06.05.2024

So schnell gibt es keine öffentlichen Trinkwasserbrunnen

Vorbild Dossenheim: In der Nachbargemeinde gibt es mittlerweile vier Trinkwasserbrunnen, darunter einen am OEG-Bahnhof. Foto: pd
Vorbild Dossenheim: In der Nachbargemeinde gibt es mittlerweile vier Trinkwasserbrunnen, darunter einen am OEG-Bahnhof. Foto: pd

Die beiden von der Grünen Liste vorgeschlagenen Brunnen werden erst zum nächsten Haushalt wieder diskutiert werden.

Schriesheim. (hö) Ganz so schnell wird es in der Altstadt und am OEG-Bahnhof keine Trinkwasserbrunnen geben. Bei der Gemeinderatssitzung hatte am Mittwochabend kaum jemand etwas am Antrag der Grünen Liste – außer den Freien Wählern – auszusetzen, aber es stehen keine Mittel im aktuellen Haushalt bereit.

Rouven Langensiepe begründete den Antrag: Schriesheim müsse "als Stadt resilienter (widerstandsfähiger, Anm. d. Red.) gegen steigende Temperaturen werden", und solche Zapfstellen seien "eine kostengünstige Möglichkeit, schnell an Trinkwasser zu kommen". Zumal das in Südeuropa gang und gäbe sei, sogar in Dossenheim gibt es vier (siehe unten).

Allerdings ist solch ein Trinkwasserbrunnen nicht ganz ohne, wie Bauamtsleiter Markus Dorn erklärte. Zwar seien die Anschaffungskosten mit 1500 Euro pro Stück noch halbwegs übersichtlich, doch dazu kommt noch der Leitungsbau – alles in allem zwischen 5000 und 10.000 Euro – und später dann die regelmäßigen Überprüfungen der Wasserqualität. Die Stadt wäre allerdings allein finanziell für die Brunnen verantwortlich – und nicht etwa das Versorgungsunternehmen WVE, das sich um den Betrieb kümmern würde. Im aktuellen Haushalt ist nichts für die beiden Anlagen vorgesehen, deswegen sei das eine Angelegenheit des nächsten Etats.

Für Christiane Haase (CDU) waren die beiden Brunnen "grundsätzlich gut", jedoch hätte sie sich von der Grünen Liste einen Vorschlag zur Finanzierung gewünscht. Außerdem sei das Bauamt mit im Moment 160 laufenden Verfahren überlastet. Gabriele Mohr-Nassauer (SPD) fand, die beiden Brunnen seien sinnvoll und sollten nicht an den Kosten scheitern – vielleicht gäbe es ja eine Förderung vom Bund. Ulrike von Eicke (FDP) meinte, man solle das beim nächsten Haushalt diskutieren.

Gegenwind kam von den Freien Wählern: Matthais Meffert äußerte Bedenken "wegen der Kosten und des Standorts". Angesichts des von der Bundesregierung angekündigten Hitzenotfallplans sollte sich das Rathaus jetzt erst einmal nach einer Förderung erkundigen. Ohne eine genaue Kostenaufstellung könne seine Fraktion nicht zustimmen – zumal er deutlich höhere Zahlen ins Spiel brachte: 12.000 Euro pro Stück und 1000 Euro Unterhaltung im Jahr. Zudem befürchtete er einen nicht besonders sorgsamen Umgang mit Wasser, würden die Brunnen immer laufen.

Er empfahl stattdessen, das System von "Refill Deutschland" in Schriesheim zu übernehmen: Dort kann man an ausgewählten Stationen – im Prinzip können jeder Laden oder jede Einrichtung mitmachen – eine Flasche kostenlos mit Trinkwasser auffüllen. Deutschlandweit soll es über 6000 "Refill"-Stationen geben, die meisten in Großstädten, aber auch zweimal in Ladenburg: in der Stadtbibliothek und bei "Maggis unverpackt" (jeweils in der Hauptstraße). Das sei vielleicht ein besserer Vorschlag als Trinkwasserbrunnen. Auch Liselore Breitenreicher ("Wir können nicht zustimmen, ohne zu wissen, was es kostet") und Thomas Kröber (AfD) ließen Skepsis in Sachen Brunnen erkennen.

Und so wird, so beschloss es der Gemeinderat einstimmig, darüber erst Anfang nächstes Jahr entschieden, wenn der neue Haushalt beraten wird. Das muss kein Schaden sein, sagte Bürgermeister Christoph Oeldorf: Denn in keinem Fall würden wegen der langen Vorlaufzeit die Brunnen noch in diesem Sommer aufgestellt.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung