23.04.2024

Entsetzen über Baumfällungen für neuen Kindergarten

Zwölf Bäume in der Conradstraße wurden für den neuen Kindergarten gefällt. Ein Baumgutachter begleitete die Rodung.

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Vor einer Woche ließ die Stadtverwaltung in der Conradstraße – dort, wo der neue Kindergarten gebaut werden soll – jede Menge Bäume fällen. Über das Ausmaß der Rodungsarbeiten herrschte bei manchen Anwohnern Entsetzen.

Klaus-Dieter Linsmeier hatte in einem Leserbrief genau diesen Kahlschlag befürchtet, als er von den Neubauplänen las: "Verschiedene Parteien hatten in der Vergangenheit versichert, den über Jahrzehnte gewachsenen ,Wald’ möglichst erhalten zu wollen. Das Miteinander großer Laubbäume ist Lebensraum für Vögel und Insekten, spendet Schatten in den heißen Sommern, versorgt die Umgebung mit Sauerstoff und verbessert das Kleinklima." Nun sieht er sich in seinen Befürchtungen bestätigt: "Mehr als die Hälfte der Bäume sind weg, darunter alle großen und alten."

Das Rathaus antwortet auf eine RNZ-Anfrage, dass "der Erhalt der Bäume auf dem Grundstück in der Conradstraße bereits seit den ersten Planungen von der Stadtverwaltung forciert" worden sei. Gerade beim Neubau des Kindergartens in der Hirschberger Straße habe sich gezeigt, wie wichtig der natürliche Schatten der großen Platane im Außengelände für die Kinder ist.

Daher "wurde schon bei der Auslobung des Wettbewerbs zum Neubau des Kindergartens darauf Wert gelegt, dass so viele Bäume wie möglich erhalten bleiben". Der Entwurf der (Landschafts-)Architekten, der nun umgesetzt werden soll, habe diese Vorgabe "bestmöglich umgesetzt".

Gefällt wurden insgesamt zwölf Bäume: drei große Platanen, Hainbuchen, Roteichen, Feld- und Spitz-Ahorne. Da es in Schriesheim keine Baumschutz-Satzung gibt, orientierte man sich bei den Fällarbeiten nach dem Bundesnaturschutzgesetz.

Die Rodung begleitete laut Rathaus ein Baumgutachter, der schon seit Jahren für das Baumkataster der Stadt zuständig ist. Die Daten aller Gehölze wurden schon im Wettbewerb an die Büros weitergegeben, sodass die Landschaftsarchitekten im Vorfeld über den Zustand der Bäume informiert waren und ihn einschätzen konnten.

Vor Beginn der Arbeiten wurde bei zwei Vor-Ort-Terminen mit dem Planungsbüro, dem Baumgutachter und der ausführenden Firma genau besprochen, welche Bäume definitiv weichen müssen. Bei diesen Terminen wurde auch entschieden, dass ein Baum nicht, wie geplant, gefällt wird.

Ziel sei immer gewesen, "möglichst viele Großbäume auf dem Grundstück zu erhalten". Bei dreien war das aber nicht möglich: Die beiden Platanen an der Conradstraße standen auf einem Wall. Ihre Wurzeln wären zu sehr geschädigt worden, wenn der neue Kindergarteneingang ebenerdig angelegt wird; daher "war ein Erhalt nicht möglich". Die dritte Platane am Fußweg stand dem zukünftigen Gebäude im Weg und musste daher weichen.

Die anderen kleineren Bäume an der Conradstraße standen dort, wo der zukünftige Mitarbeiterparkplatz hin soll, und kamen weg. Schließlich mussten noch drei Bäume im westlichen Bereich gefällt werden, da der neue Kindergarten wegen des Kanals, der das Grundstück durchläuft, um zwei Meter verschoben werden musste – eben dorthin, wo bisher diese drei Gehölze standen.

Generell will die Stadt nicht, wie Linsmeier, von einem "Wald" sprechen, der begrünte Wall diente vor allem als Lärm- und Sichtschutz fürs Schulzentrum. Das nun gerodete Gelände gehörte eigentlich zu dem Schulhof und diente als Spielplatz. Insofern sei "der ökologische Wert dieses Grundstückes ist daher aus unserer Sicht eher niedrig einzuschätzen".

Wenn der Kindergarten samt Außenanlage fertig ist, werde "geprüft, inwieweit Neupflanzungen vorgenommen werden können". Und im Übrigen: "Beschwerden über die Rodung sind der Stadt bisher nicht bekannt."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung