04.05.2024

Kinder bauen Lego-Stadt aus 100.000 bunten Steinen

Gebt den Kindern das Kommando: Die jungen Konstrukteure bauen eine Stadt, zum Familiengottesdienst am Sonntag soll sie fertig sein. Foto: Dorn
Gebt den Kindern das Kommando: Die jungen Konstrukteure bauen eine Stadt, zum Familiengottesdienst am Sonntag soll sie fertig sein. Foto: Dorn

Lego-Projekt der Evangelischen Kirchengemeinde. Die Präsentation ist am Sonntag.

Von Christina Schäfer

Schriesheim. In den Kisten wird gewühlt und gesucht, gefischt nach Türen und Fenstern, nach dem einen Stein, der das Bauwerk perfekt macht. In kleinen Eimern werden die kleinen Schätze zum Tisch transportiert, gesichtet, beraten. Oder gleich verbaut. Helene und Elisa diskutieren, wie hoch eigentlich ihr entstehendes Mehrfamilienhaus werden muss, dessen Fundament längst steht. Wie viele Wohnungen darin unterkommen, da sind sie sich nicht ganz einig. "Auf alle Fälle viele", stellt Helene fest.

Dann wird weiter gebaut. Bunt und so, wie es den zweien gerade in den Sinn kommt. Bei Jannis und Finn ist die Frage der Wohnungen geklärt: Ein Einfamilienhaus mit Wintergarten entsteht. Emil, Raphael und Kilian starten das Projekt weiße Villa – "mehrstöckig", erzählen sie. Dann ist Kilian wieder an den Kisten unterwegs – weiße Steine suchen.

Was hier im Saal des evangelischen Gemeindehauses entsteht, ist eine Stadt – "aus 100.000 Steinen, wo Kinder das Kommando haben, alles Farbe hat". So verspricht es das Lied, das die 35 Kinder zuvor mit Carina Küsters, Gemeindepädagogin der Evangelischen Kirchengemeinde, als Einstimmung gesungen haben. Es ist eine Stadt aus dem vermutlich meistvertretenen Spielzeug in deutschen Kinderzimmern: Lego.

"Ich habe im letzten Jahr aufgeschnappt, dass es das gibt. Das wollte ich sofort haben, wenn es geht", sagt Küsters und lacht. Es geht. In Absprache mit der Kirchengemeinde wird ein Termin gefunden. Und so reist Alexander Neuherz, Regionalleiter von Kids-Team Breisgau, an – und bringt rund 100.000 Steine mit. Kids-Team ist eine Organisation, die bei der Deutschen Missionsgesellschaft aufgehängt ist.

"Wir unterstützen Schulen und Kirchengemeinden bei ihrer Arbeit mit Kindern", erklärt Neuherz den Hintergrund. Vor allem in Schulen macht er erstaunliche Erfahrungen mit dem Lego-Projekt. Kinder mit ADS oder Autismus, so sagt er, würden beim Bauen gänzlich aufgehen. "Es baut auch Brücken, weil miteinander gebaut wird", erklärt er zudem den Mehrwert. Er ist selbst großer Lego-Fan: "Ich glaube, sonst könnte man die Arbeit auch nicht machen."

Das von ihm beschriebene Miteinander ist auch am Donnerstagvormittag, beim Start des Projekts, zu beobachten. Ist es bei der Einleitung noch äußerst unruhig zugegangen, gehen die Kinder jetzt konzentriert zur Sache. Zumeist finden sich Duos oder Trios, die miteinander bauen. So entstehen an diesem ersten von drei Bautagen – ein Vormittag zusammen mit einem Eltern- oder Großelternteil ist auch eingeplant – neben Villa und Wohnhäusern ein Stadion und ein Flugplatz. "Wir bauen keine Fantasiegebäude, sondern solche, die es wirklich gibt", hatte Neuherz den Kindern zuvor erklärt. Bei der "Architektur" der Bauwerke sind der Fantasie aber keine Grenzen gesetzt.

Carina Küsters hat mit dem Projekt den richtigen Nerv getroffen. "Es war nach einem Tag ausgebucht", erinnert sie sich. Die Gemeindepädagogin kennt viele der Kinder bereits aus ihren Angeboten, sei es der Gottesdienst oder die Jungschar. Auch dieses Projekt ist verbunden mit der Vermittlung christlicher Inhalte. In den Pausen zwischen den Bauphasen hören die Kinder Geschichten aus der Bibel, am ersten Tag sollte es der Turmbau zu Babel sein.

Und am Ende dient der Event auch der Vorbereitung des Familiengottesdiensts am Sonntag, 11. Juni, um 10.30 Uhr. Küsters und Neuherz gestalten ihn. Anknüpfungspunkt ist dann das Gleichnis vom Hausbau auf Stein statt auf Sand. Im Anschluss haben die Besucherinnen und Besucher die Gelegenheit, die Lego-Stadt zu betrachten. Aber nur kurz.

"Am Sonntag muss auch alles direkt abgebaut werden", erzählt Küsters. Sortiert werden muss das Baumaterial dann auch. Neuherz nimmt seine Kisten mit zum nächsten Projekt der Lego-Stadt, bei dem dann irgendwo, in einer Schule oder einem Gemeindesaal, neue Bauwerke entstehen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung