08.09.2024

Brandstiftung in der katholischen Kirche

Die Feuerwehr war am frühen Montagabend mit sieben Fahrzeugen und 23 Personen im Einsatz, um den Brand in der Kirche zu bekämpfen. Foto: Feuerwehr Schriesheim
Die Feuerwehr war am frühen Montagabend mit sieben Fahrzeugen und 23 Personen im Einsatz, um den Brand in der Kirche zu bekämpfen. Foto: Feuerwehr Schriesheim
Teile des Altars und des Bodens sind von einer klebrigen Masse überzogen – Folge der geschmolzenen Tücher aus synthetischem Material. Ob sich alles reinigen lässt, ist noch offen. Foto: Aurand
Teile des Altars und des Bodens sind von einer klebrigen Masse überzogen – Folge der geschmolzenen Tücher aus synthetischem Material. Ob sich alles reinigen lässt, ist noch offen. Foto: Aurand

Am Altar und einer Kunstinstallation kam es am Montagnachmittag zu einem Feuer. Die Schadenshöhe ist noch unbekannt, das Gebäude kann derzeit nicht betreten werden.

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Am späten Montagnachmittag brannte es in der katholischen Kirche, betroffen war nur der Altarraum. Alle Indizien deuten auf Brandstiftung hin, aber es war wohl kein "professioneller" Zündler am Werk. Der Sachschaden ist im Moment schwer zu schätzen; die Kirche ist im Moment nicht zugänglich und abgeschlossen. Die RNZ trägt zusammen, was über diesen bisher wohl einmaligen Brand in einem Gotteshaus bekannt ist.

Der Brand: Am Montag gegen 17 Uhr betrat eine Frau die Kirche und bemerkte sofort den Rauch. Sie alarmierte die Feuerwehr, die schnell vor Ort war: "Die Kirche war im Innern komplett verraucht, im Bereich des Altars war ein Feuerschein erkennbar", beschreibt Kommandant Oliver Scherer die Lage.

Ein Trupp mit Atemschutzgeräten hatte das Feuer schnell unter Kontrolle, suchte aber den Kirchenraum noch ab, denn es konnte nicht ausgeschlossen werden, dass da noch weitere Personen drin waren – was sich aber nicht bestätigte. Deutlich aufwändiger war die Entlüftung des recht großen Innenraums, mit zwei Hochleistungslüftern war in gut einer Stunde die Kirche wieder rauchfrei. Bürgermeister Christoph Oeldorf war vor Ort, um sich ein Bild von der Lage zu machen.

Schwierigkeiten hatte die Feuerwehr bei der Anfahrt, denn normalerweise fahren die großen Wagen zum Bürgermeister-Rufer-Platz über die Oberstadt und den oberen Schulhof. Doch die Sperrkette im oberen Schulhof konnte zunächst nicht geöffnet werden, sie wurde dann aufgebrochen.

Um schnell an der Brandstelle zu sein, legten die Feuerwehrleute die ersten Schläuche durch den schmalen Zugang zwischen der Oberstadt und der Kirche. Für sie war es der fünfte Einsatz an diesem Montag, direkt nach dem Mathaisemarkt. Der erste war morgens in der Rennewartstraße-Nord, wo ein Mann mit alten Silvesterraketen hantiert hatte und bei einer Verpuffung schwer verletzt wurde.

Der Schaden: Vor dem Altar war eine Kunstinstallation zur Fastenzeit aufgestellt, deren zentrale Botschaft der Friede ist: ein Olivenbäumchen, etliche Fähnchen, eine Taube, eine Ikone, dazu einige Tücher. Sie wurden mit einer Kerze in Brand gesetzt, die vor allem den Synthetik-Stoff schmelzen ließ. Daher sind Teile des Altars, vor allem aber der Fußboden, mit einer klebrigen Masse überzogen.

Das muss alles gereinigt werden – die Versicherung müsste eine Fachfirma beauftragen, was aber dauern kann. Noch ist nicht absehbar, was alles in Mitleidenschaft gezogen wurde: Blieb der Altar unbeschädigt, oder hat er doch einen Riss bekommen?

Als Pfarrgemeinderatsvorsitzender Detlev Aurand am späten Montagnachmittag vor Ort war, war der Marmorblock zumindest "noch warm". Ebenso unklar ist, ob sich der Fußboden wieder säubern lässt, ansonsten müsste ein Teilbereich neu gefliest werden. Zudem hat sich eine feine Rußschicht über Teile des Kircheninneren gelegt, auch der Rauchgestank ist noch nicht ganz verzogen.

Es sind also weniger die Schäden an der Kunstinstallation an sich, die Aurand Sorgen machen, sondern die Folgekosten. Allerdings ist es ein Glück, dass das Feuer nur am Altar ausgebrochen ist: Alles, was sonst noch brennbar wäre (wie etwa die Kirchenbänke), steht recht weit weg davon.

Die Brandursache: Feuerwehrkommandant Oliver Scherer will dazu noch nichts sagen, zumal die Polizei noch ermittelt. Aurand ist sich aber sicher: "Irgendjemand hat gezündelt." Darauf deutet hin, dass "die Kerze vom Fuß her aufgeschmolzen ist", sie ist also nicht einfach umgefallen.

Und doch: Für Aurand sieht das eher nach einer Tat von Kindern aus: "Es wirkt so, als hätte da jemand herumgespielt, und dann ist ihm die Sache entglitten." Zumal sich ja das Feuer auf den Altarbereich konzentriert hatte. Er ist sich sicher: "Das war kein Anschlag, sonst würde es ganz anders aussehen."


Wie es weitergeht: Im Moment ist die Kirche abgeschlossen: "Es darf keiner rein, bis die Reinigungsfirma der Versicherung nicht da war", so Aurand. Konkret: Die Mittwochsmesse heute und in einer Woche fällt aus, die am Sonntag wird in den großen Pfarrsaal verlegt. Und wie sieht es mit dem Palmsonntag samt seiner Prozession, der Kar-Woche und Ostern aus? "Warten wir mal ab, was die Versicherung sagt. Das werden wir nächste Woche entscheiden."

Ein Einzelfall? Brandstiftung oder Vandalismus in Kirchen ist ein relativ seltenes Phänomen, aber kommt doch immer mal wieder vor. Bisher hatte es noch nicht in der katholischen Kirche gebrannt, aber schon mal hatte jemand alle Kerzen auf einen Schlag angezündet, wie sich Aurand erinnert.

Dass bisher nicht so sehr viel passiert ist, liegt auch daran, dass "tagsüber in der Kirche viel Betrieb" ist. Er will den Vorfall vom Montag nicht allzu hoch hängen: "Das ist das Risiko offener Kirchen." Allerdings sieht er durchaus einen "Werteverfall": Es sei heute nicht mehr die absolute Regel, einen geheiligten Raum zu achten.

Das kann auch Renate Schmitt, evangelische Kirchenälteste in Altenbach, bestätigen: Im letzten Jahr, kurz vor Ostern, hatten Unbekannte am Altar der Johanneskirche eine Kerze umgeworfen, das heiße Wachs ergoss sich über zwei Treppenstufen.

Von der katholischen Kirche weiß sie, dass dort die Orgelpfeifen verbogen wurden. Was vom Schaden her schon eine andere Dimension hatte als in der evangelischen Kirche. Denn dort blieb der Brand ohne weitere Folgen: "Es war ja kein Holz in der Nähe, das hätte brennen können, es war halt nur Arbeit, alles wegzumachen", sagt Schmitt.

Irgendwann fiel ihr auf, dass die zweite Tür, der Notausgang, nur noch angelehnt war – möglicherweise, um in der Kirche Unfug treiben zu können. Auch sie vermutet dahinter Kinder. Abschließen will Schmitt die Kirche nicht: "Ich schaue ja regelmäßig rein." Denn die kleine Gemeinde hat keinen eigenen Kirchendiener.

Copyright (c) rnz-online
Autor: Rhein-Neckar-Zeitung

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