25.04.2024

Geschenke-Aktion von SPD, Verwaltung und Bürgerbeauftragter läuft

Sie hoffen auf hilfsbereite Bürger, die die Wunschzettel vom Weihnachtsbaum am Rathaus abpflücken (v.l.): Bürgermeister Christoph Oeldorf, Alexandra Stahl, Barbara Schenk-Zitsch und Sebastian Cuny. Foto: Dorn
Sie hoffen auf hilfsbereite Bürger, die die Wunschzettel vom Weihnachtsbaum am Rathaus abpflücken (v.l.): Bürgermeister Christoph Oeldorf, Alexandra Stahl, Barbara Schenk-Zitsch und Sebastian Cuny. Foto: Dorn

Wenn das Christkind im Bauamt sitzt. Familien können Wunschzettel an drei Anlaufstellen abholen.

Von Max Rieser

Schriesheim. In der Vorweihnachtszeit wird das Schriesheimer Rathaus zur Weihnachtswerkstatt. Vor allem im Büro von Alexandra Stahl stapeln sich die Pakete: "Ich werde dann zum Christkind", sagte die Bauamtsmitarbeiterin fröhlich bei der Vorstellung der Wunschbaum-Aktion am vergangenen Freitag. Dabei können ab sofort und noch bis zum 12. Dezember im Rathaus, im Begegnungszentrum "Mittendrin" und in der Stadtbibliothek Wunschzettel für Kinder abgeholt werden, mit einem Wunsch im Wert von maximal 20 Euro und dem Namen des Kindes beschrieben und dann am großen Weihnachtsbaum vor dem neuen Rathaus aufgehängt werden. Menschen, die gern einen Wunsch erfüllen wollen, können sich dann einen der Zettel "pflücken", das Geschenk besorgen und ebenfalls bis 12. Dezember in der Verwaltung abgeben. Die Präsente werden schließlich am Dienstag, 20. Dezember, im kleinen Sitzungssaal des Rathauses aufgebaut und können von 9 bis 17 Uhr abgeholt werden.

Angelehnt an andere Kommunen, wo es ähnliche Aktionen gibt, initiierte den Wunschbaum der SPD-Landtagsabgeordnete Sebastian Cuny, dessen Fraktion im Gemeinderat sich seither zusammen mit ihm, der Verwaltung und der Bürgerbeauftragten Barbara Schenk-Zitsch jedes Jahr um die Aktion kümmert. Die Idee war ihm zu einem besonderen Anlass gekommen: "Als ich gesehen habe, wie die Augen meines Sohnes bei der Bescherung an Weihnachten geleuchtet haben, während ich wusste, dass es viele Familien gibt, die sich kaum Geschenke leisten können, wollte ich etwas unternehmen", berichtete er. Seitdem ist der Wunschbaum beliebt bei den Schriesheimern, die offenbar gern schenken: "Manchmal glaube ich, die Leute verstecken sich in den Büschen und holen die Zettel sofort ab, wenn wir sie aufhängen", sagte Stahl und lachte. Eine Besonderheit in Schriesheim: Die Aktion ist zwar vor allem für Kinder aus Familien mit wenig Einkommen gedacht, es darf aber jedes Kind mitmachen. Das ist vor allem in diesem Jahr wichtig, fand Cuny: "Wegen der hohen Energiepreise und der Inflation wissen manche Familien nicht, wie sie sich die Geschenke leisten sollen", sagte er. Umgekehrt freue er sich über den pädagogischen Effekt: "In wohlhabenderen Familien kommt dann vielleicht bei den Kindern die Frage auf, warum sich manche Menschen keine Geschenke leisten können."

Viele hätten Hemmungen, einen Wunschzettel abzugeben, da sie nicht bedürftig erscheinen wollen, sagte Stahl. Um diese Hürde abzubauen, können die Zettel auch nur mit einem Vornamen versehen und damit weitgehend anonym aufgehängt werden. Zudem verteilen die Rathausmitarbeiter die Wunschzettel auch in Kindergärten, wo die Erzieherinnen sie gezielt an Familien vergeben können, bei denen eine finanzielle Notlage bekannt ist. Das "Mittendrin" und die Bibliothek sind außerdem wichtig, da die Scheu, sich dort einen Wunschzettel mitzunehmen, kleiner ist, als sie im Rathaus abzuholen, schätzte Schenk-Zitsch.

Im vergangenen Jahr kamen 145 Wünsche zusammen, die alle erfüllt wurden. Oft sogar "übererfüllt", wie Schenk-Zitsch zufrieden erklärte: "Für viele sind die 20 Euro nur ein Richtwert, und die Geschenke fallen dann etwas größer aus." Schön sei auch zu sehen, wie liebevoll viele die Geschenke verpacken und mit kleinen Briefen versehen, sagte die Bürgerbeauftragte. Um sicherzugehen, dass kein Kind leer ausgeht, kopiert Stahl jeden Wunschzettel und gleicht zum Schluss ab, ob alle Geschenke zusammengekommen sind. Fehlt noch etwas, wird es aus dem Sozialfonds der Gemeinde finanziert. Dabei wird die Verwaltung allerdings nicht allzu sehr belastet: "Es sind meistens zwei bis drei Geschenke, die wir noch kaufen müssen", so Stahl. In diesem Jahr wurde die Aktion etwas früher gestartet, da Stahl die Rückmeldung bekam, dass viele die Präsente gern in den Geschäften der Stadt kaufen und dadurch gelegentlich Wartezeiten bei Bestellungen anfielen.

Bürgermeister Christoph Oeldorf zeigte sich begeistert von der Euphorie, die alle im Rathaus für die Aktion entwickeln, und auch von der hohen Bereitschaft der Bürger, denen zu helfen, die Hilfe brauchen: "Ich schaue manchmal runter zum Baum und sehe, wie viele Leute einen Wunschzettel mitnehmen. Das finde ich großartig." Die Erkenntnis der Bürger und auch der Mitarbeiter im Rathaus, dass damit "etwas Gutes getan werden kann, ist sehr wichtig".

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung