicht mehr braucht."

Durch die gestiegenen Strompreise ergibt sich mittlerweile auch eine verbesserte Amortisation. Die bezifferte der Experte bei einer Produktion von 250 Watt auf etwa 8,6 Jahre. Bei ihm war dieser Zeitraum vor zehn Jahren noch vier Jahre länger. "Das hat sich durch die erhöhten Strompreise deutlich verändert", so Kramer.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung