26.04.2024

Das Jahr begann im Weinberg oder vor der Kneipe

Schriesheimer verfolgten Feuerwerk zum Jahreswechsel auf Wegen zur Strahlenburg.

Schriesheim/Weinheim. Beste Stimmung herrschte in der Silvesternacht in den Schriesheimer Weinbergen unterhalb der Strahlenburg. In Weinheim genossen viele Bürger das Feuerwerk zum Jahreswechsel auf dem Marktplatz. Geböllert wurde (fast) wie in der Zeit vor Corona.

In Schriesheim feierten zahlreiche Bürger den Jahreswechsel auf den Wegen in den Weinbergen. Eine halbe Stunde vor Mitternacht wirkte die Altstadt darunter noch wie ausgestorben, obwohl es aus allen Himmelsrichtungen knallte. Aber kaum ein Mensch war auf der Straße. Auf dem Festplatz brannten zwei Jungs mit ihrem Vater kleine Böller ab. Sonst war niemand unterwegs. Der Platz am alten Rathaus und die Heidelberger Straße: menschenleer. Dann aber, je näher die Uhrzeiger in Richtung Jahreswechsel rückten, tauchten in der Altstadt mehr und mehr Menschengruppen auf, die sich auf den Weg in Richtung Strahlenburg machten. Von dort war bereits Gelächter zu hören. Auf den Wegen um die Burg hatte sich eine fröhliche Silvesterstimmung entwickelt. Und je näher Mitternacht rückte, desto mehr Raketen schossen in den Nachthimmel.

Grüne und rote Sterne, durchmischt von Goldregen, leuchteten auf und vergingen vor der Ruine. Überall schienen Kracher auf dem Weg in die Weinberge abgebrannt zu werden. Ein kundiger Beobachter (RNZ-Fotograf Bernhard Kreutzer), der das Feuerwerk in Schriesheim seit vielen Jahren verfolgt, meinte aber, in den Jahren vor der Corona-Pandemie sei noch mehr geböllert worden. Die meisten Schriesheimer waren mehr zum Schauen gekommen. Denn von der Anhöhe herab bot sich ein wunderbarer Ausblick über die Feuerwerke in den benachbarten Orten.

Die Kehrseite der Medaille zeigte sich keine halbe Stunde nach Mitternacht: Um 0.20 Uhr wurde die Feuerwehr alarmiert, gemeldet war ein Flächenbrand mit einer Ausdehnung von rund zehn Quadratmetern im Gewann Kuhberg nahe der Strahlenburg. Die Anfahrt gestaltete sich schwierig, weil den Einsatzkräften bergab fahrende Autos entgegenkamen und ein Ausweichen kaum möglich war. Außerdem waren noch "regelrechte Menschenmengen" unterwegs. Vor Ort erfolgte schnell die Entwarnung. Der Brand war wohl schon von Anwesenden gelöscht worden. Die Feuerwehr löschte die noch brennenden Reste von Feuerwerksbatterien. Das taten die Brandschützer auch an der Kriegsopfergedenkstätte, wo ebenfalls Reste brannten.

"Das Feuerwerk ist sehr schön geworden", freute sich Karin Dippold auf dem Weinheimer Marktplatz kurz nach Mitternacht. Wieder und wieder leuchtete Goldregen am Firmament auf. Auf dem Marktplatz schoss eine Rakete nach der anderen in der Luft. "Aber es sind weniger Besucher als früher", meinte die Weinheimerin Dippold zum Silvester-Geschehen 2022/23 im Vergleich mit der Zeit vor Corona. In Grüppchen standen die Menschen querbeet durch alle Altersgruppen auf dem Marktplatz vor den Lokalen und verfolgten mit Sicherheitsabstand das Abbrennen der Feuerwerkskörper und die strahlenden, bunten Figuren am nächtlichen Firmament. "So eine schöne Atmosphäre", fand Dorothea Nickel aus Saarbrücken. Gemeinsam mit ihrem Mann Herbert Klein genoss sie einen Kurzurlaub in Weinheim. Das Paar war zum ersten Mal in der Zweiburgenstadt. "Und das Feuerwerk läuft sehr diszipliniert ab", lobte er. Sein Blick richtete sich wieder nach oben. Kurzzeitig war kein Gespräch möglich. Heuler sirrten durch die Luft und schienen Strahlenfäden in bunten Farben hinter sich herzuziehen.

Es herrschte ausgelassene Stimmung, aber kein Gedränge. "Die Stimmung ist doch okay", meinte Eric, während er mit Freundinnen und Freunden das Feuerwerk anschaute. Der 34-Jährige, der seinen Nachnamen nicht in der Zeitung lesen wollte, hatte kurz zuvor noch in einer Gasstätte direkt am Marktplatz gearbeitet. "Jetzt klingt der Abend gemütlich aus." Es sei schön, endlich wieder richtig Silvester feiern zu können, meinte ein Partygänger aus Birkenau, der ebenfalls mit Freunden zum Feiern hergekommen war. Am Fuß des Marktplatzes stehend, wünschte sich die Gruppe ausgelassen ein gutes neues Jahr. Nach einer guten halben Stunde verebbte die Böllerei. Vom vorangegangenen Feuerwerk zeugten da noch die abgebrannten Raketenabschuss-Kartons, die herumstanden. Besucher mit Kindern oder reine Zuschauer machten sich auf den Heimweg. Für die anderen ging die Party weiter.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung