28.03.2024

Altenbach soll wieder ein Lokal bekommen

Zwei junge Pakistaner wollen noch im Juli neu eröffnen. Italienische, deutsche und indische Spezialitäten plus Lieferservice sind geplant.

Von Micha Hörnle

Schriesheim-Altenbach. Der Ortsteil hat seit zweieinhalb Jahren kein Lokal mehr, seitdem zum 31. Januar 2020 der "Kochlöffel" im ehemaligen "Café Flößer" schloss. Das könnte bald anders werden, denn mit Riaz Saqib (27) und Imran Ali (28) haben sich zwei neue Pächter gefunden, die bereits am Sonntag, 10. Juli, – wenn alles glattgeht – eröffnen wollen, und zwar ein Restaurant mit Lieferdienst. Das neue Lokal soll "Pizza Buona" heißen und italienische, deutsche, aber auch pakistanisch-indische Küche bieten, schließlich stammen die beiden Cousins aus Pakistan, 2015 kamen beide nach Deutschland.

Saqib, der mit seiner Familie in Viernheim wohnt, kennt sich vor Ort aus: Er war über fünf Jahre lang Koch im einstigen "Sonus", dem "Kochlöffel"-Vorgänger. Mitte Juli 2019 hatte "Sonus" nach rund fünf Jahren seine Pforten geschlossen und war nach Mannheim gezogen – womit auch Saqib weg war und seitdem im "Galicia", einem Italiener im Bürgerhaus Viernheim, arbeitet.

Doch er hatte einen festen Entschluss: Wenn er erst einmal seine Aufenthaltsgenehmigung hat, wird er ein eigenes Lokal eröffnen. Die ist nun da, und da der Kontakt zum Eigentümer der Restauranträume, Edgar Flößer, nie abgerissen war, konnte er seinen Traum nun endlich verwirklichen. Aber schreckt ihn nicht das traurige Schicksal der Altenbacher Gastronomie, die sich auf Dauer nicht halten kann? Im Gegenteil, Saqib wirkt entschlossen: "Wenn das Essen schmeckt, hat man kein Risiko. Außerdem muss man positiv denken, wenn man sich selbstständig machen will." Und außerdem: "Ich weiß, was die Leute wollen, ich kenne halb Altenbach." Zumal es in der ganzen Umgebung keine indisch-pakistanischen Spezialitäten gibt – und in Altenbach gar nichts mehr. Mit dem Lieferdienst hätte "Pizza Buona" ja auch noch ein anderes Standbein. Hier wartet man noch auf die Kooperationsvereinbarung mit "Lieferando", dem Marktführer im Außer-Haus-Service. Preislich soll das neue Restaurant mit seinen 60 Plätzen (allerdings nur drinnen) im Mittelfeld liegen, also beispielsweise 6,50 Euro für eine normale Pizza Margherita.

Während Saqib im neuen Restaurant kocht, fungiert sein Cousin Ali, der auch schon länger in der Gastronomie arbeitet, eine Art "Mädchen für alles". Zwei Mitarbeiter haben die beiden schon eingestellt, man sucht noch eine weitere Bedienung. Wenn es gut läuft, will Saqib expandieren und weitere Lokale eröffnen.

Nach ihren Angaben haben die Pächter in spe frisch gestrichen und eine neue Küche besorgt. Allerdings hat davon Ortsvorsteher Herbert Kraus nichts mitbekommen, obwohl er ja mehrmals am Tag am ehemaligen "Café Flößer" vorbeikommt. Insofern war er von der baldigen Eröffnung überrascht, die noch nicht einmal "Dorfgespräch" ist, wie er sagt.

Was vielleicht auch daran liegt, dass die beiden Pakistaner ihre Neueröffnung noch nicht groß publik gemacht haben, vielleicht auch wegen Sprachbarrieren. An den beiden Tafeln zur Hauptstraße hin, kann man nur lesen: "Bedienung gesucht ab 01.07.22", gefolgt von einer Handynummer. Zumindest kann Vermieter Edgar Flößer bestätigen, dass "die beiden demnächst aufmachen wollen". Vom Umbau habe man deswegen nichts mitbekommen, weil eigentlich nicht so viel zu machen war, so Flößer, denn das Mobiliar sei in Ordnung, zumal man ja nicht mehr in Gaststätten rauchen darf. Flößer hofft auf einen guten Start des Lokals – einerseits für Altenbach ("Da gibt es ja nix mehr") und auch für sich ("Ich bin auf die Miete schon auch angewiesen"). Zumal es außer Saqib und Ali auch keine weiteren Interessenten für das Lokal gab. Saqib berichtet allerdings, dass "viele Leute vorbeigekommen sind und gefragt haben, wann wir eröffnen".

Noch traut Ortsvorsteher Kraus dem Braten noch nicht, aber ein neues Lokal wäre "für Altenbach ein großer Fortschritt", denn in den letzten Jahren brach immer mehr Infrastruktur weg: 2017 schlossen der letzte Supermarkt und die beiden Bankfilialen, 2020 die letzte Bäckerei, in diesem Jahr wurde der einzige Bankautomat abgebaut, nachdem die Volksbank-Zweigstelle verkauft worden war – und nicht zuletzt sind die Pläne für einen Dorfladen auf absehbare Zeit auf Eis gelegt. Einziger Lichtblick ist das Café "Drehscheibe", das noch im Herbst im evangelischen Gemeindehaus eröffnen soll. Ist das nicht eine Konkurrenz für sein neues Lokal? Saqib winkt ab: "Wir haben kein Frühstück und keinen Kuchen."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung