Der Kulturkreis kann die Veranstaltung angesichts der Kürze der Zeit nicht stemmen. Eine Wiederauflage ist im nächsten Jahr geplant.
Von Micha Hörnle
Schriesheim. Wie groß die Lücke ist, die Jochen Wähling beim Kulturkreis Schriesheim (KKS) hinterlässt, zeigt sich daran, dass "Schriesheim jazzt" für dieses Jahr abgesagt wurde. Das ist der Beschluss einer Vorstandssitzung am Mittwochabend; eigentlich war die Veranstaltung für den 29. Juni geplant gewesen. Diese Entscheidung fiel "nach intensiven Beratungen", so KKS-Sprecher Dieter Weitz, und durchaus "schweren Herzens". Aber man musste einsehen, "dass jetzt, rund sechs Wochen vor der Veranstaltung, die zu leistenden organisatorischen und technischen Details nicht mehr korrekt und umfassend darstellbar sind", so Weitz.
"Jochen Wähling, bei dem alle Fäden für ,Schriesheim jazzt’ zusammenführten, war gerade in den letzten Wochen dabei, genau diese Dinge mit allen Beteiligten abzusprechen und umzusetzen sowie die nächsten Schritte zu planen.
Da dieser Prozess mit dem Ziel, eine qualitativ hochwertige und erfolgreiche Musikveranstaltung auf die Beine zu stellen, aktuell nicht adäquat fortführbar ist, mussten wir uns bedauerlicherweise zu dieser Absage – selbstverständlich nur für dieses Jahr – entscheiden", erklärte Weitz.
Dabei hatte Wähling noch wenige Minuten vor seinem Tod den KKS-Vorstandsmitgliedern per Whatsapp-Nachricht mitgeteilt: "Gerade stehen alle Bands und Wirte fest für unser ,Schriesheim jazzt’." Am 30. April war er mit 76 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben. Aber an dieser Entscheidung des KKS-Vorstands sieht man auch, wie wichtig und auf die Schnelle nicht ersetzbar Wähling als Hauptorganisator und eigentlicher Dreh- und Angelpunkt von "Schriesheim jazzt" war.
Zwar stand das grobe Programmgerüst für den Abend, aber es sollte nun an die Feinarbeit mit den Bands gehen. "Wir vom KKS-Vorstand sind da nicht so in der Materie drin", gibt Weitz zu, "Jochen Wähling hatte den absoluten Zugang zu den Künstlern".
Außerdem sei, so Weitz, das Team an Ehrenamtlichen "nicht so breit aufgestellt, dass wir die Organisation dieser Veranstaltung nun auf mehrere Schultern verteilen könnten". Denn auch wenn "Schriesheim jazzt" nur einen Abend lang dauert, stecke doch "wahnsinnig viel Organisation dahinter", so sagt Weitz.
Und angesichts der nun drängenden Zeit habe man sich zur Absage durchgerungen. "Wir wollten es lieber sauber absagen, statt eine schlecht gemachte Veranstaltung auf die Beine zu stellen", die den Ansprüchen des KKS und der über 1000 Besucher nicht gerecht werden würde.
Schließlich gehört "Schriesheim jazzt" seit 2006 zu den kulturellen Aushängeschildern der Stadt mit überregionaler Ausstrahlung. Nur in den Pandemiejahren 2020 bis 2022 entfiel das Event, weil es organisatorisch nicht zu stemmen gewesen wäre: Es wäre unmöglich gewesen, bei normalerweise 1200 Besuchern an sieben Orten deren Kontaktdaten zu erfassen.
"So ein Format passt nicht in Corona-Zeiten", fand damals die Erste Vorsitzende des KKS, Gabriele Mohr-Nassauer. Stattdessen wurden damals die ersten "Schriesheimer Kulturtage" an drei Abenden mit Poetry Slam, Opernarien und einer Jazzband aus der Taufe gehoben. Erst im letzten Jahr, am 1. Juli, lief "Schriesheim jazzt" in seiner 15. Auflage wieder wie gewohnt über die Bühne.
Allerdings betonte Weitz, dass nur in diesem Jahr die Veranstaltung ausfallen wird: "Es wird im nächsten Jahr wieder ,Schriesheim jazzt’ geben, eventuell noch größer." Die Zeit bis dahin will der KKS nutzen, um sich Gedanken zu machen, wer in Zukunft für diese Veranstaltung verantwortlich sein wird. Eine Entscheidung darüber ist noch nicht gefallen.