24.04.2024

Peter Riehl will nicht feiern

Alle Feiern zum 80. Geburtstag wurden abgesagt. Dem Ehrenbürger geht es gesundheitlich nicht gut.

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Man merkte es Peter Riehl an: Die Sache lastet schwer auf ihm, und der Schritt fällt ihm nicht leicht. Aber er will seinen 80. Geburtstag am nächsten Freitag, 20. Mai, nicht feiern. In einem Pressegespräch erklärte der Alt-Bürgermeister und Ehrenbürger, der sich in letzter Zeit in der Öffentlichkeit sehr rar gemacht hat, was ihn zu diesem Schritt bewogen hat: "Ich bin gesundheitlich angeschlagen." Das Gehen und Stehen fällt ihm sichtlich schwer, darunter haben auch die Nerven gelitten: "Ich wäre nicht in der Lage, eine große Feier durchzustehen." Die hatte Bürgermeister Christoph Oeldorf eigentlich am Jubeltag in der Mehrzweckhalle vorgesehen, aber Riehl bat ihn, das alles abzusagen.

Auch eine kleine Feier im privaten Rahmen wird es nicht geben, und so bittet Riehl alle, am Freitag von Hausbesuchen oder Ständchen (wie noch vor fünf Jahren) abzusehen. Er hat auch den Landrat gebeten, nicht vorbeizukommen. "Es tut mir sehr leid, ich hätte diesen Tag gern im Kreise vieler Bürger begangen, zumal ich dankenswerterweise feststellen kann, wie sehr mir viele nach 16 Jahren, in denen ich nicht mehr im Amt bin, immer noch gewogen sind."

Aus der Kommunalpolitik hat er sich seitdem herausgehalten, auch aus dem Bürgermeisterwahlkampf, wie er schon im letzten großen RNZ-Interview vor zwei Jahren angekündigt hatte. Und so weist er jeden Verdacht von sich, er habe bei der Kür des Höfer-Nachfolgers die Strippen gezogen. Zwar habe er Christoph Oeldorf einmal kurz getroffen und mit ihm telefoniert, aber für ihn werde er keine Werbung machen, "das ist auch nicht gut für Sie". Vom Ausgang der Wahl war er dann durchaus überrascht, dass sein Nach-Nachfolger "nur" Amtsverweser ist, ist für ihn kein Problem: "Er ist voll im Amt, er kann agieren, wie er will." Und dass es zwei Wahlanfechtungsklagen gibt, sei wohl eher "ein Zeichen der heutigen Zeit". Ansonsten verfolgt Riehl die Kommunalpolitik "mit großem Interesse, aber ohne Kommentar."

Riehls Begründung für die Absage aller Feiern zum 80. Geburtstag ist mitnichten vorgeschoben. Ihm geht es schon länger gesundheitlich nicht gut, zuletzt waren es Hüfte oder Knie – und wieder mal der Knöchel. Dessen Probleme stammen von einem verhängnisvollen Unfall vor 30 Jahren, es war ausgerechnet ein Freitag, der 13.: An jenem 13. März 1992 war der "schwarze Peter" (Riehl) mal wieder gegen den "roten Peter" (Denger) am Mathaisemarkt, beim "Schriesheimer Abend", zu einer Festzelt-Wette angetreten: Dabei musste er mit seinem Dossenheimer Amtskollegen von der Bühne in die Mitte des Zelts laufen und dort per Eimer Trauben abholen, die dann auf einem Bottich auf der Bühne zerstampft werden sollten. Der Verlierer hätte dann Bundeskanzler Helmut Kohl – er hatte am Montag zuvor bei der Mittelstandskundgebung gesprochen – einen Gemüsekorb aus der eigenen Gemeinde übergeben müssen.

Doch an diesem Abend war Riehl besonders nervös, wie in der Biografie des Journalisten Konstantin Groß zu lesen ist: "Er hetzte derart, dass er die letzten beiden Stufen nicht mehr lief, sondern sprang, worauf es einen Schlag machte und Riehl am Boden liegen blieb." Sein Hausarzt, Karl Schuhmann, diagnostizierte einen komplizierten Trümmerbruch. Riehl hatte sich unterdessen wieder gefasst, ließ sich das Mikrofon geben und beruhigte die Zuschauer: "Liebe Schriesheimer, ich hab’ den Fuß gebrochen, und die lassen mich jetzt nicht mehr auf die Bühne. Feiert weiter einen ,Schriesheimer Abend’, ich muss jetzt zum Doktor. Die Wette wiederholen wir im nächsten Jahr."

Riehl kam per Krankenwagen in die Heidelberger Chirurgie, wurde drei Stunden operiert, bekam acht Nägel in den Fuß gesetzt, aber im Krankenhaus erlitt er zwei Herzanfälle (davon einen während der OP) und eine Lungenembolie. Unterdessen wurden Riehls Unfall und sein Gesundheitszustand Stadtgespräch – und auch wegen eines von den Ärzten erlassenen und heiß diskutierten Besuchsverbots ließ Riehl die Presse vor, die dann in allen Einzelheiten über seine langwierige Genesung berichtete. Fast noch schwerer wogen die seelischen Folgen: Im Krankenhaus überfiel ihn eine schwere Depression. Und es spricht für Riehl, wie offen er damit umging. Es dauerte über ein Jahr, bis er sich wieder gefangen hatte. Erst nach über sechs Wochen wurde er wieder aus der Klinik entlassen, auf Feiern zu seinem 50. Geburtstag verzichtete er ganz. Damals (wie heute auch) meldete er sich per Mitteilungsblatt an die Bürger. Er, der nie richtig gesund gelebt hatte, räumte damals "viele Fehler der bisherigen Lebens- und Arbeitsweise" ein.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung