20.04.2024

Altenbach hat doch schon längst ein Lokal

Seit 2014 betreibt Rainer Seifert die "Kegelstube", die auch eine Küche hat. Im Moment hat sie wegen Arbeiten in der Mehrzweckhalle geschlossen.

Von Micha Hörnle

Schriesheim-Altenbach. Gerade in der letzten Zeit berichtete die RNZ häufiger über die stockende Eröffnung des Restaurants "Pizza Buona" in den Räumen des ehemaligen Cafés Flößer (siehe Artikel links). Dabei hieß es immer, dass Altenbach kein richtiges Lokal mehr hat, seitdem der "Kochlöffel" (der Nachfolger von "Sonus") Anfang 2020 geschlossen hatte. Nun meldete sich Rainer Seifert, um das mal richtigzustellen. Denn er betreibt seit 2014 die "Kegelstube" unter der Mehrzweckhalle – und die hat durchaus eine Speisekarte, "die ist gut und bekannt": Die Pizza mit dem selbst gemachten Teig – seit gut einem Jahr im Angebot – kostet unter sechs Euro, es gibt aber auch den populären Wurstsalat, Currywurst und Hamburger, sogar ein Kochkässchnitzel für 7,50 Euro (das teuerste Gericht auf der Karte). Ein Bier ist für 2,50 Euro zu haben.

Seine zivilen Preise erklärt er damit, dass die Pacht der Stadt für den Gastraum mit 25 Sitzplätzen samt Küche recht gering sei – und er selbst nicht auf große Gewinne aus ist: "Ich bin gern mit Leuten zusammen. Hauptsache, ich habe meinen Spaß." Das sehen wohl auch seine Gäste so, viele kommen regelmäßig. Nur gekegelt wird ausgerechnet in der "Kegelstube" nicht mehr. Zwar existiert die alte Bahn noch, aber die Elektronik aus den Siebzigern ist kaputt. Nun gibt es hier Dartscheibe, Kicker und Billardtisch.

Einziges Manko der "Kegelstube": Seit dem 25. Juli hat sie erst einmal geschlossen, weil gerade in der Halle die Lüftung und Heizung erneuert werden: "Es hieß, das geht zwei bis drei Monate. Ich hoffe mal, dass es nicht länger wird." Solange gibt es im Schützenhaus auf der Kipp – Seifert ist selbst aktiver Schütze – ein Notangebot mit Bockwurst und Getränken, jeweils dienstags und freitags von 17 bis etwa 20 Uhr, zu den dortigen Trainingszeiten.

Der 59-Jährige, der eigentlich aus Dossenheim stammt und seit 1987 in Altenbach wohnt, hat sich das Rüstzeug zum Wirt selbst beigebracht, zusammen mit seiner Frau Ursula bewirtschaftete er ein Lokal in Altlußheim. Seitdem er in Frührente ist, ist die "Kegelstube" sein "Baby"; er arbeitet hier allein, mehr würde auch der Umsatz nicht hergeben. Kurz vor der Übernahme der "Kegelstube" hatte er sich noch darum bemüht, das Café Flößer zu pachten, als er von dessen drohender Schließung erfuhr.

Aber das zerschlug sich, der nächste Pächter war dann "Sonus". Am 6. Juni 2014 eröffnete er die alte "Kegelstube" neu – nachdem Gustav Weber diese lange betrieben hatte, worauf kurz neue Pächter folgten und am Schluss die Band "Crack The Sky" hier ihren Proberaum hatte. Seifert stellte sein Konzept sogar damals dem Ortschaftsrat vor, der ihm den Zuschlag erteilte – und seitdem läuft der Laden: "Acht Jahre habe ich geschafft – trotz Corona." Im Sommer kann man sogar an sechs Tischen draußen sitzen, man muss nur Seifert mit einem Drücker an den Tisch rufen.

Denn das ist weiterhin ein ungeklärtes Problem: Im Grunde findet man als Nichteingeweihter die "Kegelstube" nicht. Das alte Leuchtschild an der Hauptstraße kam weg, als der Schulhof neu gepflastert wurde. Alle Aufsteller, die Seifert dort platzierte, wurden Opfer von Vandalismus, jetzt gibt es nur ein Banner, das an einem Aufstellgitter aufgespannt ist, das ein bisschen den Weg weist. Aber so wichtig ist ihm Werbung auch wieder nicht: "Ich muss ja mit der Arbeit hinterherkommen."

Allerdings würde schon ein direkter Eingang vom Schulhof aus helfen, was wiederum die Sichtbarkeit der "Kegelstube" erhöhen würde: Denn man muss, etwas umständlich um die Ecke gehen – und so gibt es heute noch Altenbacher, die von der Existenz des Lokals nichts wissen. Tatsächlich gibt es am Schulhof ein Metalltor zur "Kegelstube", das man vom Gastraum auch sieht. Doch der Bau eines neuen Eingangs wäre zu aufwändig, wie Seifert vom Bauamt erfuhr: Die "Kegelstube" liegt nämlich tiefer als der Hof, man müsste sämtliche Abwasserleitungen neu verlegen. Aber so schlimm sei das nicht, sagt Seifert: "Ich bin zufrieden, wie es läuft."

Mit dem neuen Lokal "Pizza Buona" hadert er nicht: "Das sind eher unterschiedliche Zielgruppen. Das war auch schon beim ,Sonus’ so." Das gilt auch für das geplante Café Drehscheibe, für das gerade das evangelische Gemeindehaus umgebaut wird: "Christian Wolf hat mich gefragt, ob ich etwas dagegen habe. Habe ich nicht, wir verkaufen keinen Kuchen. Ich sehe das alles nicht als Konkurrenz. Früher hatte Altenbach doch sechs Wirtschaften."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung