29.03.2024

Altenbach ist keine Gastronomiewüste mehr

Seit gut zwei Wochen gibt es einen Lieferdienst im ehemaligen "Café Flößer". Nächste Woche soll endlich auch das neue Lokal eröffnen.

Von Micha Hörnle

Schriesheim-Altenbach. Eigentlich hätte der Ortsteil nach zweieinhalb Jahren "ohne" längst wieder ein Restaurant erhalten sollen. So hatten es Riaz Saqib und Imran Ali vor einem knappen Monat gegenüber der RNZ angekündigt. Damals war vom 10. Juli als Tag des Neustarts die Rede. Doch dann musste Saqib noch etliche Unterlagen besorgen, "dadurch wird es ein bisschen später", wie er am Dienstag bei einem RNZ-Ortstermin etwas entschuldigend erklärte. Der nun – vorläufige – Eröffnungstag ist der nächste Dienstag, 9. August. Weil alles noch ein bisschen in der Schwebe ist, wird es auch keine richtige Eröffnungsparty geben, sondern eher ein "Soft Opening".

Allerdings hat der Liefer- und Abholdienst seit gut zwei Wochen geöffnet, und der wird laut Saqib "sehr gut angenommen". Zumindest klingelt sein Telefon ziemlich oft. Kleines Manko bisher noch: Mit der Karte kann man hier nicht bezahlen, nur bar. Den meisten Umsatz machen die beiden Gastronomen, die aus Viernheim stammen, momentan mit indischen Spezialitäten, aber auch mit Pizza und Burgern. In Altenbach hat es sich langsam herumgesprochen, dass man keine kulinarische Wüste mehr ist, und so nutzen die meisten den Abholdienst, denn da gibt es zehn Prozent Rabatt. Die meisten Lieferungen gehen nach Schriesheim oder Wilhelmsfeld, hier bestellen die meisten per Telefon (06220/2889977), per Whatsapp (0157/78425029) oder per Internet über "Lieferando".

Aber viele Altenbacher warten auf die Wiedereröffnung des Restaurants. Übrigens nicht nur Altenbacher: Denn beim Lokaltermin der RNZ hielt Daniel Schmitt aus Abtsteinach spontan an. Der kommt sowieso regelmäßig durch den Ortsteil gefahren, er ist Stammgast im Waldschwimmbad. Und er freut sich, dass Altenbach bald wieder zur Einkehr einlädt. "Das war hier mal der beste Inder im Umkreis", meint er fachmännisch mit Blick auf das ehemalige Lokal "Sonus" und fragt gleich, ob man dasselbe Angebot – Schmitts Favoriten waren das Chili-Chicken oder die Vorspeise Pakora (Gemüse im Teigmantel) – hier auch wieder erwarten darf. Darf man, denn der Koch ist der gleiche, nur ist "er jetzt der Boss", wie ein Angestellter sagt, womit er Saqib meint.

Der kochte hier bis zur Schließung von "Sonus" im Juli 2019, ging dann nach Viernheim ins "Galicia", einem Italiener, und bemüht sich seit drei Monaten darum, dem alten Lokal, das man in Altenbach meist noch als "Café Flößer" kennt, wieder Leben einzuhauchen. Wenn denn endlich mal offen ist, will Schmitt "auf jeden Fall" wiederkommen. Damit ist er nicht allein, Saqib berichtet, dass "jeden Tag Leute nachfragen, wann wir aufmachen". Erst am Sonntag wollten sich 20 Gäste schon hinsetzen, aber das musste ihnen der Wirt verwehren. Dann holten sie schließlich das Essen bei ihm ab.

Ortsvorsteher Herbert Kraus hingegen war noch nicht hier, und er hat bisher auch noch nichts davon gehört, wie das neue Angebot im Ortsteil aufgenommen wird. Er will sich selbst davon ein Bild machen, "wenn das erste Getümmel vorbei ist". Zumal Saqib bisher noch keine richtige Werbekampagne gestartet hat, die meiste Resonanz erhielt er nach dem ersten RNZ-Artikel, und auch Daniel Schmitt hat es "über den Flurfunk" erfahren, dass sich etwas in der Hauptstraße 45 tut.

Und doch ist Saqib sich sicher: "Die Altenbacher wollen wieder ein Restaurant haben. Das sind so liebe Leute – und hungrige." Und mit Blick auf seine lange Zeit im "Sonus" meint er auch zu wissen, "was die Altenbacher essen wollen". Aber es geht ja nicht nur ums Essen allein, auch um Geselligkeit: So hat er schon einige Anfragen für einen Stammtisch erhalten; und er kann sich auch vorstellen, dass die Altenbacher Vereine sich hier treffen.

Momentan gibt es schon ein ziemlich ausführliches Faltblatt von allem, was man hier bestellen kann – Vorspeisen, Pizza, Pasta, Salate, Steaks und Schnitzel, vor allem aber indisches Curry –, fürs Lokal hat der Pakistaner, der seit 2015 in Deutschland lebt, aber "eine kleinere Karte mit etwas anderen Preisen" im Sinn.

In den beiden Gasträumen mit 60 Sitzplätzen hat sich bisher noch wenig getan, sogar der alte Spielautomat steht noch. Saqib hat allerdings vor, die Innenräume die nächsten Tage mit etwas Farbe und Blumen aufzuhübschen. Auch das Schild mit dem neuen Lokalnamen "Pizza Buona" muss er noch anbringen: "Ist alles schon bestellt, sogar zwei Schilder. Die sollen nächste Woche geliefert werden." Die Öffnungszeiten sollen dieselben sein wie im Moment beim Lieferdienst: Dienstag bis Freitag von 16 bis 23 Uhr, Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 12 bis 23 Uhr. Wenn es wirklich Bedarf geben sollte, kann sich Saqib sogar einen Mittagstisch vorstellen, am besten mit Reservierung. Und als wäre das alles nicht schon genug Arbeit – schließlich steht der 27-Jährige allein in der Küche –, will er außerdem noch Catering anbieten. "Ich freue mich wirklich auf das neue Restaurant. Ich bin mir sicher, dass ich es gut mache und es läuft."

Momentan arbeiten hier vier Personen (inklusive Saqib und Ali), eine weitere Kraft zum Servieren wird noch gesucht: "Am besten jemand aus Altenbach." Denn Saqib ist selbst davon genervt, jeden Tag von Viernheim hierher zu fahren. Deshalb sucht er nun in Altenbach eine Wohnung. Dann wäre er noch näher am Puls.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung