Philipp H. ist seit Montag verschwunden. Der 46-Jährige lebte zurückgezogen auf dem Campingplatz. Ein Suchhubschrauber flog über das Waldgebiet bei Schriesheim, Altenbach und Wilhelmsfeld.
Schriesheim. Auch am Freitag, dem nun fünften Tag, seitdem ein 46-Jähriger vermisst wird, gibt es noch keine weitere Spur von ihm. An diesem Tag veröffentlichte die Polizei weitere Details: So wird der Schriesheimer bereits seit Montag, 7. Oktober, vermisst – und nicht erst seit Dienstag, wie es am Donnerstag noch seitens der Polizei geheißen hatte; zuletzt bestand am Montag gegen 13 Uhr Kontakt zu ihm.
Am Freitag veröffentlichte das Polizeipräsidium Mannheim sowohl seinen Namen, Philipp H., und schließlich auch ein Foto des Vermissten. Zudem präzisierte die Behörde auch die Beschreibung des Mannes: Er ist 1,87 Meter groß, schlank, hat ein westeuropäisches Erscheinungsbild, dunkle Augen und Glatze; er soll zudem an der rechten Augenbraue ein Piercing haben.
Philipp H. trägt wahrscheinlich ein weißes T-Shirt, einen Kapuzenpullover und eine Bauchtasche. Möglicherweise führt er ein Fahrrad mit sich. Zeugen, die Hinweise zum Aufenthaltsort von Philipp H. geben können, werden gebeten, sich unter der Telefonnummer 0621/174-4444 zu melden. Hinweise werden auch jederzeit unter dem polizeilichen Notruf 110 und bei jeder Polizeidienststelle entgegengenommen.
Zunächst war die Polizei mit weiteren Informationen zurückhaltend, denn der Vermisste ist volljährig und hat das Recht, auch mal "abzutauchen". Wie die Polizei nun mitteilte, könnte sich Vermisste in einer hilflosen Lage befinden, wonach auch eine Eigengefährdung nicht ausgeschlossen werden kann."
Viel verraten die Ermittler nicht über Philipp H.. Nach RNZ-Informationen hat er sehr zurückgezogen in einem Wohnwagen auf dem Campingplatz an der Talstraße gewohnt. Hier war bereits die Kripo, um Spuren zu sichern. Das bestätigte Martin Seitz, dessen Firma "Seitz Backrohstoffe" erst vor einem Monat den Laden in der Seitzmühle am Campingplatz eröffnet hatte.
Seitz kannte Philipp H. nicht, auch nicht vom Sehen. Herbert Schwing, der Besitzer des Campingplatzes, bezeichnet den Mann als vielleicht etwas zurückgezogen, aber ihm gegenüber als offen, "nett und freundlich"; er habe immer seine Hilfe angeboten, wenn es mal eine Kleinigkeit zu reparieren gab. Philipp H., der keine Arbeit hatte, war vor etwa eineinhalb Jahren von einem anderen Campingplatz im Odenwald hierher gezogen.
Anscheinend hatte er wenig Kontakt zu den anderen Campern und bezeichnete sich als schüchtern im Umgang mit anderen, doch ging er hin und wieder mit einer Sackkarre in die Stadt, um Gas zu kaufen. Ab und an fuhr er auch mit dem Rad weg. Wie Schwing der RNZ berichtete, habe Philipp H. nicht depressiv gewirkt, aber möglicherweise gesundheitlich angeschlagen. Auf jeden Fall hofft er, dass der Vermisste bald wohlbehalten zurückkehrt.
Allerdings stehen nach vier Tagen im Freien die Chancen dafür nicht gut. Insbesondere am Donnerstag hatte der Streifendienst des Reviers intensiv nach Philipp H. gesucht – und zwar im Hangbereich südlich der Talstraße. Zunächst war um die Mittagszeit für etwa eine Stunde ein Polizeihubschrauber im Einsatz, dessen Wärmebildkamera aber durch das dichte Blattwerk im Wald keine Ergebnisse lieferte.
Später waren bis zum späten Abend noch drei Suchhunde im Einsatz – alles ohne Erfolg. "Wir haben jeden Stein umgedreht", sagte ein Polizeisprecher der RNZ. Der Einsatz einer Hundertschaft steht im Moment nicht zur Diskussion. Denn das abzusuchende Gebiet wäre einfach zu groß.
Diese Umstände erinnern an den Fall von Mario G. aus Schriesheim. Der 40-Jährige, der zwar zurückgezogen lebte, aber zu seinem Vater regelmäßig Kontakt hatte, wurde seit dem 3. September 2021 vermisst; da waren beide noch zusammen im Dossenheimer "Kaufland" einkaufen.
Der Vater hatte gegenüber der RNZ die seiner Ansicht nach zu schleppende Suche nach seinem Sohn kritisiert. Die Polizei entgegnete, das Verschwinden eines erwachsenen, weitestgehend gesunden Menschen rechtfertige nicht weitergehende Maßnahmen – erst Recht nicht, wenn diese die informationelle Selbstbestimmung tangieren. "Wir haben fast 1000 ähnliche Fälle im Jahr, viele der gemeldeten Personen kehren wieder zurück", sagte damals ein Polizeisprecher (RNZ vom 15. Oktober 2021).
In einem Weinberg nicht weit von der Wohnung des Vermissten hatten Spaziergänger am 8. Oktober 2021 dessen Geldbeutel gefunden, daraufhin durchkämmten Polizisten mit einem Suchhund das Gebiet. Schließlich wurde Mario G. am 17. Oktober 2021 im Dossenheimer Steinbruch von einem Gemeindearbeiter gefunden. Sein Leichnam wies Spuren eines Sturzes auf.
Eineinhalb Jahre später, am 20. April 2023, fand man ebenfalls im dortigen Steinbruch die Leiche eines 25-jährigen Heidelbergers. Er war seit dem 29. Dezember 2022 vermisst worden. Auch hier gab es keine Anzeichen von Fremdverschulden.
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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung